nur durch die Rhamneen (.Phylica) und die Campanulaceen (Wahlen-
hergia) kann jene Meinung unterstützt werden. In den übrigen
Fällen finden wir Verwandtschaften zu den verschiedensten und entlegensten
Vegetationscentren, und besonders zu andern ozeanischen
Inseln. Vor allem erinnern die Synanthereen an die ähnlichen
Sträucher auf den atlantischen und an Bäume auf gewissen pacifi-
schen Archipelen, die in einem weiten Umkreise Südamerika umgeben,
wo dieselbe hamilie an kontinentalen Holzgewächsen reicher
ist als anderswo. Von den vier helenischen Gattungen selbst aber
ist nur Petrobium von bestimmt südamerikanischem Typus; die drei
anderen sind mit grossem Gattungen verwandt37), die man wegen
ihrer weiten Verbreitung als polycentrisch bezeichnen kann. Diese
Synanthereen nannte man theils Gummi-, theils Kohlbäume, und
neben ihnen nahm das helenische Ebenholz und das Rothholz an der
Bewaldung den grössten Antheil: diese beiden letztem Bäume nun
gehöi en zu einer Gattung von Sterculiaceen (Trochctia), welche
ausserdem nur auf den Maskarenen einheimisch ist, und dort wächst
auch eine Kuphorbiacee, die man, jedoch vielleicht durch die nahe
Veiwandtschaft inegeführt, sogar nur für eine Varietät eines der
helenischen Baume erklärt hat (Acalypha Tuhna'j. Sodann erinnert
eine holzige Eobelie [L. scaevolifolia), die eine eigene Abtheilung
in dieser Gattung bildet, an die Holzgewächse aus der Familie der
Lobeliaceen, die für die Sandwich-Inseln charakteristisch sind, und
zuletzt bleiben noch drei andere Sträucher aus Gattungen übrig, die
auf Europa und die atlantischen Archipele hinweisen, aber auch zugleich
polycentrisch sind (.Frankenia, Physalis, Plantago). Nach
diesen Thatsachen kann von einem Stammkontinent weder in dem
Sinne die Rede sein, dass die Flora von daher durch natürliche Einwanderungen
wesentlich bereichert wurde, noch als ob die endemischen
Alten aus Umbildungen von Pflanzen hervorgegangen wären,
die in einer fiüheren 1 eriode von auswärts dahin gelangten. Nur von
gewissen klimatischen Analogieën ist ihre Organisation der Aus-
druck. S. Helena verhält sich demnach ganz verschieden von den
Kap-Verden und liefert den vollgültigen Beweis, dass die Entstehung
der Pflanzen auf Inseln, ebenso wohl wie auf Kontinenten, unab-
hängig von andern Vegetationscentren möglich war. Warum sollte
auch der geographische Umfang eines Gebiets auf die Kräfte, welche
die Organisationen erzeugt haben, von Einfluss sein? In dem kleinsten
Raume, wie im grössten, konnten sie in besonderer Weise sich entfalten:
nur werden sie im ersteren Falle weniger zahlreich sein
müssen.
7 . Ma d a g a s k a r . Der Küste von Mozambique bis auf etwa
6o g. Meilen genähert, an Umfang (10900 Q.-M.) grösser als Frankreich
und in der Zone des südlichen Passats noch über den Wendekreis
des Steinbocks hinausreichend (120—25 ° S . B.) liegt im indischen
Meere Madagaskar, die bedeutendste unter allen Inseln mit
überwiegend endemischer Vegetation. Der Länge nach wird sie
von hohen, granitischen Gebirgsketten durchzogen, deren höchste
Erhebung man auf 11000 Fuss schätzt und die nach beiden Seiten
zu einer sumpfigen oder mit Lagunen erfüllten, ungesunden Küstenniederung
sich abflachen. Auf die Regenzeit werden 7 Monate
gerechnet [Oktobör bis April] 39): da aber die Gebirge vom Südostpassat
getroffen werden, so ist der grösste Theil der Insel mit feuchten
Tropenwäldern bedeckt, welche im Innern mit hochgelegenen Grassa-
vanen abwechseln, wo die trockene Jahrszeit schroffer abgesondert
ist39). Nur im Süden (21 °—250 S. B.) hören die Wälder auf: hier
findet man sandige Tiefebenen mit einer dürftigen Vegetation von
dornigen Gewächsen 4°).
Der Vegetationscharakter von Madagaskar ist übrigens bis jetzt
noch nicht anschaulich dargestellt: nur Einzelnheiten wurden ausführlicher
besprochen und ansehnliche Sammlungen nach Europa
gebracht, durch deren Bearbeitung für die Systematik Manches geleistet,
jedoch keine zusammenhängende Uebersicht gewonnen ist.
Unter den Vegetationsformen der Wälder ist der Baum der Reisenden
(.Ravenala) wohl die merkwürdigste Erscheinung, ein hoher Pisang,
in gewissen Gegenden unter allen Gewächsen vorherrschend41),
dessen Laubrosette, zweizeilig geordnet und in senkrechter Fläche
ausgespannt, einem grossen Fächer zu vergleichen ist: die Blattstiele
nun sind an ihrem Ansatzpunkte zu einer geräumigen Höhlung vertieft,
womit sie das Wasser auffangen und zurückhalten, so dass sie,
angestochen, wie eine Quelle zum erfrischenden Getränk dasselbe
ausfliessen lassen. Unter den Epiphyten sodann hat eine häufig vorkommende
Orchidee (Angraecum sesquipcdale) durch die Grösse ihrer
Blumen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die, 7 Zoll im Durchmesser,
einen Sporn bis zu anderthalb Fuss Länge tragen, unter den
Wasserpflanzen die Ouvirandra, deren längliche Blätter aus einem
durchbrochenen Adernetz, wie aus Spitzengewebe, gebildet sind.
In den Wäldern der Küstenniederung sind die herrschenden