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der Platane und des Storaxbaums (Platanus und Liquidambar) zu der
nordamerikanischen Flora, wovon schon früher die Rede war, kann
man nur an eine gewisse Analogie des Klimas denken. Und hieran
reiht sich auch die monotypische Gundehci, der einzige Vertreter der
Gruppe der Vernoniaceen, der in der alten Welt die gemässigte Zone
bewohnt, während die verwandte tropische Gattung Vernonia ebenfalls
Nordamerika erreicht. Das merkwürdigste Beispiel solcher systematischer
Verknüpfungen mit fernen Ländern lieferte endlich die
Entdeckung eines Pelargonium auf den Gebirgen Ciliciens und des
nördlichen Syriens [Pelargonium Endlicherianum) , ohne dass irgend
eine andere geographische Beziehung zu den zahlreichen Arten dieser
Gattung im Kaplande nachzuweisen wäre, als dass sie auch in Abessinien
spärlich vertreten ist. Hier zeigt sich uns aufs Neue, wie im
systematischen Charakter der Vegetationscentren das eigentlich Bestimmende
uns fast immer verborgen bleibt.
Ueberblicken wir nun das Gesammtergebniss der Untersuchung
über die Vertheilung der Vegetationscentren, so erkennen wir, dass
diejenigen Inseln, welche eigentluimlicheErzeugnisse hervorgebracht
haben, reicher an endemischen Arten sind als gleich grosse Räumlichkeiten
des Kontinents. Aber gerade entgegengesetzt verhält sich
die Gesammtzahl ihrer vegetabilischen Produkte. Die Kataloge der
Inselfloren, welche alle beobachteten Pflanzenarten aufzählen, sind
bei gleich günstigem Boden und Klima allemal ärmer als die Verzeichnisse
, welche sich auf Abschnitte des Festlands von entsprechender
Grösse beziehen. Auf der Insel Cypern fehlen viele allgemein
verbreitete Mediterrangewächse, wie dies namentlich schon in
Bezug auf die einförmige Bildung der dortigen Maquis bemerkt wurde.
Zu ähnlichen Betrachtungen fand sich der englische Botaniker Prior
veranlasst, als er Dalmatien und Sicilien nach einander bereiste
und ihm jenes Festland eine weit ergiebigere Ausbeute bot als die
Insel. Hierin ist, wie bereits bemerkt wurde, die Wirkung der Pflanzenwanderungen
nicht zu verkennen: denn da die Flora jedes einzelnen,
eng begrenzten Bezirks nur zum kleinsten Theil aus endemischen
Alten besteht und die Gegenwart der übrigen auf dem wechselseitigen
Austausch verschiedener Vegetationscentren beruht, so kann
ein Punkt des Kontinents sich von mehreren Seiten aus bereichert
haben, während eine Insel ihre angesiedelten Gewächse vielleicht nur
von einer einzigen Küste aus empfing. Je weiter sie vom Festlande
entfeint liegt, desto mehr ist die Einwanderung erschwert. Sicilien
ist nun zwar keine entlegene Insel, aber doch geographisch viel un- *
günstiger gestellt als Dalmatien. Auch in dieser Beziehung sind
die Gebirgsgipfel mit Inseln zu vergleichen. Prior fand die alpine
Region des Apennin ebenso wenig ergiebig, wie dies vom Aetna
längst bekannt war. Der Reisende hatte Gelegenheit, binnen kurzer
Zeit den Matese nördlich von Neapel mit dem Biokovo in Dalmatien
vergleichen zu können und erstaunte über den Gegensatz des Pflanzenreichthums,
während Gebirgsart, Bergform und Klima allerdings
eine entschiedene Uebereinstimmung sollten erwarten lassen. Aber
der Appenin hat nur mit den piemontesischen Alpen einen unmittelbaren
Zusammenhang, so dass in dieser Richtung allein der Austausch
alpiner Gewächse durch Ausstreuung des Samens leicht erfolgen
kann und in jeder anderen gehemmt ist, wogegen die dalmatische
Küstenkette mit den Bergsystemen Bosniens und der ganzen
griechischen Halbinsel in Verbindung steht.
Auf dem Festlande ist die Vermischung der Vegetationscentren
nach geographischen und klimatischen Bedingungen so leicht und
einfach zu erkennen, dass nur einige schwierigere Fälle näher zu
untersuchen sind, bei denen man den Zweifel aufwerfen kann, ob
eine Wanderung möglich war. Auf klimatischen Analogien beruht
es, dass auch über die Grenzen des Gebiets hinaus die südliche Vegetation
gewisse Arten im Westen bis zu höheren Breiten entsendet,
deren Anzahl allmälig abnimmt, je weiter man nach Norden geht,
und dass in Ungarn I47), gegen das schwarze Meer hin und im Orient
ein ähnlicher Austausch bemerklicher ist als in Deutschland, wo an
die Alpen ein Tafelland sich anschliesst, auf welchem die in die italienischen
Thäler und in das Rhonegebiet eindringenden Pflanzen
nicht mehr gedeihen können. So ist es auch der grössere klimatische
Gegensatz, wodurch die Mediterranflora von der Sahara schärfer abgesondert
wird als von den Wäldern und Steppen Europas und
Asiens, wo die physischen Bedingungen sich allmäliger abstufen.
Innerhalb des Gebiets aber treten die Einflüsse der geographischen
Lage, die mechanischen Hindernisse der Pflanzenwanderung deutlicher
hervor. Je geringer der Abstand von zwei gegenüberliegenden
Küsten ist, je vollständiger die Gebirgskämme kettenförmig Zusammenhängen,
desto grösser wird die Zahl gemeinsamer Pflanzen.
Hiefür kann die gleichartige Vegetation zum Beleg dienen, welche
die p'ep-enüberliep'enden Küsten an den Strassen von Gibraltar und
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Messina oder Thracien und Bithynien verbindet, und ebenso ist die