dei Atmosphäre Anlass, die eine Folge der Ausgleichungen der
Temperatur in steilen Richtungen und ihres plötzlichen Wechsels
sind. Diese heftigen Stürme auf den Paramos von Quito und in der
Punaregion Perus, durch welche das Leben des Reisenden bei dem
Uebergang über die Hochpässe in der Dichtigkeit des Nebels und
Schneegestöbers nicht selten gefährdet wird, sind ein mächtiges
Hmderniss, hohen Baumwuchs zuzulassen. Wo aber doch niedrige
Stämme, die weniger leicht niedergeworfen werden können, sich einzeln
erhalten, da würden, wenn die Oertlichkeit sich dazu eignete,
geschlossene Bestände derselben noch besser gedeihen, sie würden
den Fallwinden noch leichter widerstehen können, wie die Nadelhölzer
in den Alpen dem Föhn. Kein klimatisches Hinderniss scheint
ihrer Ausbreitung entgegen zu wirken: in der Polylepis-Region des
Chimborazo (12200 bis 13100 Fuss) nimmt Humboldt noch eine
Luftwärme von mehr als 50 R. an. Aber nur da können Wälder
bestehen, wo die Bäume, die sie zusammensetzen, die Fähigkeit besitzen,
andere Vegetationsformen zurückzudrängen. Aus ihrem sporadischen
Vorkommen wird man daher dasselbe schliessen müssen,
was schon von den waldlosen Gebirgshöhen in Venezuela gesagt
wurde, dass der Mangel an Bäumen eines gleichmässigen und kältern
Klimas eine Eigenheit der dortigen Vegetationscentren sei und dass
die wenigen Arten, welche daselbst entstanden sind, keinen beson-
dern Trieb haben, gesellig zu wachsen, sondern den wuchernden
Gesträuchen gegenüber ihren Standort nur schwer zu behaupten
vermögen.
Statt hohe Bäume zu tragen, sind daher die anderswo dem
Walde eingeräumten Regionen auf den äquatorialen Anden grossen-
theils mit Sträuchern bedeckt, denen Feuchtigkeit und Gleichmässig-
keit der Temperatur den Schmuck immergrüner Belaubung gestatten
und deren Formen an bestimmten Höhengrenzen sich ablösen, bis sie
zuletzt, aber erst im Bereiche der alpinen Stauden, und zuweilen sogar
erst in der Nähe des ewigen Schnees verschwinden. Hier werden
die Rhododendren der nördlichen Breiten durch holzige Synan-
thereen (Mutisiaceen) und durch immergrüne Escallonien ersetzt,
m beiden Fällen durch Gruppen von Gewächsen, die, für die südliche
Hemisphäre in Amerika charakteristisch, auf den Kordilleren bis zu
den gemässigten Breiten von Chile in mannigfaltigen Bildungen auf-
treten. Dieser breite Gürtel von Buschwaldung über der Region des
Hochwalds nimmt indessen auch noch gewisse tropische Vegetationsformen
auf, unter denen die Bambusen (Chusqnea) als ein Beispiel
der innigen Verknüpfung zwischen den durch ihr Klima am weitesten
aus einander liegenden Regionen einer genaueren Erläuterung
ihres Vorkommens werth sind. Humboldt bezeichnete, wie bemerkt,
den Bambusenwald als eine Hauptformation in der tropischen Region
von Ecuador und Neu-GranadaI3), aber eben auf den Anden diesseits
des Aequators wird eine Art von Bambuseen (Chusqnea Fcnd-
leri) auch von der Küste aus durch den ganzen Umfang der Höhen des
gemässigten Klimas beobachtet (o bis 11200 Fuss), so dass die Vegetation
so verschiedener o Wärmeklimate durch dieselbe verbunden
erscheint. Der Unterschied der mittleren Temperaturen, denen
dieses Gewächs sich fügt, kann wohl auf 15 0 geschätzt werden (20°
bis 5°R.) . In noch grösseren Höhen (12200—14100 Fuss) hat
dann aber Jameson2*) auf der feuchteren, östlichen Kordillere von
Quito eine besondere Art derselben Gattung von Bambusen angetroffen
(Ch. aristata), die daselbst völlig undurchdringliche Gebüsche
von Mannshöhe bildet und, beinahe die Linie des ewigen Schnees
berührend, ein ausschliesslich alpines Gewächs ist. Durch diese
Bambusen wird in ausgezeichneter Weise jenes Gesetz räumlicher
Verwandtschaft zur Anschauung gebracht, welches Arten derselben
Gattung nach den Höhenklimaten eines Gebirgs anordnet, das aber
hier in der Physiognomie der Landschaft deutlicher als irgendwo
sonst hervortritt, weil die Erscheinung in einer besonders eigen-
thiimlichen Vegetationsform und zugleich in einer durch die Geselligkeit
der Individuen durchaus abgeschlossenen Formation sich darstellt.
Die Abnahme der Wärme von einer äquatorialen bis zur
Temperatur der Schneelinie hat hier auf die Bambusen keinen andern
bemerkbaren Einfluss, als die Höhe des Wachsthums zu beschränken.
Gleichmässigkeit der Wärme und Feuchtigkeit in allen Jahrszeiten
sind die klimatischen Momente, durch welche die beiden, an so hochgelegenen
Standorten auftretenden Arten verbunden werden : aber
.die tropische hat eine grosse, die alpine Art eine enge Temperatursphäre.
Die nackte Region, welche Humboldt auf den äquatorialen
Anden über der alpinen bis zur Schneelinie unterschieden hat13),
wo die phanerogamischen Stauden aufhören und nur noch Stein-
lichenen Vorkommen sollen, beruht, wie schon angedeutet wurde,
nicht auf klimatischen Einwirkungen. Diese Erscheinungen sind
nur die Folge des unfruchtbaren, in der Nähe von Kratern aus vul