ursprünglich dem Walde selbst abgewonnen worden ist. Möglich
erscheint es daher, dass auch die Weidedistrikte daselbst erst
der Verdrängung des Waldes ihren Ursprung verdanken. Aber die
starke Humusschicht, welche der Laubfall der Bäume erzeugt, fehlt
dem Weidelande in Val di via J3), dessen Vegetation Philippi mit den
baltischen Haiden vergleicht, indem mit dem Rasen der Grasnarbe
die Erikenform verbunden ist (.Pernettya) und ein kaum fusshohes
Gestrüpp bildet. Auch nach den Waldbränden sieht man in diesen
Gegenden zunächst Gebüsche von Holzgewächsen und neben Cypera-
ceen die Bambusen den Boden einnehmen6). Dem feuchten Klima
gemäss ist den Holzgewächsen eine grössere Energie als den Gräsern
zu Theil geworden.
Erst im Süden, wo die im Boden zurückgehaltene Feuchtigkeit
die Torfbildung aus den absterbenden Organen veranlasst, weichen
die Wälder einer andern Formation, einer offenen Moorfläche. Während
in Chiloe das ebene Land vom üppigsten Walde bedeckt ist,
wachsen die Bäume in Fuegia nur an den geneigten Abhängen1),
wo der Wasserabfluss erleichtert ist. Hier erzeugt jede ebene Fläche
ein starkes Torflager, das von zwei geselligen Stauden beständig erneuert
wird, deren verzweigter Rasen wenige Zoll hoch und von
kurzen, schmalen und anliegenden Blättern dicht bekleidet ist. Beide
sind durch ihren Bau merkwürdig, in ihrer Belaubung und Kleinheit
einander ähnlich: die eine ist eine Saxifragee (.Donatia fascicularis),
die andere den Liliaceen verwandt [Astelia pumila). Ein Paar kleine
Sträucher, das Empetrum und eine Myrtacee [Myrtus nummularia),
von nicht holzigen Gewächsen eine Ranunculacee (Caltha) und eine
Binse (.Rostkovia) begleiten diese Vegetation der Torfsümpfe, die
aufs Neue ein Beleg ist, wie die antarktischen Vegetationscentren zu
den analogen Formationen der nördlichen Hemisphäre in Verwandtschaft
stehen, aber ihnen zugleich eigenthümliche Gebilde hinzufügen.
Regionen, In den südlichen Anden rückt die Baumgrenze so
nahe an die Linie des ewigen Schnees wie in keinem andern Gebirge
der Erde; in Fuegia ist die alpine Region bestimmter abgesondert.
Da jedoch die Angaben über die Schneelinie in Südchile bedeutend
von einander abweichenl6), so benutze ich, um dieses Verhältniss
zu erläutern, nur die zuverlässigsten Beobachtungen.
Vulkan von Osorno in Valdivia (41 0 S. B.).
Waldregion bis 4500' [Schneelinie] T7).
F u e g i a [540 S. B .]l8).
Waldregion bis 1400'.
Alpine Region bis 350°'.
Poeppig6) war der Erste, der es aussprach, dass auf den südchilenischen
Anden die Baumgrenze mit der Schneelinie beinahe zusammenfällt.
Als er den Araucarien-Wald von Antuco besuchte (370
S. B.), den nördlichsten, der in den Anden vorkommt, bemerkte er,
dass diese Conifere anscheinend häufig bis zum ewigen Schnee in das
Gebirge ansteige. In Valdivia, wo die Baumgrenze von Buchen gebildet
wird, hat PhilippiIS) diese Beobachtung bestätigt und erweitert.
Wir finden bei ihm sogar die Behauptung, »dass die meisten
Bäume und Sträucher der Ebene« am Vulkan von Osorno (410 S. B.)
»so ziemlich bis zum ewigen Schnee hinaufreichen«, dessen untere
Grenze er hier zu 4500 Fuss bestimmte. In der Nähe der Schneelinie
fand er hier ausser der immergrünen Buche (F . Dombeyi) auch
die Coligue-Bambuse in einer verkümmerten Zwergform: daneben
wuchsen aber auch viele alpine Sträucher, in der Schönheit ihrer
Blumen mit den Alpenrosen zu vergleichen, zum Theil dieselben
Arten wie in Fuegia (eine Proteacee, wahrscheinlich Embothrium
coccineum; Drimys, Escallonien, Ericeen, Fuchsia, Berberis und Empetrum)
. Durch die Elevation der Baumgrenze wird also die alpine
Vegetation nicht ausgeschlossen. Durch diese Sträucher und durch
mancherlei Stauden an den feuchten Felswänden ist sie reichlich
vertreten, aber auf enge Höhengrenzen eingeschränkt, so dass die
Regionen nach dem Niveau sich nicht bestimmt scheiden lassen.
Wo der Schnee in der Sonne schmilzt und der Winter den
Baumwuchs zurückdrängt, entfernen sich die Gebirgswälder vom
Firn und lassen der alpinen Region einen weiten Raum übrig, die
Höhengrenzen heben und senken sich in gleichmässigem Verhältniss.
Im antarktischen Klima haben wir den äussersten Fall des Gegen-
theils vor Augen, hier zeigt sich die höchste Elevation der Waldgrenze
mit der tiefsten Depression der Schneelinie verbunden : daraus,
dass beide Linien sich hier beinahe in demselben Niveau
berühren, geht hervor, dass diese Erscheinungen auch auf entgegengesetzten
Bedingungen beruhen, oder vielmehr unabhängig von
einander bestehen können. Der Baumwuchs ist abhängig von der
Dauer der Vegetationsperiode, die in einem so gleichmässigen Klima
wenigstens bei den immergrünen Bäumen unbeschränkt ist, so dass
sie zu einem Niveau ansteigen, wo diejenige Mittelwärme herrscht,
3° *