und auf den Gebirgen zu erwähnen, die sämmtlich aus dem Waldgebiete
nur da in die Steppen eindringen, wo die Einflüsse des Klimas
verändert und durch Wasserzuflüsse aufgehoben sind.
Vegetationsformationen. Die genausten und umfassendsten
Schilderungen der Steppenvegetation besitzen wir in der Literatur
über Südrussland und das kaspische Tiefland. Diese Gegenden werde
ich daher jetzt vorzugsweise berücksichtigen, nachdem die unterscheidenden
Züge in der Physiognomie der Plateauländer, die doch
Stoff genug zu einem gemeinsamen Bilde übrig lassen, schon bei ihrer
klimatischen Charakteristik berührt wurden. Man hat Gras-, Lehm-
Sand- und Salzsteppen unterschieden, denen BaersS) noch die Felssteppe
als besonderes Glied hinzufügt. Die Uebergänge indessen,
welche die letztere mit der Sandsteppe und Wüste verbinden, sowie
die nahen Beziehungen, die zwischen dem Lehmboden und den Ablagerungen
der Salze bestehen, lassen eine einfachere Eintheilung
wünschenswerth erscheinen. Ich bleibe daher bei den drei Formationen
der Gras-, Sand- und Salzsteppe stehen, die durch ihre Vegetation
am meisten von einander abweichen. Die Grassteppe, in
erweitertem Sinne aufgefasst, ist nicht immer durch den hohen Graswuchs
der Thyrsa ausgezeichnet, sondern sie umfasst überhaupt die
Strecken, wo der Boden seinen Salzgehalt verloren und die Vegetation
so viel Humus abgelagert hat, dass die Feuchtigkeit nach dem
Schmelzen des Schnees oder nach erfolgten Niederschlägen nicht sogleich
wieder den Erdschichten an der Oberfläche entzogen wird, so
dass, auch wenn Gestiüpp sie bedeckt, doch auch zartere Gewächse
zur Weide geboten sind. Die Sandsteppe, die des Humus fast ganz
entbehrt und die Feuchtigkeit zum Grundwasser abfliessen lässt,
daher auch die Natriumsalze ebenso wenig wie die erstere Formation
bewahrt hat, geht je nach der Reinheit der Kieselerde, aus
welcher sie besteht, oder je nachdem anstehende Gesteine auftreten
und diese leichter oder schwerer verwittern, in die Wüstenbildungen
über, die bald von beweglichen Dünen bedeckt, bald von feinergekörnten
Erdkrumen entblösst sind, indem die Oberfläche aus dem
nackten Felsboden selbst oder aus Gerollen gebildet wird. Die Salz-
steppe endlich, welche die Natriumverbindung'en in grösserer oder
geringerer Menge dem Boden beigemengt enthält, und deren Feuchtigkeit,
von dem Thongehalt der Erdkrume abhängig, nur durch
Verdunstung verloren geht, oder in anderen Fällen sich längere Zeit
erhalten kann, begreift auch die unfruchtbaren Ablagerungen des
Lehms in Turkestan, die in Ermangelung hinlänglicher Vegetation
keinen Humus erzeugen, aber doch vereinzelter Halophyten nicht
ganz entbehren. Auch die Salzsteppe wird, wenn sie sich über
grosse Räume ausdehnt, zur Wüste, weil ihr Wasser nicht trinkbar
ist und ihre Vegetation zur Weide nicht dienen kann, und auch sie
besteht zuweilen aus anstehendem, unverwittertem Gestein, wenn
dasselbe die Feuchtigkeit zurückhält. Die Weideländer der Nomaden
beschränken sich demnach auf die Grassteppen, und auf dem besseren
Theil der Sandsteppen finden die Heerden auch noch einige
Nahrung.
Die Grassteppe unterscheidet sich da, wo die rasenbildenden
Gramineen vorherrschen, von den Wiesen des Nordens dadurch,
dass der Rasen die Oberfläche des Bodens niemals vollständig bedeckt.
Im Gouvernement Taurien findet man von den Ufern des
Dnjepr bis dicht an die Gärten von Simferopol nirgends grünenden
Rasen von einiger Ausdehnung 99). Die Gräser wachsen nur fleckweise
und nur auf einem Drittheile der Gesammtfläche: das Uebrige
bekleidet sich nur im Frühlinge mit zarten Kräutern, die bald versengt
einen todten Boden zurücklassen. Man besitzt Planzeichnungen
von Corniess IO°) aus den südrussischen Steppen, auf denen das geometrische
Verhältniss des dauernd bewachsenen und nackten Erdreichs
nach der Natur eingetragen ist, sowie die verschiedenen
Pflanzenarten in den einzelnen Rasen durch das Kolorit bezeichnet
sind. Es ergiebt sich aus dieser Darstellung, dass die Güte der
Steppenweide von den Grasarten abhängt, welche Vorkommen, und
es lässt sich aus ihrer, sowie aus der Stauden ungleichmässiger Ver-
theilung auf feine Unterschiede in der Bodenmischung schliessen.
Ferner kommt in Betracht, dass auf dem schlechtesten Steppenlande
die Stauden sich verlieren und der Thyrsa Platz machen, die zur
Weide kaum benutzt werden kann : dagegen scheint das Raumver-
hältniss der Rasen zu den nackten Zwischenräumen überall ziemlich
dasselbe zu sein. Man unterscheidet drei Grade des Bodenwerths,
die sich nach dem Gewichte des gewonnenen Heus ungefähr wie
1 : x/3 ; z/6 verhalten, und die als ergiebigstes, mittleres und schlechtestes
Steppenland bezeichnet werden. Auf dem ersteren herrschen
die zarteren Gräser vor [Festuca ovina) und kleinere, nahrhafte Stauden
sind häufig (z. B. Medicago falcata, Thymus). Auf dem Boden mittlerer
Güte wird die Thyrsa zahlreicher und drängt den feineren Rasen
zurück, die Stauden verschwinden, sind aber doch noch stellenweise