
 
		treten  die  Succülenten bedeutender hervor,  und  als  letztes Glied der  
 Flora  entfaltet  sich  an  den  feuchteren  Höhen  von  Kaffrarien  eine  
 kräftigere und  stärker belaubte Vegetation,  die  allmälig  in  die  tropischen  
 Bildungen der Natal-Küste  übergeht.  Hier  sind die  örtlichen  
 Unterschiede  der Bewässerung  am  grössten  und von  der Exposition  
 der Berggehänge  gegen  den  Passatwind abhängig. 
 Vegetationsformen.  Mit  den  Haiden  der  baltischen  Ebene  
 kann  man  die Physiognomie  der Kaplandschaft vergleichen6):  denn  
 die Gesträuche,  welche  den  grössten  Theil  der  Kolonie  bedecken,  
 sind von  geringer Grösse,  wie  dort  [gewöhnlich  2—5  Fuss  hoch]?)  
 und  die meisten  in  ihrer  einfachen Blattbildung  so  ähnlich,  dass  erst  
 die Bliithezeit  enthüllt,  wie verschwenderisch hier  die Natur über  ein  
 ärmliches  Gestrüpp  ihre  Ornamente  austheilt.  Dass  fast  in  jeder  
 Richtung  die Lastwagen  der Kolonisten,  bespannt mit  ihren  langen  
 Zügen von Ochsen,  sich von  der Kapstadt bis Kaffrarien und weiterhin  
 frei  bewegen  können,  ist  ein  Beweis  von  der  Schwäche  des  
 Wachsthums  der Holzgewächse  auf  einem Boden,  wo  die kümmerlichen  
 Büsche wenig Humus  erzeugen  und  der  zerfallende  Sandstein  
 die Feuchtigkeit  zurückzuhalten  nicht  fähig  ist.  Die Belaubung der  
 Sträucher  ist immergrün,  sie kann daher von  einer nicht periodischen  
 Bewässerung,  so  oft sie  eintritt,  sogleich Nutzen ziehen,  und dennoch  
 fehlen  ihr  die Zeichen  energischen Stoffwechsels,  es  herrschen  in  der  
 Landschaft  die  kalten,  bläulichen  und  fahlen Färbungen,  weil  entweder  
 die  Blattflächen  zu  klein  sind,  um  die braunen Zweige  zu  verdecken, 
   oder  das Grün  des Glanzes  entbehrt und  oft von  anliegender  
 Behaarung  umschleiert  wird.  Die  Eriken-  und  die  Proteaceen-  
 Formen,  zu  denen  die  meisten Gesträuche  der  Kapflora  gehören,  
 entsprechen  diesen beiden Bildungen  des Laubes.  Die Erikennadel  
 erhält  dadurch  eine  allgemeinere Bedeutung,  dass  sie  sich  in  einer  
 Reihe von Familien  und Gattungen  des  verschiedensten Baus wiederholt  
 ,  die  im  blüthenlosen Zustande  von  den Eriken  selbst  oft  gar  
 nicht  zu  unterscheiden  sind  (namentlich  bei  den Bruniaceen,  Dios-  
 meen,  Stilbineen,  unter den Rhamneen  bei Phylica,  den Proteaceen  
 bei Spatalla,  den  Polygaleen  bei Muraltia,  den  Synanthereen  bei  
 Elytropcippus,  u.  a.,  den Rubiaceen  bei Anthospermum).  Durch  breitere  
 ,  aber  ebenso  starre Blätter  geht  die Eriken-  in  die Myrtenform  
 über  (z.  B.  bei  den  Polygaleen,  Selagineen,  Thymelaeen).  Die  
 Eriken  selbst bilden  die  grösste Gattung der Kapflora (gegen 400 Arten) 
   ,  und  da  sie  zum Theil  die Ebenen,  zum Theil  die Gebirge  der 
 Südwestküste bewohnen,  wo  die Niederschläge  in  verschiedene  Perioden  
 fallen,  so  fehlt  es  hier fast  zu  keiner  Jahrszeit an Arten ,  die,  
 mit zierlichen,  lebhaft gefärbten Blüthen  beladen,  einen  erfreulichen  
 Anblick gewähren.  Auch  das blaugrüne,  matte  oder  durch  die Behaarung  
 auch  wohl  wie  Silber  glänzende Laub  der  Proteaceenform  
 ist  selbst  auf dem  dürrsten Boden  in  einigen Fällen mit prangenden  
 Bliithenköpfen von ungewöhnlicher Grösse geschmückt, deren Zucker  
 Schwärme  von  Insekten  anlockt8)  :  bei  einer  der  häufigsten Arten  
 [Protea cynaroides) erreichen die grünlich weissenKöpfe  einen Durchmesser  
 von  8  Zoll.  Die  meisten Proteaceen  sind  entweder dem  Kap  
 oder Australien  eigenthümlich,  die  Gattungen  und  Arten  ziemlich  
 gleichmässig  auf  beide Floren  vertheilt,  aber  ähnliche  Blattformen  
 kehren  auch  hier  in  manchen  andern Familien wieder.  Auch  ist  in  
 den  beiden Hauptformen  der  immergrünen  Sträucher  der Kreis  der  
 Blattgestaltung keineswegs  erschöpft:  denn  es  giebt  noch  manche  
 durch  ihr Gewebe  und  ihren Umriss  charakteristische Arten  der Belaubung, 
   die,  bekannt genug,  doch  fast nur der Kapflora  eigen  sind  
 (z.  B.  unter  den  Geraniaceen Pelargonium,  den Byttneriaceen Her-  
 mannia  und Mahernia,  den Rosaceen  Clijfortia,  den Terebinthaceen  
 Ritus). 
 Das Wachsthum  des  Holzes  kann  bei  ungenügender Bewässerung  
 nur  langsam  von  Statten  gehen,  aber  um  so  fester und  härter  
 ist das Gewebe  des Stamms  und  der unterirdisch  verholzten Organe.  
 Es  ist  eine Erscheinung,  wie  sie kaum  irgendwo  sonst  in  so  sonderbaren  
 Gebilden  auftritt,  dass  der Holzkörper,  in  den Boden  eingesenkt  
 oder  daraus hervorragend,  zuweilen  zu  unförmlichen Gestalten  
 bauchig anschwillt.  In  solchen Holzmassen,  deren Grösse  in  einigen  
 Fällen beträchtlich  ist,  schlummert  ein  zäher Bildungstrieb,  wodurch  
 die Unregelmässigkeit  der Bewässerung  leichter  ertragen  wird,  indem, 
   wenn  alle weichen Organe  periodisch  oder  auch wohl mehrere  
 Jahre hindurch  abgestorben sind,  bei eintretender Befeuchtung plötzlich  
 wieder neue Knospen  hervortreiben.  Zu  den  ausgezeichneteren  
 Bildungen  dieser Art  gehört  die  unter  dem Namen Elephantenfuss  
 bekannte,  den Dioscoreen verwandte Liane,  deren  zarter Stengel aus  
 einem  kugelförmig  polyedrischen  Holzstamm  entspringt  (Testudi-  
 narici).  Bei  einer Gattung von Araliaceenbäumen  (Cussonia),  deren  
 ungetheilter Stamm  hier die  Clavijaform  der Tropen  darstellt,  bildet  
 die  unterirdische Holzmasse  ellipsoidisch-kegelförmige Körper  von  
 beträchtlicher Grösse:  in  kleineren Verhältnissen  finden  sich  holzige 
 Gr i s eba c h .   Vegetation der Erde.  II.  2. Aufl.