Sommerpassat über das ägäische und schwarze Meer; ausser in
Anatolien hemmt ihn keine Gebirgsschranke, die den Antipassat
auffangen und die Mischung beider Luftströmungen einleiten könnte.
So 1 fickt mit dem Passatwinde der regenlose Sommer an der Wolga
(53 ° N. B.) bis zu der höchsten Breite, ebenso weit nach Norden
wie irgendwo in Asien. Dass aber weder der anatolische Taurus
noch der Kaukasus eine hemmende Wirkung auf die Ausdehnung
des Raums äussere, der vom Sommerpassat beherrscht wird, scheint
darin seinen Grund zu haben, dass über den Hochflächen Vorderasiens
die Bahnen der beiden Luftströmungen in grösserer Höhe sich
bewegen als über dem mittelländischen Meer, weshalb auch in den
unteren Schichten der Atmosphäre der Nordostwind oft gar nicht
bemerkt wird.
Der Einfluss Afrikas und Arabiens auf die Ausdehnung des
Sommerpassats zu höheren Breiten reicht der geographischen Lage
gemäss ostwärts bis zu den Gebirgen, die das chinesische Centralasien
von Buchara und der Kirgisensteppe trennen. Persien und
Afghanistan liegen Arabien und Sudan noch nordöstlich gegenüber,
aber jenseits des persischen Meerbusens beginnt das Gebiet der indischen
Monsune, die den grössten Theil des östlichen Asiens beherrschen.
Wenn nur die eine der beiden Tropenzonen dem Festlande
sich öffnet, die andere dem Ocean angehört, erweitert sich der
Raum, über welchen nach den Jahrszeiten der Aspirationsgürtel sich
bewegt, bis zu höheren Breiten, weil der Kontinent im Sommer stärker
erhitzt, im Winter bedeutender abgekühlt wird als das Meer. Der
halbjährige Wechsel von Nordost- und Südwestwinden ist die Folge
dieses Verhältnisses in Asien. Die Monsune dieses Kontinents beruhen
eigentlich nur auf der gesteigerten Ausweichung des aufsteigenden
Luftstroms, der über allen drei Kontinenten und hier auch
über dem indischen Ocean zu beiden Seiten des Aequators sich dem
Stande der Sonne gemäss verschiebt, aber in Afrika weniger weit
nach Norden wandert als in Asien. Der Uebergang ist, wie die
Konfiguration der Küsten es fordert, ein plötzlicher. Während Arabien
den tropischen Sommerregen nur an seinen südlichen Küsten (bis
15 0 N. B.) empfängt, reichen dieselben imPunjab bis zum Himalaja
(32 °). Ueber die Breiten, welche Afrikas wüste Passatzone einnimmt,
ist in Indien die Quelle tropischer Fruchtbarkeit ausgeschüttet. Während
dort zwischen dem Sommerregen Sudans und dem Winterregen
des Mittelmeers die breite Sahara eingeschaltet ist, bleibt am Ganges
kein Raum für regenlose Landschaften übrig. Die tropische Regenzeit
Indiens reicht ebenso weit nach Nordwesten, wie der Winterregen
Afghanistans nach Südosten. Der indische Kamm des Himalaja
ist die Südgrenze nicht eines ununterbrochen wehenden, sondern
nur eines Sommerpassats, der sich in nordöstlicher Richtung über
ganz Hochasien bis zur Gobisteppe wenigstens in einzelnen Andeutungen
bereits nachweisen lässt, aber in den unteren Luftschichten
nicht immer bemerklich ist. Hochgelegene Steppen, die im W inter
oder Frühling befeuchtet werden, sind bis zu den Grenzen Sibiriens
und des chinesischen Tieflandes innerhalb der vielfach verzweigten
Gebirgsketten über Centralasien ausgebreitet. Ein neues Vegetations-
gebiet beginnt erst da, wo die Erhebung des Himalaja aufhört und
die Tiefländer Hinterindiens und Chinas durch die plastische Bildung
ihrer Oberfläche weniger geschieden sind. Hier erst erreicht die
Ausweichung des Aspirationsgürtels die höchste Breite (45 °), und
der Wechsel der Monsune kommt daher der gemässigten Zone in
weit grösserem Umfange als anderswo zu Statten. Aber die Aspiration
scheint in China durch die nordwestlich vorliegende Gobisteppe
so abgelenkt zu werden, dass in dem jenseitigen Amurgebiete kein
Sommerpassat zu Stande kommt.
Die klimatische Einförmigkeit des Steppengebiets, dessen Pflanzenformen
auf so weiten Räumen denselben Charakter bewahren,
lässt doch eine höchst mannigfaltige Gliederung einzelner Abschnitte
zu, die als engere Florenbezirke nun zu betrachten sind. Diese Absonderungen,
die am Mittelmeer durch trennende Küstenlinien bewirkt
wurden, sind hier eine Folge des wechselnden Niveaus und in
noch höherem Grade der Gebirgsketten, die aus der Steppe sich erheben,
oder auch der Wüsten, die ihren Zusammenhang unterbrechen,
indem durch solche mechanisch wirkende Einflüsse die Vermischung
der Vegetationscentren gehindert wird.
Unter den Tiefländern ist das kaspische Depressionsgebiet das
geräumigste. So gross auch die Gegensätze des Vegetationscharakters
sind, wodurch die südrussischen Grassteppen sich von dem salzhaltigen
Lehmboden und von den Wüsten der Gegenden am Aralsee
unterscheiden, und so schroff diese eigenthümlichen Landschaftsbilder
an ihren Grenzen sich berühren , um sodann auf weiten Räumen
gleichartig' zu bleiben, so sind doch keine klimatischen Ursachen
nachgewiesen, aus denen sich diese Erscheinungen erklären Hessen.
Zwar nimmt, je weiter man vom schwarzen Meere nach Osten ge