mittleres Niveau am Fusse der Rocky Mountains etwa zu 5000 Fuss2)
ansteigt, und deren Abdachung, die dem Reisenden, der diese wellig-
gebauten Flächen durchwandert, kaum bemerklich ist, in der Meridianlinie
des Missisippi zu dem Tieflande der Wälder allmälig herabsinkt.
Auf dieser geneigten Ebene müssen westliche Luftströmungen
sich stetig erwärmen, je weiter sie hinabgleiten, und schon deshalb
von heiterem Himmel begleitet sein. Nur wenn sie von entgegengesetzten
Winden verdrängt werden, die vom atlantischen Meere
oder den kanadischen Seen kommend die Prairieen hinaufwehen,
entstehen hier die Wolkenbildungen, welche den Winter hindurch
den Boden in Schnee hüllen und im Frühling die Vegetation zu
rascher Entwickelung treiben. Der Verlauf der Jahrszeiten zu Fort
Union im nördlichsten Theile dieser Prairieen (48° N. B .) , wie der
Prinz Wied denselben zuerst darstellte1), giebt ein deutliches Bild von
der Uebereinstimmung des Klimas mit dem der Steppen Russlands.
Die Atmosphäre ist im Allgemeinen trocken und stürmisch. Auf
den strengen, anhaltenden Winter folgt im Frühling die nässeste
Jahrszeit, während welcher die Prairieen in Blüthe stehen, die in
den übrigen Monaten nur verdorrtes, oder mit Schnee bedecktes
Gras tragen. Denn von der Mitte des Juli hebt eine durchaus
trockene Periode an, welche fast ohne atmosphärische Niederschläge
bis zum Ende des Herbstes dauert. Wie in den russischen Steppen,
wird also auch hier die Vegetation gleichsam durch einen doppelten
Winterschlaf unterbrochen. Während des Aprils fallen zuweilen
noch heftige Schneestürme ein, vor dem Mai bricht das Laub bei den
Indianerdörfern nicht hervor, wohl etwas früher in den Uferwaldungen
, aber man hat auch erlebt, dass am Ende dieses Monats die
Bäume am Missouri noch nicht grün waren. Im Mai entfalten sich
auch die Blumen der Prairie, aber Ende Juni waren die Hügel um
Fort Union schon fast blüthenleer. Damals war das ganze Land nur
noch mit kurzem, trockenem Grase bedeckt, worauf in rundlichen
Flecken die niedrigen Saftstämme einer Cactee in Menge vertheilt
lagen (Opuntia missouriensis) , die nun ihre gelben Blüthen gleichzeitig
mit einer Artemisie entwickelten [A. gnaphalodes). So dauert
die Vegetationszeit in den Prairieen nur von Mai bis Ju li, und doch
ist der Juli der einzige Monat, in dem es keine Nachtfröste giebt.
In den Waldungen am Stromufer hingegen erhält sich das Laub bis
in den Oktober. Erst im November gefriert der Missouri, dann bleibt
der Schnee liegen und schwindet erst wieder im März. Die Erdkrume
in diesen Prairieen besteht aus einem sandigen Thonboden,
der oft salinische Gemengtheile einschliesst. Dennoch würde er für
den Ackerbau fruchtbar genug sein, wenn der vom Hochlande der
Rocky Mountains unaufhörlich wehende Wind ihn nicht so sein austrocknete.
Die Indianer bauen hier zwar Mais, aber mit Erfolg nur
in den Stromniederungen, die gegen den Westwind geschützt sind.
Kulturoasen von Bedeutung können in den Prairieen überhaupt nur
da entstehen, wo, wie am Salzsee von Uta, eine Irrigation des Bodens
möglich ist. Auch in Neu-Mexiko ist der Ackerbau allgemein an
künstliche Bewässerung gebunden, wird aber, wieEmory3) bemerkt,
unter amerikanischer Herrschaft stets darnieder liegen, weil die bei
einem solchen System nothwendige despotische Verwaltung der Gemeinden
zu wenig mit den dortigen Sitten übereinstimmt.
Aus der höchsten Bodenanschwellung der nördlichen Prairieen
r56oo Fuss]2) erheben sich die Rocky Mountains als waldige Ketten
oder in einzelnen Gipfeln, zwischen denen die Pässe, die hinüber-
führen, den Steppencharakter bewahren. Sobald die Ansiedler, die
mit ihren Lastthieren vom Missisippi nach Kalifornien ziehen, diese
Wasserscheiden überschritten haben, beginnen die Schwierigkeiten,
das Vieh zu ernähren und zu tränken. Auf der Abdachung zum
Tieflande wurde die Ebene von zahlreichen Flusslinien durchschnitten.
nur selten fehlte es an trefflichen Weideplätzen, wo die Büffel
zur Jagd einluden und in unermesslichen Schaaren die Einöde belebten.
Nun aber ist selten noch ein jagdbares Thier zu erbeuten,
es folgt zwischen den Gebirgspässen und der Sierra Nevada, im
Niveau von etwa 4000 bis 5000 Fuss, ein wüstes, zum grossen Theile
unbewohnbares Hochland, eine vom Oregon und Colorado umflossene
Mulde mit vereinzelten Hebungssystemen, die nach Bodenbeschaffenheit
und Gefälle mit den unwirthbarsten Gegenden Persiens verglichen
werden kann. Dies ist die nordamerikanische Salzwüste,
welche nach Fremont1) das grosse, innere Bassin genannt wird.
Hier ist der ebene Boden ohne Wasser, ohne Graswuchs, viele
Tagereisen weit dürr und quellenleer; die Binnengewässer, die in
den Gebirgen entspringen, versiegen in der Wüste oder in salzigen
Seen. Von den Prairieen des Missouri und Oregon unterscheidet
sich die Salzwüste durch excessive Dürre, felsigen Boden mit vulkanischen
Gesteinen, durch allgemeineren Salzgehalt der Erdkrume
und zufolge dieser Bedingungen durch den Mangel anWeidegrunden.
Doch o-iebt es da. wo die von den Gebirgen einströmenden Plusse