Mont Ventoux . I1S)
Immergrüne Region am Südabhang: Olivenkultur (bis 1540').
Waldregion (1540—5570' am Südabhang, 5340' am Nordabhahg).
Abgesonderte Vegetationsgürtel:
Südabhang
Immergüne Eiche [Q. Ilex)
Gesträuche, z. B. Buxus
Bu ch enw a ld .................
Gesträuch von Buchen .
Kieferwald [P. uncinata)
Fichtenwald [P. Alles) .
bis 1690'
bis 3540'
bis 5 110 '
bis 5230'
bis 5570'
Alpine Region (bis 5880': Höhe des Gipfels).
Nordabhang
bis 1910'
bis 2800'
bis 4065'
bis 5000'
bis 5340' (abwärts bis 3000').
Die Baumgrenze des Canigou liegt also, wie an gewissen Punkten
der südlichen Alpenkette, fast 1000 Fuss höher als an der Sierra
Nevada. An dem so viel niedrigeren Mont Ventoux, der isolirt und
dem Mistral ausgesetzt der Feuchtigkeit massiger Hochgebirgsketten
entbehrt, ist sie, wie auf so vielen Bergen des Mittelmeergebiets, tief
herabgedrückt. In den so bedeutenden Unterschieden der nördlichen
und südlichen Exposition ist es hier zugleich ausgesprochen, dass
der Ventoux gerade an der Grenze der Mittelmeerflora gelegen ist.
Deutlich tritt es auch in der Höhengrenze der Olivenkultur hervor,
wie sehr der Südabhang der Seealpen durch die Einwirkung des
Mistral begünstigt wird. Denn obgleich die Ostpyrenäen um zwei
Breitengrade südlicher liegen, steigt die immergrüne Region noch
um mehr als 200 Fuss höher am Mont Ventoux hinauf als dort, wo
sie sogar um 900 Fuss unter der Grenze der Olivenkultur von Nizza
zurückbleibt.
Ueber die Gebirge von Korsika liegen keine Messungen der
Vegetationsgrenzen vor; doch wissen wir II6), dass über den Maquis
der immergrünen Region mehrere Waldgürtel folgen, zuerst die Kastanie,
dann die Laricio-Kiefer, bis zuletzt am Monte d’Oro die Baumgrenze
durch die Buche gebildet wird. Am Genargentu in Sardinien
liegt die durch Erlenwald bezeichnete Grenze der Baumvegetation im
Niveau von 5100 Fuss ” 7).
Von den Regionen des Apennins hat Tenore ausführliche Nachrichten
gegeben, die sich vorzugsweise auf die Abruzzen, den höchsten
Theil des Gebirgs, beziehen. Allein seine Höhenangaben verdienen
wenig Vertrauen, da sie mit den Durchschnittswerthen verglichen,
welche wirSchouw verdanken, viel zu niedrig sind. Tenore
bemerkt selbst, dass die Regionen der kalabrischenÄpenninen höher
liegen als in den Abruzzen, und bei diesem Anlass erwähnt er, dass
Wälder der breitblättrigen Erle [Ainus cordifolia) den grössten Theil
des Gebirgs von Basilicata und Kalabrien bedecken, während er
diesem Baum in der Gesammtübersicht seine Stelle in der immergrünen
Region anweist. Ich beschränke mich daher auf die weniger
vollständigen, aber zuverlässigen Angaben Schouw’s io^) und füge
diejenigen Philippi’s über die Regionen des Aetnas8) hinzu.
Apennin (Mittelwerthe).
Immergrüne Region (o—1200').
Waldregion (1200—6000') :
K a s ta n ie ......................................................................................bis 3000
Eiche [Q. pedunculata)............................................................ bis 3500'
Buche und Edeltanne [P. Picea) 2500' (Bologna) . . . . bis 6000'.
Alpine Region (6000—9200'J.
Aetna .
Immergrüne Region. Olivenkultur (o—2200').
Waldregion (2200 — 6200'):
Weinbau bis 3300', Kastanie bis 3900';
Eichenwald (Q. pubescens) bis SS0^ >
Buche 3000—6000';
Birke 4760—6100 ';
Laricio-Kiefer 4000—6200', in gleichem Niveau ein Genisteenstrauch (G o -
nöcytisus aetnensis 3990—6000').
Alpine Region (6200—8950'):
Subalpine Sträucher, in die Waldregion hinabsteigend bis 7500' {Juniperus
hemisphaerica4700—7 110 ', Berberis aetnensis 5000—7 110 ', Astragalus
siculus 3200—75°°') ;
Alpine Stauden, gering an Zahl und zerstreut wachsend bis 8950'.
Der wesentlichste Unterschied der italienischen von den spanischen
Gebirgen besteht also darin, dass Wälder, die im Winter ihr Laub
verlieren, unmittelbar über der immergrünen Region beginnen , und
dass, da die Baumgrenze fast in gleicher Höhe liegt, dieselben eine
unverhältnissmässig viel breitere Zone einnehmen als in Spanien,
wo der Cistengürtel sich in ihrem Bereich entwickelt und die mitteleuropäischen
Pflanzenformen auf einen engen Raum zurückdrängt.
In der alpinen Region und in deren Nachbarschaft ist die Aehnlich-
keit der Sierra Nevada mit dem Aetna weit grösser als mit den
Alpen; den Piorno-Strauch kann man mit der ätneischen Genistee,
die sich auch auf den Gebirgen Sardiniens finden soll, vergleichen,
und ebenso die alpinen Traganthsträucher zusammenstellen, die im
G r i s e b a c h , Vegetation der E rde . I. 2. Aufl. 22