die brasilianischen Cecropien, die Guttiferen (Clusia), die Melastoma-
ceen werden zahlreicher und die Scitamineen (.Amomum) treten auf.
Von tropischen Kulturg-ewächsen bleibt derKafifeebaum (bis 3300 Fuss)
in diesen feuchten Gebirgsthälern auf einem tieferen Niveau als in
Mexiko zurück, und auch der hier so wichtige Anbau der Coca
(.Erythroxylum Coca bis 6250 Fuss) reicht nicht bis zur obern Grenze
der Cinchonen. Aber man kann zweifeln, ob die klimatischen Höhengrenzen
der tropischen Kulturen auch erreicht werden, wo ihr Absatz
so beschränkt und durch die unwegsamen Andenpässe von dem
überseeischen Austausch des Welthandels beinahe ausgeschlossen ist,
so dass es nur verlohnt, aus den von Fruchtbarkeit strotzenden
Thälern die Chinarinden und die Coca hinüberzuführen, beides Erzeugnisse,
die durch ihre specifischen Wirkungen auf das Nervensystem
so räthselhaft und unersetzlich sind. In der Entwickelung der
natürlichen Hülfsquellen hätten Ecuador und Neu-Granada vor Peru
und Bolivien grosse Vorzüge, wenn die Strasse über den Magdalenen-
strom nicht gleichfalls durch die Länge des Wegs und die Unzugänglichkeit
der Urwälder ähnliche Hindernisse darböte.
Eben diese abgeschlossene Lage der Cinchonenregion hat den
vorzüglichsten Anlass gegeben, die Kultur von Bäumen, deren Heilkräfte
so unschätzbar sind, in andern Tropenländern zu versuchen.
Das Ergebniss lässt sich jetzt bereits mit der Ausbreitung der Kartoffel
aus ebenso entlegenen Gegenden Südamerikas zusammenstellen.
Die Anpflanzungen von Cinchonen sind unter ähnlichen klimatischen
Bedingungen auf den Nielgherries in Ostindien, aber auch in geringerer
Meereshöhe auf Java, sogar in Queensland, im tropischen
Australien, gelungen. Hieraus ergiebt sich, dass, wie bei der Kartoffel,
die klimatische Sphäre dieser Gewächse weit über dasjenige Maass
hinausgeht, welches im Wohngebiete ihrer Heimath ihnen zu Theil
wird, dass sie sowohl auf hohen Gebirgen wie im Hügellande, in
einer feuchten Luft, deren Wolken die Sonnenstrahlen abhalten, wie
in trockeneren Gegenden fortkommen. Wenn sie auf den Anden
demohngeachtet auf eine schmale Höhenzone beschränkt bleiben,
so ist dies daraus zu erklären, dass sie von den Centren aus, wo sie
entstanden waren, weder die Kordilleren übersteigen, noch abwärts
in die Urwälder eindringen konnten, die, mit stärkeren Vegetationskräften
ausgestattet, den Boden in der heissen Region einnahmen.
Vegetationscentren, Die Verbindung der tropischen Andenflora
mit der chilenischen bezieht sich zunächst auf solche Pflanzen,
die längs der pacifischen Abdachung diesseits und jenseits des südlichen
Wendekreises verbreitet sind und von denen die Erzeugnisse
des Litorals durch den Humboldtstrom leicht übertragen werden
konnten. Allein dieser Gesichtspunkt erweitert sich im Hinblick auf
die obern Regionen, wo eine Reihe von Arten von den äquatorialen
und peruanischen Anden bis zu hohen antarktischen Breiten sich verfolgen
lässt31). Auf den tropischen Gebirgen Mexikos fanden wir,
auch wenn die alpinen Gattungen mit den arktischen dieselben waren,
doch vielleicht in keinem Falle eine vollständige Identität der Arten
mit denen des nordischen Tieflands. Dies ist vielmehr eine nur auf
den südamerikanischen Anden zu beobachtende Erscheinung, wo
zwei Doldenpflanzen und eine Saxifrage von den höchsten Regionen
in Ecuador und Peru bis zur Magelianstrasse längs ihrer Hebungslinie
allmälig zu tieferen Niveaus bis zum antarktischen Meeresstrande
hinabsteigen und bei einigen andern Gebirgspflanzen sich ähnliche
geographische Thatsachen wiederholen. Dieses abweichende Verhalten
von Gewächsen kalter Klimate diesseits und jenseits des
Aequators findet darin seine Erklärung, dass in der südlichen Hemisphäre
das F'estland auf den höhern Breiten so sehr gegen die Weite
des Meers zurücksteht und daher hier das gleichmässigere Seeklima
sich ähnlich entwickelt wie die gleichmässige Temperatur tropischer
Gebirge. Aber nur in Amerika, dem am weitesten nach Süden hinausgestreckten
Festlande, besteht ein solcher Zusammenhang zwischen
den Erzeugnissen der antarktischen Flora und den alpinen
Regionen der Tropen, der in den verwandten Arten beider Floren
noch bei Weitem allgemeiner ausgeprägt ist32) und bei den identischen
durch den vom Isthmus bis zur Magelianstrasse ununterbrochenen
Zusammenhang der Andenkette gefördert wird.
Diesen doch immer nur seltenen Wanderungen, durch welche
die fernsten Gegenden verknüpft werden, steht der weit überwiegende
Endemismus der tropischen Anden Südamerikas gegenüber,
der wegen der Dürftigkeit der Flora an der pacifischen Abdachung
weniger bemerkbar ist als auf der östlichen, in der alpinen Region
aber am stärksten hervortritt. Die Zahl der alpinen Gattungen ist
verhältnissmässig klein, aber um so charakteristischer in manchen
derselben und in einzelnen F'amilien die grosse Anzahl der Arten33),
also die enge Verwandtschaft der Erzeugnisse. Aus den beiden
grössten Gattungen von alpinen Dikotyledomen sind bereits mehr als
je 50 Arten beschrieben worden (von Senecio 83, von Gentiana 57).