Misslingens der Akklimatisation weder in der Mitteltemperatur einzelner
Jahresabschnitte, noch in denjenigen Mittelwerthen enthalten
sein könne, die man durch Summirung der Ordinaten der Jahreskurve
erhält. Die grössere Regenmenge der Vereinigten Staaten
schien ihm nachtheiliger zu sein, aber auch diese wird in einden
Weinländern Europas, in Portugal, im Venetianischen, erreicht oder
selbst übertroffen. Eine richtigere Erklärung wurde von Blodget
angedeutet, jedoch nicht näher ausgeführt, indem er in den unregelmässigen
und nicht periodischen Schwankungen der Temperatur sowohl
als der Feuchtigkeit die Ursache der Fäulniss der Beeren
ei kannte. Gewiss bedarf ihre Reife und Ausbildung einer warmen
und trockenen Periode von bestimmter Dauer, auch der Blüthe ist
der Regen nachtheilig. Ein durch unregelmässige Entwickelung geschwächter
Organismus ist aber auch überhaupt gegen äussere Störungen
weniger widerstandsfähig. Der Frost zerstörte die unterirdischen
Organe in Illinos nur bis zur Tiefe von einigen Zollen, und
dadurch gingen die Stöcke schon zu Grunde. In Europa leidet der
Weinstock in der Nähe seiner Polargrenze auch leichter vom Frost
als im kontinentalen Klima Asiens, aber meist überwindet er doch
den zugefügten Schaden, durch die Energie seiner Organe, durch
die Tiefe, bis zu welcher die YY urzeln in den Boden eindringen, cre-
schtitzt ist er fähig, sich zu erholen. In seiner Heimath, am schwarzen
und kaspischen Meere, wo die harmonische Ausbildung der
Organe als die vollkommenste vorausgesetzt werden darf, widersteht
er der Kälte auch am kräftigsten. In Kalifornien findet er den
trockenen Sommer wieder, der in den südlicheren Breiten Europas
und der Steppenlandschaften seinem Gedeihen zusagt. Nichts aber
widerspricht seiner Entwickelung mehr als der stete Wechsel von
übermässigem Wasserzufluss und von beschleunigter Verdunstung,
wenn ein stetig fortschreitender chemischer Process, die Verwande-
lung des Stärkemehls in Zucker, in den Früchten eintreten soll. in
denen die Menge des gebildeten Zuckers von einer höheren Wärme
abhängig ist, die durch jede gewaltsame Aenderung der Saftcircula-
tion gestört wird. Besonders wichtig aber sind die Erfahrungen
über die Weinkultur Nordamerikas dadurch geworden, dass wir hier
an einem lehrreichen Beispiele vor Augen haben, wie wenig aus der
S} stematischen Stellung einer Pflanze auf ihre Lebensbedingungen
zu schliessen ist, da die dort einheimischen Reben, so nahe sie auch
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dem-europäischen Weinstock in ihrem Bau verwandt sind, doch nach
ihrer klimatischen Sphäre so abweichend sich verhalten.
Vegetationsformen, Die Physiognomie des nordamerikanischen
Waldgebiets ist dem der östlichen Hemisphäre so ähnlich, dass
es nicht unsere Aufgabe sein kann, die Formen und Formationen
der Vegetation im Einzelnen aufs Neue durchzugehen, sondern nur
von Interesse ist, die unterscheidenden Züge beider Kontinente aufzufassen.
Die europäischen Nadelhölzer werden in Nordamerika
durch verwandte, selbst in den Bedingungen ihres Vorkommens zum
Theil entsprechende Arten vertreten, ebenso die Laubhölzer der
Buchen-, Linden-, Eschen- und Weidenformen. In einigen Gattungen
ist die Anzahl der Arten erhöht, in anderen ist dieses nicht
der Fall: von Buchen und Kastanien sind, wie in Europa, nur einzelne
vorhanden, ebenso von den Platanen und Storaxbäumen [Li-
quidambar) des Orients, von Eichen- und Pinus-Arten finden sich
allein in der östlichen Laubholzzone je vierzehn 38). In keinem
Falle ist von grösseren Bäumen die Identität der Art an beiden
atlantischen Küsten nachgewiesen39), wohl aber kennt man einige
Beispiele des über das Meer hinübergreifenden Vorkommens an den
näher gerückten beiden pacifischen Küsten (z. B. Pinus Menziesii].
Unter den Coniferen besteht der grössere Theil aus eigentlichen
Nadelhölzern, überwiegend sind wohl die Tannen, aber auch die
Cypressenform ist durch mehrere Arten vertreten (Thuja, Chamae-
cyparis), Ueberhaupt sind etwa 50 Arten von Coniferenbäumen aus
dem westlichen Waldgebiete bekannt geworden, Europa gegentibei
erscheint daher die Mannigfaltigkeit beträchtlich erhöht. Von manchen
Arten Kaliforniens indessen, wo mehr verschiedene Coniferen
wachsen als in irgend einem anderen Theile Nordamerikas, werden
die Gebirge am Oregon nur eben berührt. Berücksichtigt man ferner,
dass die östlichen Staaten, welche ihrer Lage nach China entsprechen,
von dem übrigen Waldgebiete nicht abgesondert sind, so
wird die Anzahl der Arten in der gemässigten Zone beider Hemisphären
wenig abweichen, und wahrscheinlich besitzt China mit dem
Himalaja mehr Coniferen als irgend ein Theil Nordamerikas von
gleichem Umfange. Auch wird die Mannigfaltigkeit der Nadelhölzer
dadurch verringert, dass die meisten, wie in Eluropa, an bestimmte
klimatische Bedingungen gebunden, nur einer und der anderen der
fünf Waldzonen angehören, oder, wenn sie mehreren gemeinsam
sind, dann vorzugsweise die Uebergangslandschaften an ihren Gren