dass den ö d e sten Gegenden, in die der Nomade mit seinen Heerden
nicht eindringen kann, so g a r eine P alme zu T h e il ward, die zur Ern
äh ru n g d e r B ew ohne r au sre ich t u n d sie zu festen Ansiedelungen in
den Oasen v e re in ig t h a t. Die d ich t g e sch lo ssen en Dattelwälder, die
m an so oft m it Inseln im weiten S ah a ram e e re verglichen hat, scheinen
zwar n u r d e r K u ltu r ihre E n ts te h u n g zu v e rd an k en , aber eine
einsame Acacie, oft von h o h em W ü c h s e 2Ö) , se tz t den Reisenden zuweilen
schon aus w e ite r F e rn e in E rsta u n e n , n a ch d em er T a g e lang
n u r F e lsen und W ü ste n stau b e rblickt h a tte . H ie r wird das Leben
der Bäume nicht, wie in d en asia tischen Step p en , d u rch den Wechsel
d e r Jahrsz eiten g e fä h rd e t, so n d e rn n u r d u rch den W assermangel in
en g e Grenzen e ingeschlossen. W o ihre W u rz e ln die u n te r d e r Oberfläche
v e rb o rg e n e F e u c h tig k e it e rre ich en k ö nnen, ist die Entwickelu
n g sp e rio d e n u r an das lan g sam e S te ig e n u n d S in k en des Grundwassers
g e b u n d en u n d k an n lange g e n u g fo rtd au e rn , um den wechselnden
Phasen d e r H o lz - u n d F ru c h tb ild u n g u n d d e r Erneuerung
d e r K n o sp e n zu g en ü g en . A b e r wie k ö n n en g e ra d e die Palmen hier
g ed e ih en , die so viel F e u c h tig k e it b ed ü rfen , u n d d e ren einzige Blattk
n o sp e , einmal z e rstö rt, sei es durch K ä lte o d e r T ro ck e n h e it, eben
n ich t wieder e rsetz t w e rden kann? Die K u ltu r d e r O a sen so rg t freilich
durch k ünstliche B ew ä sse rung für das Feuchtigkeitsbedürfniss
d e r D a tte lp a lm e , die Pflanzungen g ed e ih en n u r da, wo die Spenden
d e r B ru n n en u n d Quellen u n e rsch ö p flich sind. A b e r die Palmen
dürfen auch n ich t als ein fremdes Erzeugniss g e lte n , sie sind nicht
e rst durch die K u ltu r in die S a h a ra e ingeführt worden, d a die Datteln
ausse rhalb dieses W ü sten g eb ie ts an wenigen O rten reif werden.
Schon an d e r N o rd se ite des A tla s ist dies n ich t m e h r d e r Fall .
Die N o rd g ren z e d e r a lgerischen S ah a ra u nd d e r W ü ste A ra b ie n s 20),
die In d u sm ü n d u n g im Osten u n d die L an d sch a ft A ir 2) ( i8° N. B.)
im Süden, das sind die klima tischen W e n d e p u n k te , in n e rh a lb deren
die D a tte lp a lm e v o lls tä n d ig , a b e r auch a llgemein bei genügendem
W asserzufluss ihre L e b en sb ed in g u n g en findet. In diesem Gebiete,
welches zugleich die klima tischen Grenzen d e r S ah a ra genau bez
e ich n e t, muss d ah e r au ch ihre H e im a th liegen. A u ch besitzt die
W üste hoch eine zweite P a lm e , wenn auch n u r eine Zwergpalme
[Ilyßhdene Argun) , die in den n u b isch en W ad is zwischen dem rothen
Meere u n d dem Nil n ich t selten i s t 2?).
Die F ra g e ü b e r das V e rh ä ltn iss d e r D a tte lp a lm e zum Wüstenklima
ist zwar oft a n g e reg t, ab e r doch n u r u nvollständig g e lö st worden,
weil man die Temperatur der Atmosphäre allein, nicht abei die
allgemeinen Lebensbedingungen der Palmen dabei in Betracht zog.
Diese Familie verlangt, weil sie immergrünes L au b trägt, steten Zufluss
von F eu ch tig k e it, und zugleich ist sie g eg en Schwankungen
der Temperatur noch empfindlicher als g eg en die K ä lte . D ie schönsten
E rfo lg e der Palmenkultur in unseren nordischen Treibhäusern
werden da erreicht, wo Wasserbehälter mit ihren Wurzeln in steter
Verbindung stehen. Wenn nun von der Dattelpalme die arabische
Bildersprache s a g t , dass »diese Königin der Oasen ihren F u s s in
Wasser und ihr Haupt in das F eu e r des Plimmels tauche«, so könnte
man eine abweichende O rg an isation , besondere Schutzmittel g egen
das Wüstenklima erwarten, findet sie aber weder in dem etwa 50 F u s s
hohen Wüchse des Stamms noch in den Fiederblättern, so wie auch
ganz ähnliche A rten desselben Geschlechts [Phoenix) in feuchten
Tropenlandschaften Vorkommen. Die Dattelpalme findet diesen
Schutz aber doch in dem Boden, in dem sie wurzelt, in dem Wasser,
welches'ihre Organe durchdringt. C o s so n 3°) z e ig t, wie sie unabhängig
ist von der Mischung der E rd k rum e, von dem Salzgehalt des
Wassers, wie sie den Stürmen der Atmosphäre und der Gluth der
Sonne widersteht, aber er bemerkt zugleich, dass sie grosse Wassermengen
zu ihrer Erh a ltu n g bedarf. S ie entwickelt sich nur d a , wo
ihre Wurzeln mit den unerschöpflichen Wasservorräthen in V e ib in -
dung stehen, die allein die Wüste befeuchten. D a das Niveau derselben
so ungleich ist, in der algerischen S ah a ra 3*) zwischen 10 und
560 F u ss T ie fe schwankend, in T u a t 32) schon 2V2 F u s s unter der
Oberfläche zu erreichen, so musste die Kultur zwar erst dem Baume
seine gegenwärtige Bedeutung geben, aber in gewissen Oasen tauchen
seine Wurzeln ohne künstliche Bewässerung in die feuchten E id schichten
e in , und hier konnte die Dattelpalme daher selbständig
bestehen und von jehe r sich erhalten. Und in welchem Maassstabe
ihren Wurzeln das Wasser Jah r aus Jah r ein zuströmt, können wir
aus der A n g a b e 33) erkennen, dass ein einziger artesischer Brunnen
in der Nähe von T u g gu r t 8 0 0 Gallonen süsses Wasser in. einer Minute
liefert. Nun ist aber wohl zu b e a ch ten , dass nicht die Temperatur
der Atmosphäre oder die noch höhere des Wüstensandes den G e weben
des Baums sich mittheilt, sondern dass bei allen Holzgewäc isen
die Wärme mit dem aufsteigenden S a fte in der R ichtung der Gefäss
bündel geleitet wird, dass daher die Bodenschicht, wo die Würze -
spitzen die F eu ch tigk e it aufsaugen, dafür maassgebend ist, und dass
Gr i s ebach, Vegetation der Erde. II. 2. Aufl. 6