der Gederwälder gleichartige Erscheinung, die sich dann endlich
auch noch, wie früherhin erwähnt wurde, bei dem asiatischen Wachholderbaum
[Juniperus foetidissima) wiederholt, von dem ebenfalls
zwischen dem Taurus und Himalaja keine verknüpfenden Standorte
bekannt sind, und auf dessen Verbreitung in den Gebirgen des
Steppengebiets wir an einem anderen Orte zurückkommen werden.
Auch ist die Lücke, welche die Wälder des spanischen Wachholderbaums
von dem cilicischen Taurus trennt, in ähnlichem Sinne aufzufassen.
In diesem letzteren Falle kann man nicht erwarten, dass
dieselbe durch die Entdeckung von neuen Fundorten in Italien oder
Griechenland künftig sollte ausgefüllt werden, was in Asien bei den
-übrigen Coniferen doch leicht möglich wäre, wenn man bedenkt, dass
selbst die Ceder erst neuerlich auf dem Taurus aufgefunden wurde,
wo sie doch grosse Wälder bildet, und dass daher weniger auffällige
Bäume, wie die Himalaja-Kiefer, leicht noch auf anderen Gebirgen
Anatoliens und Persiens verborgen sein möchten. Ferner könnte man
ein Gewicht darauf legen, wie sehr die Wälder sowohl in Südeuropa
als in Vorderasien gelichtet und verwüstet sind, so dass diese Nadelhölzer
in den zwischenliegenden Ländern, wo sie gegenwärtig vermisst
werden, ehemals vorhanden gewesen sein könnten. Dadurch
würde auch die Schwierigkeit beseitigt, dass der Hindukusch, der die
einzige Verbindungsbahn zwischen dem Himalaja und dem persischen
Elborus bildet, in seinem westlichen Theile gegenwärtig ganz waldlos
sein soll. Allein immer würden doch die durch das ganze Mittelmeer
vom Orient abgesonderten Ceder- und Wachholderwälder des Atlas
und Spaniens als eine räthselhafte Erscheinung übrig bleiben, als
eine geographische Thatsache, die uns nöthigt, entweder Ausnahmen
von der Einheit der Vegetationscentren zuzulassen, oder eine atmosphärische
Verbindungsbahn anzunehmen. Nicht leicht entschliesst
man sich indessen zu der Vorstellung, dass durch Mitwirkung von
Sturmwinden oder Vögeln keimfähige Samen den weiten Raum zwischen
dem Atlas und Taurus überschreiten konnten, wo keine Gebirge
einen Ruhepunkt bilden, auf denen sie sich hätten entwickeln
können. Nur der Aetna und der Taygetus erheben sich zu geeigneter
Höhe, um eine solche atmosphärische Bahn zu erreichen, und
haben doch wohl schwerlich jemals Cederwälder besessen , deren
etwaige Reliquien aufzusuchen freilich auch nicht unternommen ist.
Zu Gunsten einer historischen Wanderung dieser Coniferen lässt sich
anführen, dass der Samen von Holzgewächsen seine Keimkraft in
vielen Fällen lange bewahrt, dass derselbe bei der Ceder grosse
Flügelanhänge besitzt, die im Winde wie ein Segel getrieben werden,
und dass die Vögel, denen die Beeren des Wachholderbaums
zur Nahrung dienen, dessen wohlerhaltene Keime beherbergen und
zu weit entlegenen Orten, wohin ihre Wanderung sie führt, verpflanzen
können. Eine Grenze, bis zu welchen Entfernungen solche
Wirkungen möglich sind, ist gar nicht anzugeben, und da manweiss,
in wie kurzer Zeit Zugvögel oder Brieftauben Hunderte von Meilen
zurücklegen, oder über wie weite Räume Meteorstaub und vulkanische
Aschen vom Winde getragen werden, so hat man eigentlich
keinen Grund, die Lücken des natürlichen Wohngebiets, wie gross
sie auch sein mögen, mit dem einheitlichen Ursprünge eines Gewächses
als unvereinbar anzusehen. Dass der geographische Abstand
in der Sonderung der Pflanzen eine so bedeutende Rolle spielt
und grosse Lücken des Verbreitungsbezirks nur bei so wenigen Arten
Vorkommen, liegt nicht daran, dass es dem Samen an Beweglichkeit
fehlt, sondern ist eine Folge der Schwierigkeiten, die der Ansiedelung
an entfernten Standorten entgegenstehen, wo es nur selten
unter den günstigstenUmständen gelingen kann, die daselbst bereits
vorhandenen Gewächse von dem Schauplatze ihres Lebens zu verdrängen.
Unter diesem Gesichtspunkte sind die Zweifel, welche
gegen die Migrationen durch die Atmosphäre oder über das Meer aufgeworfen
worden sind, nicht gerechtfertigt. Sie stützen sich fast nur
auf negative Beobachtungen IS2), dass man aus der Luft keine Samenkörner
niederfallen sehe, dass der Austausch für gewisse Arten selbst
durch schmale Meeresarme dauernd gehemmt sei. Eine einzige, positive
Thatsache wiegt schwerer, sie widerlegt jede Verneinung, die nur
auf die Seltenheit der Gelegenheiten zu wirklichen Beobachtungen
sich stützen kann. Neben den Nachweisungen über die Mitwirkung
der Zugvögel bei der Verpflanzung der Gewächse in entfernte Gegenden
möchte ich daher ein grosses Gewicht auf eine noch nicht ver
öffentlichte Beobachtung Berthelot’s IS3) legen, welche beweist, wie
weit keimfähiger Samen durch den Wind bewegt werden und an
neuen Standorten zur Entwickelung gelangen kann. Auf den kanarischen
Inseln , deren Flora ihm so genau bekannt war, sah dieser
Reisende unmittelbar nach einem heftigen Orkan eine einjährige
Synantheree (Erigeron ambiguus), die in derMediterranfloi a allgemein
verbreitet ist, plötzlich an den verschiedensten Standorten keimen
und dauernden Besitz vom Boden ergreifen. Zahlreiche Samen dieser