bis in die Nähe der Schneelinie heben, wo weder die nöthige Feuchtigkeit
fehlt noch die Temperatur zu niedrig ist 3s).
Aehnlich verhält es sich auch mit den Regionen der mexikanischen
Vulkane überhaupt, die zwar durch das Vorherrschen bestimmter
Vegetationsformen scharf abgestuft sind, aber deren Bestandteile
in untergeordneter oder sporadischer Verbreitung oft
weit über ihre Grenzen hinausgreifen. Hieraus geht hervor, dass die
Absonderung der Regionen weniger von den allmälig geänderten
klimatischen Werthen abhängt als von den Bodeneinflüssen, welche
den landschaftlichen Charakter der Formationen bestimmen. Am
Pik von Orizaba sind in der alpinen Region mehrere Vegetationsgürtel
unterschieden worden6) , welche auf dieses Verhältniss hin-
weisen. Die Stevien, die, den Rhododendren der Alpen entsprechend,
über der Waldgrenze gesellig auftreten (iiooo—13600 Fuss),
bewohnen, mit alpinen Stauden verbunden, die vulkanischen Gerolle
der Kordillere. Der aus feineren, sandigen Eruptivstoffen gebildete
Boden der höchsten Gebirgsfläche erzeugt eine grasreiche Alpenmatte
(13600 bis 14300 Fuss), und auf den Felsblöcken des Kraters, der
sich aus dieser erhebt, bleiben fast nur noch Lichenen und Moose
übrig (14300 bis 14800 Fuss). In Costarica1?) fehlt mit den Nadelhölzern
auch jener Steviengürtel und wird daselbst am Irasu durch
Ericeen ersetzt ( Vaccinium, Pernettya), welche, von Alpenmatten
begleitet, hier bis zum. Gipfel des Berges reichen (10000 bis
11000 Fuss).
Aber auch unterhalb der Waldgrenze nimmt die Region der
Coniferen leicht Fremdartiges auf. In den Nadelwäldern des Piks
von Orizaba6) (7800 bis 11000 Fuss) herrscht keineswegs die Einförmigkeit
des Nordens. Eingemischt kommen überall Laubbäume
vor, Eichen und Erlen; die Schattenkräuter bleiben mannigfaltig,
eine üppige Vegetation ernähren die hier beginnenden Barrancas,
ganze Bergseiten sind kahl und mit hoher Grasnarbe und alpinen
Stauden bedeckt. Auch die abwärts folgenden, reineren Eichenbestände
(6000 bis 7800 Fuss) werden da, wo die Niederschläge
gemindert sind, von den Formationen des offenen Hochlandes, den
Mimoseengesträuchen und Succulenten, unterbrochen.
Ein schärferer klimatischer Wechsel bezeichnet erst den Fuss
der Kordillere (bei 6000 Fuss), wo die tropischen Vegetationsformen
anfangen zurückzutreten. Allein auch unterhalb dieses Niveaus ist
die den mexikanischen Gebirgen eigene Mischung der Vegetationsformen
noch dadurch ausgedrückt, dass der obere Abschnitt der
tropischen WTaldregion (3000—6000 Fuss), wie im indischen Archipel,
die Eichen mit den Baumformen des Tropenklimas verbindet.
Immergrüne Eichenwälder bedecken einen grossen Theil des Hügellandes
bei Orizaba f l , aber die tropischen Vertreter der Lorbeerform
(Laurineen, Anonaceen, Sapoteen, u. a.) sind überall häufig,
und das Unterholz bilden Chamaedoreen, Cycadeen, Melastomaceen
und Myrtaceen. Durch die Mischung der Bestandtheile, das dichte
Wachsthum holziger Gewächse und ihren Ueberfluss an Epiphyten
ist diese Region den reinen Waldbeständen aus tropischen Familien
an der Südküste des Golfs ähnlich, aber in diesen erhöht sich mit
der steigenden Wrärme die Mannigfaltigkeit dei Baumaiten, die
Grösse der Palmen, die Bedeutung der holzigen Lianen und häufiger
vergrössern sich die Laubdimensionen der Schattengev ächse, der
Aroideen, der Scitamineen und Farne.
Die Savanen Amerikas unterscheiden sich von denen des tropischen
Afrikas durch eine stärkere Mischung der Bestandtheile und
dadurch , dass sie häufiger jene lichten Waldungen von niedrigen
oder mittelgrossen Bäumen aufnehmen, die man in Brasilien Catingas
nennt und die in der trockenen Jahrszeit grösstentheils ihr Laub
verlieren. Diese Gehölze sind aus Bäumen der verschiedensten Familien
zusammengesetzt, von denen die meisten in dieser Beziehung
übereinstimmen und der Sykomorenform entsprechen. Die Chumi-
cales in Panama sind solche Baumgruppen, aus einer Dilleniacee
(,Curatella) gebildet, deren papierähnliche Blätter im W'inde rasseln
wie das trockene Laub des europäischen Herbstes f l . Nach Wagner’s
Beobachtungen im Isthmus 38) besteht zwischen den Savanen und
diesen Catingas ein säkularer Wechsel, indem gewisse Savanen-
bäume (.Duranta, Curatella) vom Rande des Waldes auf die sonnige
Fläche allmälig vorrücken und, den Humus des Erdreichs vermehrend,
den übrigen einen Schutz gewähren. Endlich aber werden sie
selbst, wenn der Boden an Nahrungsstoffen erschöpft ist, durch die
offene Savane wiederum verdrängt werden können.
Die Savanen des mexikanischen Florengebiets sind nur an
seiner pacifischen Abdachung auf weiten Räumen entwickelt. Auf
dem geneigten Boden ist hier, wo die Bewässerung durch Niederschläge
nur wenige Monate dauert, der Grasboden oft ungemein
dürftig: auf den Anden des Isthmus fand Wagner20) den Rasen
durchschnittlich nicht über zwei Zoll hoch. Solche Formationen