reichlichen Vorrath verdampfenden Wassers, sei es über dem Meere
oder im Binnenlande, voraussetzen. Die Elevationsniederschläge
können zwar auch in dieselbe wärmste Jahrszeit fallen, aber sie sind
von der Solstitialbewegung unabhängig. Die schräge Abdachung von
Gebirgsketten, deren Axe von horizontalen Luftströmungen getroffen
wird, verursacht hier eine Ablenkung derselben nach aufwärts, wodurch
sie abgekühlt ihre Feuchtigkeit verlieren. Die Zenithregenzeiten
sind eine Folge der kräftigsten Insolation, sie werden durch
die wärmste Periode des Jahrs eingeleitet und können, bis der aufsteigende
Luftstrom sich weiterhin verschoben hat und der einfache
Passat wieder die Herrschaft gewinnt, eine kürzere oder längere Zeit
fortdauern. Die Elevationsniederschläge sind überhaupt an keine
bestimmte Jahrszeit g'ebunden, sie entwickeln sich gewöhnlich aus
Seewinden, aus welcher Richtung dieselben auch wehen mögen, und
wären es auch das ganze Jahr hindurch anhaltende Passatwinde. Im
Monsungebiete treffen sie an den Ghauts der Küste von Malabar mit
den Zenithregen des Sommers der Jahrszeit nach zusammen, aber
sie können auch stetig fortdauern, wenn, wie im indischen Archipel,
die Winde beider Jahreshälften Seewinde sind, und wenn sie ein Gebirge
von beiden Seiten treffen. Da der Wechsel der asiatischen
Monsune überhaupt nur darin besteht, dass die Passate aus der einen
Hemisphäre in die andere übergehen, so erzeugen oder verhindern
sie die Niederschläge in derselben Weise, wie die in engere Grenzen
eingeschlossenen Passatwinde anderer Kontinente.
Im tropischen Asien sind durch die überwiegend einseitige Ver-
theilung des Festlands und Meers die regelmässig wechselnden Winde
dem einfachsten Gesetze unterworfen, aber so übereinstimmend auf
weiten Räumen die Richtung der Monsune ist, so mannigfach werden
ihre Wirkungen auf die atmosphärischen Niederschläge durch die
Lage und Erhebung der Küsten verändert. Ueberall finden wir diesseits
des Aequators im Sommer die Aspiration des asiatischen Kontinents,
den vom indischen und chinesischen Meere wehenden Monsun,
und im Winter die entgegengesetzte Luftströmung. Jenseits
des Aequators tritt im indischen Archipel das australische Wärmecentrum
in Wirksamkeit. Hier herrscht auf den Molukken und in
Neu-Guinea der Nordwestmonsun in den südhemisphärischen Sommermonaten,
der Südost dauert daselbst vom April bis November1).
In beiden Fällen folgen also die Aspirationen dem Zenithstande der
Sonne. Wallace nimmt an, dass zwischen den Monsunen beider
Hemisphären ein äquatorialer Gürtel eingeschaltet sei, der etwa sechs
Breitengrade umspanne, auf welchen die Niederschläge am stärksten
seien und in der That die Gegensätze der trockenen und nassen
Jahrszeiten fast ganz aufhören. Allein dies ist nicht so zu verstehen,
als ob die Monsune daselbst unterbrochen wären, was nur selten,
wie an der Südwestküste von Sumatra2), beobachtet ist, und wahrscheinlich
nur, weil dieselbe durch die hohen Gebirge der Insel geschützt
wird. Jener feuchte Aequatorialgürtel, der auf die Vegetation
von Borneo bis Neu-Guinea vom grössten Einflüsse ist, verdankt,
wie das westliche Java, seine Eigenthümlichkeit der von den
Kontinenten entfernteren Lage, wodurch die Monsune beider Jahreshälften
als reine Seewinde wirken, die den Wasserdampf unerschöpflich
dem Lande zuführen.
Ausserhalb der Aequatorialzone wechseln zwar überall nasse
und trockene Jahrszeiten, aber die Dauer, Stärke und Vertheilung
der Niederschläge sind so sehr von örtlichen Bedingungen abhängig,
dass eine geographische Eintheilung des Monsungebiets nach diesen
klimatischen Verhältnissen nicht durchzuführen sein würde. Je
nachdem die Luftströmungen See- oder Landwinde sind, je nach
dem Winkel, unter dem sie die Küsten treffen, sowie nach der Lage
von Gebirgen und Hochflächen finden wir bald ungleiche Klimate
nahe zusammen gerückt, bald ähnliche Vegetationsbedingungen ohne
geographischen Zusammenhang sich wiederholend, indem feuchte
Landschaften, wie Malabar und Bengalen, durch weite Strecken von
verschiedenem Charakter getrennt sind3). In solchen Fällen steht
die Vegetation unter jenem zwiefachen Einfluss, der überall ihre
Anordnung beherrscht, dass nämlich gewisse Arten dem ähnlichen
Klima folgen, andere um so mehr in ihrer Absonderung verharren,
je grösser der räumliche Abstand ihrer Centren wird. So ist die
Palmyra-Palme (Borassus) den regenarmen, aber oft durch weite
Zwischenräume getrennten Klimaten von der Küste Koromandel und
von Ava bis Timor gemeinsam, und ebenso sind die Teak-Wälder
(Tectona), welche in der trockenen Jahrszeit ihr Laub verlieren,
ähnlichen Einflüssen vom centralen Hindostan (Bundelkund) bis zu
den grossen Sunda-Inseln unterworfen. Die Formen der Eiche und
Fichte (.Pinns) hingegen fehlen in ganz Hindostan4) und verbreiten
sich doch vom Himalaja in ununterbrochenem Zusammenhang über
die hinterindische Halbinsel, die erstere bis nach Java, die letztere
bis Sumatra und zu den Philippinen. Schroffe Grenzen der Vege