übrig bleiben, mit Stoffen, die von hieraus sich weiter auf der Oberfläche
der Erde verbreiten können. So ist auch die Vertheilung der
Wiesen an das fliessende Wasser gebunden; sie erfüllen die Thäler
der Flüsse, die, zum Theil von Quellwasser gespeist, zur Zeit ihres
Austretens gerade so weit, wie ihr Ueberschwemmungsgebiet reicht,
den Wald zurückdrängen und den Rasengrund befruchten. Die feine
Schlammschicht von Thon, welche die zurücktretenden Gewässer
zurücklassen, ist ein reiner Gewinn für das künftige Wachsthum des
Rasens. Das kleinste Rinnsal eines Baches ist es, welches mitten
im Baumdickicht eine! Waldwiese ins Dasein ruft. Ueberall sehen
wir, wie schon in den ursprünglichen Verhältnissen die Wiesengräser
die Schätze der Tiefe mit der organischen Natur an der Oberfläche
vermitteln. Aber wie viel grösser ist die Bedeutung dieser Wechselwirkungen
durch die menschliche Thätigkeit, durch die Arbeit des
Ansiedlers erst geworden, die seinen Nahrungspflanzen den Boden
des Waldes überantwortete, dann ihn, durch seine Bedürfnisse getrieben
, erschöpfte und in diesem Kampfe mit begrenzten Hülfs-
queilen erlahmen müsste, wenn nicht das Quellwasser dieselben erneute,
die Wiese dem Viehstande , dieser dem Acker diente , wenn
nicht die fortschreitende Einsicht durch gesteigerte Kultur der aus
unterirdischen Vorräthen ernährten Pflanzen das Gleichgewicht
sicherte und den Ertrag des Bodens stetig zu erhöhen bestrebt wäre.
Was das fliessende Wasser für die Gräser bedeutet, das gewährt
das ruhende oder langsamer bewegte den Cyperaceen, den Erzeugnissen
des Sumpfbodens. Nicht als ob diese Familie in ihrem Kiesel-
bedürfniss zurückstände, vielmehr zeigen die von Mineralstoffen
starrenden Blätter mancher Arten, wie sie selbst die Gramineen
hierin übertreffen, aber in der Fähigkeit, die grünen Organe nach
Maassgabe der Zufuhr zu vervielfältigen, stehen sie weit zurück. Sie
bilden eine Reihe von Formen, die auf dem trockensten Boden anhebt
und mit schwimmenden Wassergewächsen endet. Die grosse
Mehrzahl der Cyperaceen nähert sich den letzteren, ihr Wasser-
bedürfniss ist grösser als bei den Gräsern. Zugleich ist es auch die
Beschaffenheit der Feuchtigkeit, welche sie aufnehmen, wodurch
beide Gruppen geschieden sind. Die Cyperaceen werden sauere
Gräser genannt, weil sie da gedeihen, wo bei den Umbildungen des
Humus sich freie Humussäuren ausscheiden. Wenn eine Wiese durch
gehemmten Abfluss des Wassers versumpft, scheinen diese Bedingungen
leicht einzutreten, dann werden die nahrhafteren Gräser von
Cyperaceen verdrängt. In den Morästen erzeugen die Seggen oder
Riedgräser (Car ex) zwar häufig eine zusammenhängende Rasendecke,
aus welcher die gedrängten, weissen Köpfe des Wollgrases, ebenfalls
einer Cyperacee [Eriophorum], sich zu erheben pflegen, aber aus
den starren Blättern lässt sich kein Heu bereiten, das zur Nahrung
der Thiere geeignet wäre. Die Vegetation des Sumpfbodens ist von
klimatischen Einflüssen weit unabhängiger als die der Wiesengräser,
und dasselbe gilt in noch höherem Grade von den Wasserpflanzen
selbst. Dieselbe Eriophoren-Formation, welche auf den alpinen
Fjelden Norwegens die sumpfigen Niederungen dieses Tafellandes
bekleidet, kehrt mit geringfügigem Wechsel der Bestandteile auf
ähnlichem Boden in den Tiefebenen wieder. Hier verlieren sich die
Gegensätze der gemässigten und arktischen Zone bis zu den höchsten
Breiten. Das unbegrenzte Wohngebiet mancher Wasser- und
Sumpfpflanzen, welches zuweilen den ganzen Erdkreis umspannt,
ist nicht bloss eine Folge der von Darwin nachgewiesenen Verbreitung
ihrer Saamen durch Zugvögel, die im flüssigen Element ihrer
Nahrung nachgehen, sondern diese Erscheinung entspricht zugleich
der gleichmässigeren Temperatur des Wassers, welches sie aufsaugen.
In den nördlichen Breiten der gemässigten Zone verschwindet
das Eis des Winters später in den Sümpfen als in den Flüssen,
und auch dadurch werden die Bedingungen der Vegetation denen
der arktischen und alpinen Flora ähnlicher.
Durch die Rohr- und Schilfgräser, die aus dem seichten Wasserspiegel
hoch emporragen, und an deren gedrängten Halmen die Blätter
aus einander rücken oder auch ganz fehlen, sind die Cyperaceen
und Gramineen zu einer in ihrer Lebensweise übereinstimmenden
Pflanzenform verbunden. An dem unteren Stromlauf der grossen
Flüsse und auf ihren Deltainseln haben die Rohrdickichte die weiteste
Ausdehnung (namentlich von Arundo Phragmites), am grossartigsten
an der unteren Donau, wo, so weit das Auge reicht, viele
Quadratmeilen von ihnen bedeckt sind. In dieser unzugänglichen,
jedoch von Wasservögeln belebten Einöde des Deltas verbergen sich
die schmalen Arme des mächtigen Stroms, als hindere die Vegetation
das fliessende Gewässer, den nahen Pontus zu erreichen. Die
verlangsamte Bewegung des Wassers und die dauernde Anhäufung
der Alluvionen bereiten den grossen Binsen (Scirpus) und den Rohrgräsern
[Arundo) den passenden Boden, den ihr Wurzelgeflecht
befestigt.