ersetzen sie deren Mannigfaltigkeit durch die Massen von gesellig
verbundenen Individuen und bilden in der dürren Salzwüste nebst
den noch häufigeren Artemisia-Sträuehern (A. tridendata und cana) die
herrschende Vegetation. Indessen sind gerade die am allgemeinsten
verbreiteten Chenopodeen (.Atriplex), z. B. das Talgholz [A. canescens,
Grease-wood), nicht succulent, sondern widerstehen, wie die Arte-
misien, der trockenen Jahrszeit vermittelst einer feinen Mehl- oder
Haarbekleidung der Oberhaut. Unter den Halophyten, die ein fleischiges
Laub, wie die asiatischen Salsoleen, entwickeln, ist der häufigste
Strauch der Saftdorn [Sarcobatns vermicularis, Pulpy-thorn),
der unter den Chenopodeen eine anomale Stellung einnimmt. Durch
den abweichenden Bau dieses Gewächses wird man daran erinnert,
dass unter den nordamerikanischen Halophyten, an der Seeküste von
Florida und Westindien, noch eine zweite, sehr ähnliche Gattung
[Batis] auftritt, welche die meisten Botaniker, jedoch, wie ich glaube,
aus unzureichenden Gründen, von den Chenopodeen ganz aus-
schliessen, und mit der die erstere anfangs verwechselt wurde. Der
Saftdorn der Prairieen21) ist ein 3 bis 8 Fuss hoher Strauch mit abstehenden,
dornigen Aesten und dunkelgrünen, saftigen Blättern,
ein Halophyt, der, noch bestimmter als die ihn begleitenden Artemi-
sien, durch das ganze Gebiet von Missouri und Oregon bis zum Gila
und Rio Grande den salzhaltigen Boden bezeichnet.
Eine Reihe von andern Sträuchern, die, ohne den Boden gerade
dicht und zusammenhängend zu bekleiden, doch auf weiten Strecken
beständig wiederkehren und dadurch die einförmige Physiognomie
der Landschaft bedingen, folgt in ihrer Vertheilung den klimatischen
Gliederungen der Prairieen: mit Ausnahme des Pfeilholzes vertreten
sie den Saftdorn da, wo die Erdkrume salzfrei ist. Alle Hülfsmittel
der Organisation wiederholen sich hier, die bestimmt sind, der Dürre
eine Zeit lang Widerstand zu leisten: im Stromgebiet des Oregon bei
einer Rosacee [Purshia tridentata) die Kleinheit der Blattorgane, die
an der Unterseite weissbehaart sind, in den nordöstlichen Prairieen
eine silberfarbige Schuppenbekleidung des Laubes bei der Büffel-
und Silberbeere (den Elaeagneen Shephcrdia argentea und Elcteagniis
argentea), in der Salzwüste die Absonderung ätherischen Oels bei dem
wolligen Pfeilholz (der Synantheree Tessaria borealis, Arrow-wood)
und in wärmeren Gegenden des Südens die Bildung eines übelduftenden
Harzes bei dem Kreosotstrauch, einer Zygophyllee (.Larrea mexi-
cana) , die hier unter den geselligen Gewächsen eins der häufigsten
ist. Ferner sind in den Prairieen auch das Nadelblatt des Krummholzes
(.Juniperus), die nackten Zweige der Spartiumform (.Ephedra)
und die Dornsträucher vertreten, die letzteren durch den Saftdorn
und im Süden durch eine den Traganth-Astragalen entsprechende
Leguminose [Dalea spinosa), durch die den Tamariscineen verwandte
Fouquieria (F. splendens) und andere Bestandteile der Chaparals.
Ein besonders deutlicher Ausdruck klimatischer Einflüsse begegnet
uns in der Mimoseenform, welche bis zum 36. Breitengrade in
den südlichen Prairieen als Mezquite-Sträucher (.Prosopis) auftreten.
Im Inneren von Texas und im nördlichen Mexiko bis zum Gila22)
bedecken sie einen grossen Theil des Landes und sind wegen ihrer
zuckerhaltigen Hülsenfrüchte, welche den Eingebornen zur Nahrung
dienen, sowie als Brennholz von Bedeutung. Auch liefern sie, wie
die afrikanischen Acacien, ein reichliches Mimosengummi. Die Einwirkung
des Klimas auf die Vegetation des Mezquite zeigt sich
namentlich auch darin, dass die häufigste Art [P. glandulosa] in dem
nördlichen Abschnitt ihres Wohnbezirks (33 0—36 °N . B.) allmähg
an Höhe des Wuchses abnimmt, wogegen weiterhin im Süden die
Sträucher zu niedrigen Bäumen mit abgesetztem Stamm, jedoch selten
über 20 Fuss hoch, auswachsen. Hierin muss man daher einen
Uebergang von der Waldlosigkeit der Prairieen zu der Bewaldung
der tropischen Savanen Mexikos anerkennen.
Aehnlich verhält es sich mit den Liliaceenbäumen, die, noch
am Missouri durch eine stammlose Zwergform (Yucca angustifoha)
ansedeutet, in den südlichen Prairieen durch eine grössere Anzahl
von zum Theil hochstämmigen Arten aus derselben Gattung und
ausserdem durch eine mexikanische Dracaena-Form (DasyUrion) vertreten
sind. Die stechenden Blattspitzen und die knorpeligen Ränder
der Serraturen stehen bei diesen monokotyledonischen Gewächsen
mit der Dürre des Klimas in Beziehung, die Gattung Yucca iSpänish
bayonet) geht hier beträchtlich weiter nach Norden (bis 49° N. B.)
als in den atlantischen Staaten. Am östlichen Fuss der Sierra Nevada
traf Whipple14) Gehölze von diesen Bayonetbäumen, deren
Stämme 30 Fuss erreichten, und zu gleicher Höhe erwachsen sie
auch im nördlichen Mexiko. In den Thälern der Sierra Madre von
Sonora treffen sie mit den ersten Palmen Mexikos zusammen, denen
sie im Wüchse, nicht aber in den Laubrosetten gleichen. Den
Zwergpalmen begegnet man in Texas in den Grasebenen am unteren
Stromlauf des Rio Grande 22).
Gr i sebach, Vegetation der Erde. II. 2. Aufl.