getationscentren von ihrer geographischen Lage und die Fähigkeit
dei orgamsirenden Kraft, ihre Erzeugnisse in jeder Lage den physischen
Lebensbedingungen anzupassen, ohne dass wir wissen, wie
sic dabei verfuhr, indem der Beobachtung nur das Ergebniss, nicht
aber der Entwickelungsgang dargeboten ist.
Gewöhnlich ist die räumliche Analogie im Bau der Formen auch
zugleich eine klimatische, weil auf demselben Niveau das Klima benachbarter
Orte wenig geändert zu sein pflegt. Aber es besteht auch
eine klimatische Analogie ohne räumliche Beziehungen, wenn verwandte
Arten derselben Gattungen oder Gattungen derselben Familie
in den. entferntesten Gegenden der Erde auftreten, die durch ein
übereinstimmendes oder ähnliches Klima verbunden sind, wie die
beiden Zonen hoher Breitegrade oder die Tropen der alten und
neuen Welt. Diesem Verhältniss entsprechen die Organisationen, die
man als vikarnrende Formen bezeichnet hat. Bekannte Beispiele
auch aus den gemässigten Zonen sind die Buchen Japans und an der
agellanstrasse, die beiden Platanen des Orients und Nordamerikas,
die Eriken des Kaplandes und des westlichen Europas. Eine solche,'
von der geographischen Lage unabhängige Wiederholung ähnlicher
Bildungen stimmt zu der Vorstellung, dass der Bau einer Pflanze
nur das Ergebniss der physischen Bedingungen sei, unter denen sie
entstanden ist. aber die Einseitigkeit dieser Ansicht wird eben durch
die bloss räumlichen Analogieën im Gegensatz zu den klimatischen
erwiesen. Auch ist nicht wohl einzusehen, wie der Darwinismus
diese beiden entgegengesetzten Thatsachen unter einen gemeinsamen
Gesichtspunkt stellen könnte, die nur dadurch verknüpft sind
dass in jedem Falle die Organisation dem Klima angemessen sich
gestaltet. Die Entstehungsweise der vikariirenden Formen ist in
ein ebenso tiefes Dunkel gehüllt wie die Erscheinung der bloss
räumlichen Analogieën, selbst ein genetischer Zusammenhang der
verwandten Arten ist hier um so unwahrscheinlicher, je weiter ihre
i dungsstatten von einander entfernt liegen, und je schwieriger
daher auch in der Vorzeit die Wanderung ihrer Keime sein musste.
Gerade in diesem Falle haben die Anhänger der Evolutionshypo-
thesen nicht immer glücklich die Neigung vermieden, der Phantasie
einen weiten Spielraum einzuräumen und durch die Annahme verschwundener
Kontinente und Landverbindungen die Geschichte der
Organismen mit trügerischen Bildern auszuschmücken. Besonnene
Naturforscher müssen Bedenken tragen, solchen Vorstellungen zu
Physiognomische Klassifikation der Pflanzen. 9
folgen, sie werden an diesen verschlossenen Pforten lieber innehalten
und bekennen, dass noch keine Bahn zum Verständniss der Erscheinungen
geöffnet sei.
In beiden Klassen von Verwandtschaften, den räumlichen und
den klimatischen, ist aber thatsächlich dieses enthalten, dass die
Natur nur das Angemessene und dasselbe nur an den Orten erzeugt
hat, wo das P ortbestehen ihrer Schöpfungen so lange gesichert war.
bis etwa eine Wandelung in den physischen Lebensbedingungen
selbst eintreten mochte. In dieser Auffassung fortschreitend, verweilt
die Forschung bei den Kräften, die nicht bloss in der Vorzeit
Geltung hatten, sondern die fortdauernd wirksam eben dadurch der
Untersuchung aufgeschlossen und zugänglich sind, sie sucht nachzuweisen,
in wie fern die Vegetation nach klimatischen Einflüssen
angeordnet sei. Von diesem Gesichtspunkte ging schon Humboldt6)
aus, als er in der Geographie der Pflanzen die Vegetationsorgane,
die zur Erhaltung des Individuums dienen, voranstellte und sie von
denen unterschied, welche,.zur Fortpflanzung mitwirkend, die Fort-
dauer oder etwaige Umbildung der Arten bedingen, und von deren
Bau der Begriff ihrer systematischen Verwandtschaft ausgeht. So
entwarf er seine Physiognomik der Pflanzen, eine Darstellung der
Vegetationsformen, die nicht bloss durch ihre Gestaltung und ihre
Anordnung den Charakter einer Landschaft bestimmen, sondern
deren Bedeutung auch darin besteht, dass der Zusammenhang
zwischen ihrer Bildungsweise und den klimatischen Bedingungen,
denen sie in ihrer geographischen Verbreitung entsprechen, sich
v eit bestimmter erkennen lässt als in der Organisation der Blüthen
und Früchte.
Die ältesten Versuche, das Pflanzenreich einzutheilen, welche
dei Systematik Pournefort s und Linne’s vorausgingen, kommen
hier wieder zur Geltung, indem auf die Vergleichung der Stämme,
der Zweige und Blätter die physiognomische Klassifikation Plum-
boldt's begründet wird. Die systematische Botanik musste diesen
Weg vei lassen, als die Veränderlichkeit der Organe erkannt wurde,
von denen die Ernährung des Individuums abhängt. Dieser Einwurf
ist ohne Bedeutung für die physiologische Aufgabe, zu untersuchen,
durch welche Mittel das Leben gesichert, durch welche Kräfte der
unoiganischen Natur es beständig zugleich angeregt und bedroht
werde. ^ Hierbei ist die besondere Form der Vegetationsorgane von
entscheidender Bedeutung. Dass eine hiervon ausgehende Auf