ihren einförmigen, schmalen Blattgestalten noch zwei der wesentlichsten
Eigentümlichkeiten der Kapflora. Die Blattnadel ist hier das
bei unzähligen Gesträuchorganisationen allgemein angewendete
Hülfsmittel, die Verdunstung zu beschränken und sich dadurch dem
trockenen Klima der Karrooebenen anzuschmiegen, wogegen der
Kalahariflora zu gleichem Zweck die Dornen neben dem ganz verschieden
gebauten, wiewohl ebenfalls in seiner Ausbildung gehemmten
Mimosenlaube zukommen. Der reiche Graswuchs der Kalahari
ist ferner eine dem grössten Theile des Kaplandes nicht minder
fremdartige Erscheinung. So zeigt sich in der Kalahari das Gesetz
bestätigt, dass, je mehr die Vegetationscentren einander geographisch
genähert sind, desto ähnlicher auch die Organisation ihrer Erzeugnisse
wird. Denn nur hieraus, nicht aus dem Boden oder Klima ist
es zu erklären, dass sowohl durch die Gramineen, wie durch die
Acacien die Vegetationscentren der Kalahari weit inniger mit der
Flora Sudans verknüpft sind als die von dem tropischen Afrika
durchaus abweichende Vegetation des Kaplandes. Auf der anderen
Seite scheint eine ähnliche Verbindung zwischen dieser und der Kalahari
in den Zwiebelgewächsen angedeutet zu sein, die Burchell
daselbst einen so lebhaften Eindruck zurückliessen.
Unter diesen Zwiebelgewächsen werden namentlich auch Irideen
und zwar solche Gattungen von ihm erwähnt, die für die Kapflora
charakteristisch sind [Babiana, Gladiolus]«). Aber es wäre unzulässig,
solche Beziehungen zu verallgemeinern. Denn die Vegetationscentren
des Kaplandes sind unter sich bereits so auffallend geschieden,
dass in dieser grösseren Entfernung zwar einzelne Fälle
der Verwandtschaft, aber keine durchgreifende Aehnlichkeit der
Organisation erwartet werden kann. Mehrere der grössten und aus- o
gezeichnetsten Familien der Kapflora, die Ericeen, die Diosmeen,
die Proteaceen und die Restiaceen verschwinden schon, wenn man
von der Südküste aus am Karroopass die untere Terrasse der höher
gelegenen Gegenden betritt +7). Es ist eine der Paradoxien, welche
man zuweilen bei der Vergleichung entlegener Länder bemerkt, dass
unter diesen Familien die der Proteaceen noch einmal jenseits der
Karroofelder und jenseits der Kalahari auf den Hochebenen der
Transvaalschen Republik 48) in der Nähe der Drakenberge plötzlich
aufs Neue wieder auftritt und nun die Gebirge der östlichen Küstenterrasse
von Sudan begleitet.
x.
KAPFLORA.
Klima. In keinem Lande ist es weniger möglich, den Charakter
der Flora von den physischen Bedingungen der Vegetation
abzuleiten, als in der Kapkolonie; nirgends ist die Bedeutung einer
von der Gegenwart unabhängigen, dem Ursprung der organischen
Bildungen angehörigen Thätigkeit mehr in die Augen fallend. Boden
und Klima halten die Ausbildung der vegetativen Organe zurück;
die Landschaft erscheint sogar in noch höherem Grade dürr, ärmlich
und unfruchtbar, als nach den meteorologischen Thatsachen zu erwarten
wäre, aber die Verschiedenheit der zu so einförmigen und
für den Wohlstand unergiebigen Formationen verbundenen Arten ist
grösser als in irgend einem anderen Theile der Erde. Nach ihiei
geognostischen Bildung stehen Afrikas südlichste Teirassen, zu den
drei Küsten und von den Gebirgszügen zum inneren Hochlande sich
abflachend, den tropischen Hebungen des Kontinents gleich, die eine
so viel weniger mannigfaltige Vegetation erzeugt haben. Die Granite
und Thonschiefer, die silurischen Sandsteine, die sich diesen
weithin anlagern, sind oft nur von einer schwachen Erdkrume bedeckt,
deren sandige Beschaffenheit einer regelmässigen Bewässerung
widerstrebt und unzuträglichen Temperaturschwankungen unterworfen
ist. Wie wenig ein so unfruchtbarer Boden indessen an
Nahrungsstoffen bieten möge, so haben doch , je nachdem ei mehr
oder weniger Thon enthält, oder andere Bestandtheile, wie der Eisenocher,
der ihn färbt, die Natriumsalze, deren Spuren häufig sind,
mit dem Kieselsande sich verbinden, diese scheinbar geringfügigen
Verschiedenheiten einen ausserordentlich grossen Einfluss auf die