A b e r im Süden (240 S . B.) hören die dichten Gebüsche von
Dornsträuchern au f 4I) , und nun folgen bis zum Gariep grosse Sandflächen
mit Quarzgeröllen, von felsigen B e rg en unterbrochen, wo
nur wenig und kümmerlicher Baumwuchs möglich ist. Dies ist das
Gebiet von Gross-Namaqua, von dem A nde rsson meint, dass ausserhalb
der S ah ara wohl kein anderes so g ro sses, so wüstes und nutzloses
L an d au f der E rd e zu finden sei. Da sselbe scheint also selbst
der eigentlichen Wüste Ka lah ari bei Weitem nachzustehen, worauf
auch die geringe Z ah l der Bewohner hinweist. Man kennt die Bodenbeschaffenheit
von Gross-Namaqua zu wenig, um über die Ursache
der traurigen Oede dieses L an d e s urtheilen zu können, welches doch
in seinem Niveau und in seiner R eg en losigk eit der T erra sse von
Damara so ähnlich ist. A b e r dass die Vertheilun g der Formationen
und damit der Werth der Landschaften für die Viehzucht auch hier
in dem geognostischen Bau der Höhenzüge begründet s e i , scheint
daraus hervorzugehen, dass das fruchtbarere D ama ra-L an d durch
eine mannigfaltigere Bodenmischung bevorzugt ist. A n die grani-
tische Hebungslinie, die der K ü ste parallel verläuft, schliessen sich
daselbst K a lk - und Sandste in -Gebilde , aus denen die westöstlichen
B e rg zü g e b e s teh en 37). D ie reicheren E rd k rum en , welche dieser
Wechsel der Gesteine hervorbringt, werden den Graswuchs und das
Vorherrschen von Holzgewächsen begünstigen.
Die eigentliche Wüste Kalah ari bildet eine unermessliche,
flache Hochebene, wo der Boden zwar, wie in Gross-Namaqua, meist
nur aus lockerem Sande b e s te h t2?), aber doch die tiefere L a g e und
die Abwe sen he it des anstehenden Gesteins gewisse Vorzüg e bietet.
S o sind hier die Bedingung en für die Formation der Grassteppe geg
e b e n , wie sie bereits oben geschildert wurde. A n den Südostgrenzen,
in der Gegend von L itaku n , wo die Thalmulden periodischer
F lü sse auf T rap p - und Schiefergesteinen ruhen, werden die
Gesträuche wieder häufiger und der Graswuchs verbessert sich, womit
denn der U eb e rg an g zu den S avanen in den hohen Quellgebieten
der Gariepzuflüsse eingeleitet ist. In diesen Grenzbezirken von drei
F lo ren , der K a lah a ri, Natals und des Kap lan d e s sind die Regenzeiten
bereits stetiger und zeigen ihren Einfluss durch einen ungewohnten
Reichthum der Vegetation. Zu r Zeit von Burchell’s R e ise 42), also
vor fünfzig bis sechzig Jah ren, war die L an d scha ft von L itaku n mit
drei F u ss h o h em , frischem Grase b e d e c k t , die Anhöhen mit Gesträuchen
bewachsen, die ihn jed o ch nicht hinderten, sich mit LeichtR
k e it zu b eweg en. A ls im Jan ua r die Sommerregen eintraten, erwachte
die V eg e ta tion »nicht a llm ä lig , sondern, wie durch einen
Zauberstab b e rü h r t, verwandelte sich plötzlich die dürre E b en e in
einen grünenden Blumengarten, in weniger als zwei Wochen war an
die Stelle der Wüste ein liebliches B ild des lebendigen Wachsthums
getreten, unzählige kleine Blüthen bedeckten den Boden« und überall
begegnete das A u g e den dichten Gebüschgruppen des T archonanthus,
■ die* steh zehn bis zwölf F u s s hoch aus der Grassfläche hervorheben.
Ist aber mit dem A u fh ö ren der Gewitterschauer, die das harrende
Leben befruchteten , die Herrschaft des T o d e s in der Wüste wieder
eingetreten, so bleiben doch einzelne Plätze ü b r ig , wo das zurückgebliebene
Grundwasser einen höheren S tand behauptet und dadurch
eine eigene Formation von längerer Entwickelungsdauer hervorruft.
Schon aus weiten Entfernungen unterscheidet der Eingeborne g e wisse
Gruppen von Holzgewächsen, die, wie die weissdornige A c a c ie
[A. horrido),' auch an den Ufern des Gariep wachsen und von R oh rgräsern
(.Phragmites) begleitet werden, er eilt ihnen entgeg en , weil
sie die Nähe des unterirdischen Wassers verrathen, das in der Wüste
so selten aufzufinden ist.
In der öden K ü s ten re g io n , wo selbst die Welwitschia zu den
botanischen Seltenheiten gehört, können die W internebel den fehlenden
R eg en nicht ersetzen. Hier haben s ich , wie schon bei den
Pflanzenformen erwähnt wurde, nur vereinzelte Flüchtlinge von den
benachbarten Terra ssen aus stellenweise an g e s ied e lt, ein oder zwei
Arten von A cac ia-S träu ehe rn von zwei F u s s hohem W u ch s I4) , und
wenige Gramineen des dürrsten S an d b o d en s , denen sich dann wohl
einige Strandpflanzen anschliessen werden.
V e g e t a t io n s c e n t r e n . D a die F lo ra der Kalahari in systematischer
Hinsicht noch so wenig bekannt ist, so kann auf die S e lb ständigkeit
ihrer Vegetationscentren nur aus gewissen Pflanzenformen
und deren Anordnung zu Formationen g e sch lo s sen , ihr geographischer
Umfang zum T h e il nur nach dem klimatischen Charakter ihres
Regenmangels bestimmt werden. Dass hier die Palmen fehlen und
mit ihnen viele andere tropische Formen Sudans ausgeschlossen sind,
dass die V eg e ta tion in ihrer Armuth den Nachbargebieten bei Weitem
nachsteht und nicht bloss die Mannigfaltigkeit, sondern auch die
eigenthümlichen Familien und artenreichen Gattungen der K a p
sträucher auf hören und durch den einförmigen Wuchs dorniger
Acacien ersetzt werden, hat uns g e z e ig t, wie dem K lim a auch hier
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