Zwischenstufen des Klimas von Assam bis Shanghai seiner Vegetation
gleichmässig entsprechen. Das Gemeinsame besteht nur in
der Intensität der Niederschläge des Monsunklimas. Gegen die Ver-
theilung und Dauer derselben aber ist der Strauch um so unempfindlicher,
als durch die Neigung und Beschaffenheit des Bodens die
Wasseraufnahme durch die Wurzeln beträchtlich vermindert wird.
Denn von der Erdkrume ist seine Kultur in weit höherem Grade
bedingt als vom Klima. Er gedeiht nur da, wo das Wasser
leicht abfliessen kann und die Erdkrume rasch austrocknet. Selbst
m A ssam kann er nur da gebaut werden, wo der Boden die
Feuchtigkeit so rasch verschluckt, dass derselbe ungeachtet der
beständigen Niederschläge vollkommen trocken und staubig erscheint.
Das Gewächs ist reich an Aschenbestandtheilen, die wiederholte Entfernung
der Blätter bei den Ernten steigert die Ansprüche an die
mineralische Ernährung, und die starke, wenn auch vorübergehende
Bewässerung scheint nothwendig zu sein, um diese Nahrungsstoffe
aufzuschhessen. Auf ebenem, nassem und schwerem Boden gedeiht
der Theestrauch nicht. Ueberhaupt bewohnen die immergrünen Gesträuche
Chinas und Japans nicht die Thalflächen, sondern vorzugsweise
die Abhänge des Hügellandes. Ist es erlaubt, aus der Thee-
kultur auf die Bedingungen des Vorkommens auch bei den übrigen
zu schlossen, so scheinen sie von denen des Mittelmeergebiets in
mehrfacher Beziehung abzuweichen. Sie stimmen nur darin überein
dass ein milder Winter ihnen Bedürfniss ist, und dass im feuchten
Frühling eine neue Belaubung stattfindet. Ein regenloser Sommer
von hoher Wärme begleitet sie in Südeuropa, im östlichen Asien
sind sie gegen diesen Einfluss gleichgültig. Aber hier empfangen sie
weit stärkere Niederschläge als dort2). Die reiche Belaubung, die
grossere Blattflache der Camellien, die leichte Erneuerung der Blätter
des Theestrauchs sind Wachsthumserscheinungen, die mit ihren höheren
Nahrungsbedürfnissen in Verbindung stehen. Die klimatischen
Bedingungen des Seidenbaus lassen sich nicht mit denen der Thee-
kultur vergleichen. Obgleich in beiden Fällen die Blätter geerntet
werden und ein neues Wachsthum sie aus den Knospen ergänzen
muss, ^ so bedarf das immergrüne Laub mit seinem festen Gewebe
emer mtensiveren Ernährung aus dem Boden als das periodische
es Maulbeerbaums, und hiemit scheinen die Wasserzuflüsse in Ver-
a tniss stehen zu müssen. Portugal ist vielleicht das einzige Land
in Sudeuropa, welches an seinen Küsten durch die Intensität der
Niederschläge den Theedistrikten ähnlich ist. In Nordamerika dürften
nur einige Gegenden in der Nähe des mexikanischen Golfs 2I)
feucht genug sein, um Versuche der Theekultur räthlich erscheinen
zu lassen. Allein es steht noch ein anderes, vielleicht unüberwindliches
Hinderniss im Wege, die übrige Welt von dem hohen Tribut
zu befreien, den ihr China in seinem Thee auferlegt, die ungewöhnliche
Arbeitskraft, welche die Zubereitung desselben erfordert, und
die nur in einem so dicht bevölkerten Lande beschafft werden kann,
wo der Tagelohn zugleich beispiellos niedrig ist1®). Hiedurch ist
selbst in Assam, wo zwar das nahe Indien zur Verfügung steht,
aber doch die Kosten sich höher stellen, die Theekultur gehemmt
worden22).
Die Verbreitung des Theestrauchs von China bis zum östlichen
Himalaja entspricht jener Reihe von tropischen Vegetationsformen,
welche dem Monsunklima im östlichen Asien bis zu höheren Breiten
folgen. Die Waldregionen der feuchten, Indien zugewendeten Ketten
des Himalaja verhalten sich zu der chinesischen Flora ähnlich wie
die Alpen zum nördlichen Europa. Auf dieselbe Weise, wie dort
bei identischen Arten von Holzgewächsen, wiederholt sich hier bei
den tropischen Formen der Vegetation die Erscheinung, dass, je
höher sie an den Gebirgsabhängen ansteigen, sie auch in China und
Japan weiter nach Norden reichen. In Sikkim, einer Landschaft
des östlichen Himalaja, wo die Höhengrenzen der Pflanzenformen
am besten bekannt sind, steigen unter allen Erzeugnissen eines tropischen
Klimas dieBambusen am höchsten (bis 11300FUSS), und so
sind es auch solche Holz bildende Gramineen allein, die im südlichen
Theil Sachalin’s 8) von Spuren tropischer Vegetation übrig
bleiben (bis 490 N. B.) und auf den Kurilen 6) die Insel Urup (46°)
erreichen. Auf dem Festlande sollen sie etwa bis zum Golf von
Petscheli Vorkommen^), also bis zur Polargrenze der stärkeren und
regelmässigeren Niederschläge des Monsunklimas. Wenn man in
jenen Himalajaketten von der Bambusengrenze abwärts die Waldregionen
hinabsteigt, folgen zunächst dieMagnoliaceen und die atmosphärischen
Orchideen (9400 Fuss), dann die Laurineen (8400'),
die Farnbäume und der Pisang (6600'), zuletzt die Palmen (6100')
und die Cycadeen. In Japan hat man auf Jeso (42 °N . B.) noch
Magnolien 2fl und eine Vandee (Calantha) angetroffen, die, wiewohl
auf dem Erdboden wachsend, zu den atmosphärischen Orchideen in
nächster- Beziehung steht. Die Polargrenze der Laurineen, einer
G r i s e b a c h , Vegetation der E rde . I. 2. Aufl. 3 1