chen. Zu den schwach vertretenen Formen gehören die Laurusform,
die Mimoseenform, die Palmen, die Pandaneen, die Farne, die holzigen
Lianen und die atmosphärischen Orchideen: es wiederholen
sich auch die Palmlianen [Calamus), die Cycadeen [Macrozamia], die
Farnbäume und die flaschenförmig angeschwollenen Stämme der
Bombaceenform (,Sterculia sect. Brachychiton) . Gewisse Formen sind
auf einzelne Landschaften eingeschränkt: dies erwähnt Müller von
einem Pisang (.Musa) , der sehr selten gefunden wird, sowie von den
Bambusen. die nur im nördlichen Theil von Arnheim’s Land, also
in der Breite des Golfs von Carpentaria Vorkommen. An der
feuchteren Ostküste werden die Farne mannigfaltiger als anderswo,
ja eben hier liegt die Zone der wenigen Farnbäume, die zuweilen
eine Höhe von 50 bis 70 Fuss erreichen1). In dem Umstande, dass
die meisten und bedeutendsten Tropenformen sich bis in den Südosten
des Kontinents verbreiten, ergiebt sich ebenso sehr wie aus
der gleichmässigen Wiederkehr der herrschenden Formationen im
ganzen Kontinent, dass eine Absonderung tropischer und nicht tropischer
Vegetationsgebiete in Australien nicht besteht. So findet
sich eine Palme (Corypha australis) in Neusüdwales, Farnbäume noch
in Tasmanien, die Südgrenze der Luftorchideen setzt R. Brown erst
unter 340 S. B., und der Mangrovewald des Meeresufers fehlt auch
der Südküste von Adelaide nicht. Eben den Südosten von Neusüdwales
bis Tasmanien bewohnt der grösste Farnbaum Australiens
(.Dicksonia antarctica), der zugleich nach Müller1) der Dürre am
besten widerstehen soll.
Vegetationsformationen. Waldsavanen, die man Grasland
und Gesträuchformationen, die man den Scrub nennt, nehmen den
grössten Theil der Oberfläche des australischen Kontinents ein, soweit
sich derselbe der Kolonisation geöffnet hat. Indem die Viehzucht
dem Graslande folgend sich entwickelte, waren die Ansiedelungen
von der Anordnung dieser Formationen abhängig. Eben um
sie erweitern zu können, wurde die Entdeckung neuer Grassavanen
sowohl im gemässigten wie im tropischen Australien das Ziel aller
Bestrebungen: ein reiches, von der Natur freiwillig dargebotnes
Kapital konnte hier verwerthet werden. Seine Schranken aber fand
der Fortschritt in dem Scrub, der sich nicht beseitigen Hess, und der
sich von den Gesträuchformationen des Kaplandes durch die Dichtigkeit
und oft durch die Höhe des Wachsthums unterscheidet. Von
den übrigen Formationen hat nur die offene Steppe eine grössere
Bedeutung: ihre Grenzen im Innern des Kontinents sind bis jetzt
noch sehr unvollständig bekannt.
Das bewaldete Grasland ist eine Eigenthümlichkeit des australischen
Bodens. Es sind die offenen, lichten Eukalyptus-Wälder,
deren Bäume zu weit von einander entfernt stehen, um sich mit den
Kronen zu berühren, deren Laubdach keinen vollen Schatten wirft,
und in denen die Erdkrume kein Unterholz, sondern einen zusammenhängenden
Wiesenteppich erzeugt11), eine Grasnarbe mit blüthen-
reichen Stauden gemischt, die zu Anfang der nassen Jahrszeit sogleich
zu frischem, saftigem Rasen hervorspriesst. In rascher Folge wechseln
die Blumen: zuerst blühen die monokotyledonischen Knollengewächse,
von Woche zu Woche folgen andere Formen, bis tief in
die Zeit der Dürre sich zahlreiche Synanthereen und namentlich die
Gnaphalieen (die Immortellen) erhalten. Der Gramineenrasen selbst,
sowohl in der Dichtigkeit des Wachsthums als in der Dauer seines
Bestehens von dem feuchteren oder trockeneren Klima abhängig,
erhält sich unter günstigen Bedingungen noch lange Zeit, nachdem
die Niederschläge vorüber sind, bis zuletzt eine dürre Steppe übrig
bleibt und alles Leben an die Ufer der Creeks zurücktritt. Ausser
dem so mannigfaltig abgestuften Grade der Befeuchtung hat auch
der Boden einen grossen Antheil an der Güte des Weidegrundes. In
Neusüdwales fand LhotzkyI2) die Waldsavanen an die thonreicheren
Erdkrumen gebunden, während der Scrub daselbst den Sandboden
bezeichnet: allein in der Kolonie Swan River wird nach Drummond6)
gerade der letztere vorzugsweise als Grasland benutzt, auch in den
dürren Tafellandschaften des tropischen Australiens scheint der
Scrub vom grösseren Thongehalt des Sandsteins abhängig zu sein,
aber die Wiesengründe des Südens werden hier auch zu diiiftiger
Grassteppe w). Ueber diesem Wiesen-und Steppen-Boden nun erheben
sich in ganz Australien die Bäume der Eukalyptusform, so
dass, wenn man das Grasland aus einiger Entfernung betrachtet, die
Landschaft als Wald erscheint, den man aber, in denselben eintretend,
selbst zu Wagen in beliebiger Richtung durchi eisen kann.
Das helle Licht dieser Wälder, welches offenbar der Vegetation der
Gramineen und Kräuter günstig ist, wird durch die senkrechte Stellung
der Blattflächen vermehrt, worüber die berühmte Stelle in
R. Brown’s Schriften folgendermaassen lautet14): die Eukalypten und
die australischen Acacien stimmen darin überein, »dass ihre Blätter,
oder diejenigen Theile, welche Blattfunktion verrichten, den Rand