INDISCHES MONSUNGEBIET.
Klima. Beim Uebergang der gemässigten in die heisse Zone
sieht man die Stellung der Sonne gegen die Erdkugel geändert, und
hierin liegt die allgemeinste Ursache des tropischen Klimas. Die
scheinbare Bewegung der Sonne findet nun nicht mehr an der einen,
sondern an beiden Seiten des Zeniths statt, und, wenn diesseits
des Wendekreises ihre Höhe über dem Horizont den Wechsel der
Jahrszeiten bestimmt, so würde je nach dem Steigen und Sinken
ihrer erwärmenden Kraft das tropische Jahr nicht in vier, sondern in
acht Perioden getheilt werden können, deren ungleiche Dauer erst
am Aequator in eine symmetrische Anordnung überginge. Allein
eine solche theoretische Auffassung der Jahrszeiten hat für die Entfaltung
der tropischen Organismen nur eine untergeordnete Bedeutung.
Je näher die Sonne sich an die Zenithgegenden des Himmels
hält, desto gleichmässiger und beständiger wird die Erwärmung,
und in Bezug auf die Anordnung der Pflanzen ist nicht so sehr der
Unterschied der Temperatur zu verschiedenen Zeiten, als vielmehr
ihr Durchschnittswerth in Betracht zu ziehen, welcher im Tieflande
den wärmsten Monaten des Mediterrangebiets das ganze Jahr hindurch
gleichkommt oder darüber hinausgeht (18 — 2 20). Die Erhitzung
des Bodens ist im Allgemeinen weniger von dem wechselnden
Stande der Sonne als von der Umwölkung oder Heiterkeit des
Himmels abhängig. Die wärmste Jahrszeit der Gangesebene fällt
in die PTühlingsmonate. die der Regenperiode vorausgehen, und
gerade dann ruht die Vegetation wegen mangelnder Feuchtigkeit im
tiefsten Winterschlaf.
Gr isebach, Vegetation der Erde. II. 2. Aufl. I