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PAMPASGEBIET,
Klima. Pampas werden die baumlosen Ebenen genannt,
welche sich von den chilenischen Anden bis zum atlantischen Meere
erstrecken. Im Lande selbst versteht man unter dieser Bezeichnung
ein mit Gräsern bewachsenes Weideland, von dem alle Holzgewächsc
ausgeschlossen sind. Für das Verständniss seines Naturcharakters
ist es jedoch passend, den Begriff der Pampas zu erweitern und das
ganze Steppengebiet zusammenzufassen, welches von den Grenzen
Brasiliens, wo die regelmässigen Regenzeiten der tropischen Zone
aufhören, über die Platastaaten und Patagonien bis zur Magellan-
strasse sich ausdehnt. Wie das Klima von Chile mit dem von Kalifornien
verglichen werden kann, so sehen wir auch die Bildungen
der nordamerikauischen Prairieen unter entsprechenden Breiten im
südlichen Kontinent wiederholt, aber mit dem Unterschiede, dass
hier der Steppenboden überall bis zum Meere reicht und die Waldgebiete
fehlen, durch welche die so viel reichere Entwickelung Ame-
likas in dei nördlichen Hemisphäre begründet wird. Den Grasebenen
am Missouri entsprechen die eigentlichen Pampas, den Chaparals
oder Mezquite-Gebüschen von Texas und Neu-Mexiko die Gesträuche
und lichten Gehölze, welche in den dem Wendekreis näher gelegenen
Provinzen der Plata-Länder auftreten. Und auch in klimatischer
Beziehung ist die Lage der östlichen Prairieen und der Pampas in
sofern übereinstimmend, dass sie beide als ein Tiefland westwärts
in ihrer ganzen Ausdehnung von hohen Gebirgsketten begrenzt werden,
durch welche den in diesen Breiten herrschenden Aequatorial-
v inden der Wasserdampf entzog'en wird. Eine genauere Vergleichung
des Klimas aber lässt uns tiefer liegende Verschiedenheiten erkennen,
und giebt auch einigen, jedoch nicht völlig genügenden Aufschluss
darüber, dass den Pampas-Ebenen am atlantischen Meere nirgends
jene fruchtbaren Wälder zu Theil geworden sind, die den pacifischen
Abhang der Anden in den höheren Breiten, gerade wie am Oregon,
bedecken, ohne doch nur den östlichen Ausgang der Magellanstrasse
zu erreichen.
Was zuerst die Temperatur betrifft, so unterscheidet sich das
Pampasgebiet von den Prairieen durch die Kurve des Seeklimas1),
nirgends wird die Vegetationsperiode durch die Kälte und Schneedecke
des Winters, wie am Missouri, unterbrochen. Wenn auch im
Innern des Kontinents, am Fusse der Anden bei Mendoza, der Unterschied
der Jahrszeiten grösser ist als an der Küste, so bleibt doch
auch hier der Schnee nicht liegen. Nach Süden verschmälert sich
der Kontinent wie eine Landzunge, während derselbe in unserer
Hemisphäre sich nach dem Polarkreise zu erweitert. So muss, wie
in der ganzen südlichen gemässigten Zone, auch hier allgemein ein
Seeklima herrschen. Von Norden nach Süden hat das Pampasgebiet
ungefähr eine gleiche Ausdehnung wie die Prairieen, aber in beiden
Fällen ist die mit der wachsenden Breite verringerte Mittelwärme auf
die Physiognomie der Landschaft von geringem Einfluss.
Nicht aus der Dauer der Vegetationszeit, wie in den Prairieen,
kann die Waldlosigkeit in dem Seeklima der Pampas erklärt werden.
Näher zu prüfen ist nun in dieser Beziehung, welche Bedeutung dem
Mangel an jenen regelmässigeintretendenRegenwindenzukomme, die
den Frühling in den Steppen der nördlichen Hemisphäre beleben. Die
Masse des Niederschlags ist in Uruguay und überhaupt in den Küstengegenden
sehr beträchtlich2), zu Montevideo beträgt sie 40 Zoll,
also ebenso viel wie in dem Waldgebiete Nordamerikas3); mit dem
Abstande vom Meere nimmt sie allmälig ab, bis sie am Fusse der
Anden, zu Mendoza, etwa auf 8 Zoll herabsinkt. Hier ist die Luft
art der Ostseite der Kordillere ebenso trocken wie im nördlichen Chile,
ihre Abhänge sind kahl, während die dem Meere näher gelegenen
Gebirgsketten vonTucuman und Cordova wenigstens im untern Theil
von einem Waldgürtel umsäumt werden. Und hiebei ist merkwürdig,
dass die Ebenen selbst sich gerade entgegengesetzt verhalten, dass
die dürreren Landschaften im Inneren grossentheils mit Sträuchern
und lichten Gehölzen bekleidet sind, hingegen da, wo der Ertrag
der Niederschläge sich mehrt, die Pampas nur Graswuchs erzeugen