an die mexikanische Flora heraus. Diese ist schon durch die erhöhte
Mannigfaltigkeit succulenter Gewächse, durch die Agaven und zahlreichere
Cacteen ausgedrückt, vorzüglich aber durch die allgemein
verbreiteten Gesträuchformationen, die Mezquites, die aus Mimo-
seen bestehen, oder die Chaparals, die aus Dornsträuchern gemischt
sind.
An den beiden Abdachungen der südlichen Prairieen zum mexikanischen
und zum kalifornischen Meerbusen, in Texas und Sonora,
ist das Klima feuchter als im inneren Hochlande. Die Seewinde
äussern hier ihren Einfluss. Nicht so sehr in der Regenmenge des
ganzen Jahrs spricht sich dies auss) als in der verlängerten Vegetationsperiode.
Die Nähe der Tropen verstärkt überhaupt die einzelnen
Niederschläge, und daher sind selbst in dem dürren Klima von
Neu-Mexiko 20 Zoll Regen im Jahre nichts Ungewöhnliches, aber
je nachdem sie stetiger und regelmässiger längere Perioden hindurch
anhalten, berühren sie den Charakter der Vegetation durch Aufnahme
neuer Pflanzenformen. Wo die Befeuchtung des Bodens
einen grösseren Theil des Jahrs umfasst, mischen sich Waldungen
in die Prairieflora, und so werden auch hier die Küstenlandschaften
von Texas dem Ackerbau auch ohne Irrigationen zugänglich. In
dem nordöstlichen Theile dieses Staats ist die Vegetation noch der
von Louisiana ähnlich ” ), aber westwärts von der Wasserscheide des
Rio Brazos und des texanischen Colorado beginnt eine eigenthümliche
Flora, die hier mit den Gesträuchen und Succulenten der südlichen
Prairieen in Verbindung tritt. Sie enthält eine beträchtliche Reihe
von endemischen Gewächsen, die grösstentheils Gattungen der südlichen
Staaten des Waldgebiets entsprechen, in einigen Fällen aber
auch an mexikanische Formen sich anschliessen. Mit diesen texanischen
Prairieen und ihren Chaparals wechseln zuweilen die in den
Gegenden des unteren Rio del Norte als Post-oak-Land bezeichneten
Eichenwälder I2j , deren herrschende Arten von denen der Golf-
Staaten nicht verschieden sind (Q. virens und stellata). Diese doch
immer nur waldarmen Terrassen des texanischen Tieflandes bilden
daher bis zum Wendekreise ein Uebergangsgebiet zwischen den drei
Nachbarfloren mit einem gewissen Grade der Selbständigkeit, wo der
Baumwuchs, als eine Wirkung zweimaliger Regenperioden, in die
Ebene der Prairieen eintritt. Mit dem Februar nämlich beoginnt hier
die Entwickelung der Pflanzen, ein Frühling, dessen Niederschläge
bis zum Mai oder Juni den Boden befeuchten; dann folgt die trockene
Jahrszeit, der mit dem September die Herbstregen folgen, welche
die Vegetation aufs Neue in Trieb setzen und manchen einjährigen
Gewächsen eine holzige Beschaffenheit des Stengels verleihen. Das
Klima von Texas erinnert demnach an Südeuropa, ohne dass jedoch
die atmosphärischen Bedingungen der beiden Vegetationsepochen
dieselben wären.
Die bis jetzt weniger bekannte Flora des Tieflands von Sonora9; ,
welche ostwärts durch die Sierra Madre begrenzt wird, ist ebenfalls
durch ein feuchteres Klima bevorzugt, durch welches hier sogar die
Chaparals verdrängt werden. Statt dieser Gesträuche ist die Abdachung
des inneren Landes mit einer dichten Decke reinen Graswuchses
bekleidet, während auf den Höhen Nadelwälder, an ihren
Abhängen Gebüsche und Baumgruppen von immergrünen Eichen
auftreten. Auffallender ist, dass in der Nähe des Meers die nackte
Steppe mit ihren dornigen Sträuchern wieder erscheint, hier also das
Klima wieder trockener wird, wie auf der gegenüber liegenden kalifornischen
Halbinsel, unstreitig, weil die Seewinde erst, indem sie
zu den Höhen der Sierra Madre hinaufwehen, ihre Feuchtigkeit abgeben.
Haben wir bisher aus der Vertheilung und dem Maasse der
Niederschläge die Gliederung der Prairieflora fast ausschliesslich
ableiten und hiernach ihre klimatische Vergleichung mit den asiatischen
Steppen begründen können, so ist nun noch die krage aufzuwerfen,
in wiefern auch in der Temperaturkurve eigenthümliche
Charakterzüge gegeben sind. Man kann im Allgemeinen in Nord
amerika wohl ein weniger kontinentales Klima erwarten als in
Asien, theils wegen der geringeren Grösse des Festlandes, theils
weil die westlichen Luftströmungen in höherem Grade überwiegen.
Es fehlt hier der grosse Aspirationsraum, welcher in der alten Welt
von der Sahara und Arabien aus auf die nordöstlich gelegenen Gegenden
einwirkt und in der wärmeren Jahrszeit den Schauplatz der
Polarwinde zu höheren Breiten erweitert. Zwar ist es nicht die
Richtung der herrschenden Luftströmungen an sich, sondern die
Heiterkeit des Himmels, wodurch die Temperaturgegensätze des
kontinentalen Klimas bedingt werden, aber es liegt doch ein grosser
Unterschied darin, dass die Prairieen dem stillen Meere so viel näher
gerückt sind als die asiatischen Steppen dem atlantischen, und eben
von dorther häufiger ihre Luftschichten erneuern. Diesen Voraussetzungen
entsprechen nun auch die Beobachtungen. Das Seeklima,