Einige Familien aus dem Kreise der Lorbeerform sind in den meisten
Tropenländern im Bereich ihrer feuchten Wälder artenreich, wie die
Rubiaceen, Urticeen, Anonaceen, Sapoteen, Combretaceen. Aber
mit anderen Floren der alten Welt verglichen, ist das Monsungebiet
nicht bloss überhaupt reicher an Vertretern dieser Baumform, sondern
auch in mehrfacher Beziehung eigenthümlich ausgestattet. So
sind hier die Guttiferen, Ternstroemiaceen (,Saurciüja) und Myristi-
ceen am zahlreichsten; zu den Magnoliaceen (Michelia), Myrtaceen
Barringtonid) und Hamamelideen (.Altingia) gehören durch Häufigkeit
des Vorkommens ausgezeichnete Gattungen; dieDipterokarpeen
sind fast ganz auf das tropische Asien eingeschränkt. Endlich bilden
hier die Amentaceen einen bedeutenden Bestandtheil der Wälder
in jener feuchten Zone, die vom indischen Himalaja durch Hinterindien
über den Archipel sich erstreckt. Unter den in technischer
Beziehung wichtigsten Bäumen sind zweiDipterokarpeen anzuführen,
der als Bauholz geschätzte Salbaum [Shorea robusta) , der längs des
Terai am Fuss des Himalaja einen schmalen, vom Gangesdurchbruch
bis zum Brahmaputra in Bootan fast zusammenhängenden Waldgürtel
bewohnt26), und der Kampherbaum Borneos (.Dryobalanops
Camphora) , dessen Erzeugniss mit dem aus einer chinesischen Lau-
rinee [Cinnamomum Camphora) gewonnenenKampher, so wenig auch
beide Gewächse systematisch verwandt sind, doch völlig übereinstimmt.
Einige Bäume der indischen Jungles werfen in der trockenen
Jahrszeit ihr Laub ab und entsprechen der Sykomorenform Afrikas.
Zu diesen gehört der als Bauholz wichtigste Baum des Monsungebiets,
der Teak (die Verbenacee Tectona grandis) , durch gros-se und breite
Blätter ausgezeichnet, deren Durchmesser einen Fuss und mehr beträgt.
In vielen Gegenden sind die Teakwälder durch denVerbrauch
verschwunden, doch lehrt ihre Verbreitung noch jetzt, dass sie eines
mittleren Grades von Feuchtigkeit bedürfen und sowohl den anhaltenden
Niederschlägen des Aequatorialklimas als den dürren Landschaften
ausweichen. Sie fehlen dem Tafellande Vorderindiens,
dessen nördlichen und westlichen Abhängen sie angehören, während
sie an der regenarmen Küste von Koromandel nur im Thale des
Godaverystroms auftreten: ebenso wenig werden sie unter dem
Aequator, weder in Sumatra noch in Borneo 2?) , angetroffen. Im
nordwestlichen Hindostan sind sie an den Vindhya-Bergen, im Flussgebiete
desNerbada, am ausgedehntesten, kehren dann an der Küste
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Hinterindiens in Pegu und Tenasserim wieder und erscheinen jenseits
des Aequators noch einmal im östlichen Java und auf einigen
der kleinen Sundainseln, wo die Niederschläge abnehmen oder von
sandigem Erdreich verschluckt werden28). So wird von Sumbawa
angeführt12), dass, je reiner die regenlose Jahrszeit ausgebildet ist,
auch die Wälder viel allgemeiner in dieser Periode ihr Laub verlieren.
Die entlaubten Teakbäume Javas, die daselbst gesellig wachsen,
«deichen den mit der Mistel bewachsenen Laubhölzein unseies Winters.
nur dass in viel grösserem Maassstabe die Epiphyten, Farne
und Loranthaceen auf ihren kahlen Aesten fortgrünen, während die
letzteren zugleich ihre farbigen Blüthen entfalten.
Die wegen immergrüner Belaubung von der Esche abgesonderte
Tamarindenform ist nächst der des Lorbeers unter den dikotyledo-
nischen-Bäumen der Tropenwälder die häufigste Erscheinung, die
namentlich durch Leguminosen, Sapindaceen, Meliaceen und Tere-
binthaceen vertreten wird. Der in Indien allgemein vorkommende
Toona-Baum (die Meliacee Cedrela Toond], dessen Holz geschätzt
wird, ist der Esche in den gefiederten Blättern ähnlich. Durch verminderte
Zahl der Seitenorgane geht die Tamarindenform allmälig
in einfachere Laubgestaltungen über. Bei dem Ploso [Butea fron-
dosd) besteht das Blatt nur aus drei Abschnitten von bedeutender
Grösse: dieser Baum, einer der häufigsten in den trockenen Klimaten
Indiens, ist auch im entlaubten Zustande mit reichen, fast zwei Zoll
langen, feuergelben Schmetterlingsblüthen beladen, ein herrlicher
Schmuck der Landschaft. Unter den Aurantiaceen, die sämmtlich
aus dem Monsungebiet abstammen, wird das gefiederte Blatt bei den
Agrumen [Citrus] zum einfachen Lorbeerblatt, indem die Seitenabschnitte
ganz unterdrückt, aber durch die Gliederung und Torrn
des Blattstiels noch angedeutet sind.
Mit dem Ploso ist in Dekkan die Mimoseenform gesellig verbunden
und ebenfalls ein Ausdruck hoher Wärme in einer völlig
regenlosen Jahrszeit. Hiebei scheint es bemerkenswerth, dass, wie
der Ploso eine Kinosorte liefert, auch ein unter gleichen Bedingungen
stehender und mit ihm in Gemeinschaft wachsender Mimoseenbaum
[Acacia Catechu) durch die Produktion von Gerbsäuren hervorragt.
Wenn man von den feuchten Jungles des indischen Himalaja in die
dürren, waldlosen Ebenen des Punjab übergeht, äussert sich dei
Gegensatz des Klimas in der Physiognomie der Landschaft dadurch,
dass dort die Lorbeerform, hier die der Mimoseen und Dornsträueher