gesteinen unterbrochen, und dies sind die dürrsten Theile der Insel,
wo nicht einmal Savanengräser wachsen und die Bäume von Cacteen
begleitet sind. Hier besteht die Waldung hauptsächlich aus Mimo-
seen, die nebst dem Campeche-Baum [Haematoxylon) vom Festlande
eingeführt sein sollen: die endemischen Holzgewächse, die nun gegen
diese zurücktreten, sind von geringer Grösse (z. B. Brya Ebenus,
Cacsalpinia bijugd). Auf den Klippen wachsen die grossen Cereen
zuweilen massenhaft, über 20 Fuss hoch sich erhebend : auch von
diesen Cacteen wurde angenommen l6), dass sie festländischen Ursprungs
seien, aber die genauere Vergleichung der Arten hat ergeben,
dass sie endemisch und demnach als die natürliche Vegetation dieser
Standorte anzusehen sind. In Cuba, wo die Verwitterung allgemeiner
einen fruchtbaren Boden erzeugt, kommt es, wenn, wie hier,
die Solstitialregen nur wenige Monate dauern und die einzigen Niederschläge
sind, zur Bildung von offenen Savanen mit hohem, an
der Sonne vertrocknenden Graswuchs *?), die den Campos von Brasilien
an die Seite gestellt werden.
Das Hügel- und Bergland, welches den grössten Theil von
Jamaika einnimmt (o—1900 Fuss) und wo der Boden entweder
wegen seines Substrats oder wegen der kurzen Dauer der Regenzeit
ebenfalls einer langwährenden Dürre unterworfen bleibt, ist durch
den Anbau am meisten verändert worden. Bleibt der Boden sich
selbst überlassen, so erneuert sich der Wald: der Nachwuchs ist
alsdann besonders an den Cecropien (C. peltata) und an Piperaceen-
gebüsch [Artanthe geniculata) kenntlich. In den Waldungen, die
unberührt blieben, sind nach Oersted mehr als ein Dutzend verschiedene
Gattungen von dikotyledonischen Laubholzbäumen aus fast
ebenso viel Familien, und neben diesen drei Palmen hervorzuheben,
aber der Baumwollenbaum f.Eriodendron) ist unter allen die am meisten
in die Augen fallende Erscheinung. Die Bekleidung der Bäume
mit Schlingpflanzen und Epiphyten lässt an den einzelnen Stämmen
eine grosse Menge verschiedenartiger Pflanzen unterscheiden. Selbst
die Felsbrüstungen, die aus dem Walde sich aussondern, tragen
ähnliche oder auch dieselben Gewächse, die sonst an den Bäumen
epiphytisch wachsen und die das Regenwasser an ihren eigenen Organen
zurückhalten (Orchideen, Farne, Bromeliaceen und Gesne-
riaceen). Wenn die Bewässerung während der Regenzeit durch die
Lage eines Abhangs sich erheblich verstärkt, kann auch hier der
lichte Wald durch die gedrängten Mahagoni- und Cedrelastämme so
düster werden, dass kein Unterholz aufkommt und auch die übrigen
Schattengewächse nicht mehr gedeihen. Dann sammelt die Beleuchtung
am Ufer der Bäche das Gesträuch von Bambusen, von Pipera-
ceen und die grossen Rosetten der pfeilförmigen Aroideenblätter.
Gelegentlich sieht man auch einmal, vom herabrinnenden Wasser
befeuchtet, ein Gehölz von Fächerpalmen [Thrinaxparvißora) selbständig
für sich bestehen.
Diese warme und nur periodisch befeuchtete Region von Jamaika
stimmt nach ihrem Klima und ihrer Vegetation mit der östlichen
Inselreihe der Karaiben und mit den Bahamas lS) am meisten überein.
Der nördliche Abhang der blauen Berge hingegen hat vermöge seiner
Elevationsniederschläge eine grössere Aehnlichkeit mit den waldbedeckten
Vulkanen der westlichen Karaiben. Da die Wassercirculation
niemals aufhört, so erscheinen die Urwälder daselbst das ganze Jahr
hindurch in demselben Gewände üppig grünender Belaubung. Hier
wurzeln die Bäume in einer tiefen, fruchtbaren Erdkrume, die aus
leichter zersetzbaren Gesteinen entsteht, in Jamaika namentlich aus
den Porphyren, welche die Grauwacken des Hochgebirgs durchsetzen.
Betritt man von der Nordküste dieser Insel aus die warme
Region des düstern Waldes, so sieht man die Baumformen nach der
verschiedenen Höhe der Stämme sich sondern und ihre Zwischenräume
durch Unterholz ausgefüllt. Zu den grössten Bäumen gehören eine
Myrtacee [Psidium montanum) und eine Guttifere [Symphona), die
Palmen sind zahlreicher als anderswo, die Bambusen neigen und
beugen sich im leichtesten Luftzuge, die Heliconien und Scitamineen
stehen mit ihren grossen Blattrosetten in einem gewissen Gegensätze
zu den Sträuchern, von denen sie sich abheben.
Die zweite Region auf den Bergen Jamaikas (1900—3750 Fuss)
unterscheidet Oersted durch zunehmende Mannigfaltigkeit der Holzgewächse.
Die meisten Bäume, die sich an diese Höhen halten, sind
endemisch J9): mehrere Melastomaceen werden unter ihnen bemerkt;
ein dichtes Unterholz verdrängt die übrigen Schattenpflanzen vom
Boden, die Epiphyten werden zahlreicher, die Lianen vermindern
sich.
Während die Wärme abnimmt, vermehrt sich in aufsteigender
Richtung die Feuchtigkeit, bis die Wolkenregion der blauen Berge
(4700—6600 Fuss) erreicht wird, wo nach den Morgenstunden das
ganze Jahr hindurch täglich der Wasserdampf sich verdichtet und
am Nachmittage als Regen niederfällt. Nur die höchsten Gipfel