Höhe des Baumwuchses zunehmen. In der Provinz George *?) findet
sich ein freilich nur schmaler Gürtel von geschlossenen Hochwaldsbeständen,
wo die dicht belaubten, mächtigen Kronen weit über das
niedrige Gehölz emporragen und die Stämme von Lianen (z. B.
Ampelideen und Asclepiadeen) umschlungen sind. Das Unterholz
dieser Wälder ist dicht verwachsen, Dornen und Schlinggewächse
machen das Dickicht fast undurchdringlich. Es werden Stämme von
Podocarpus erwähnt, welche vier Männer nicht umspannen konnten,
aber auch nur hier besitzt die Kolonie gutes Bauholz: in dem benachbarten
Distrikt von Uitenhage sind die Waldungen bereits wieder
dürftiger, ebenso wie bei der Kapstadt. Sie gedeihen nur, wo es nie
an Feuchtigkeit mangelt5), an den schattigen Südabhängen, wo das
Wasser beständig von den Felswänden herabsickert, wo die Bäume
selbst und ihre Dammerde es zurückhalten. In diesen Waldschluchten
sammeln sich Bäche, die von dem starken Humus braun gefärbt
sind. Bergaufwärts ist die Waldregion von geringer Ausdehnung:
hat man die Gebüsche mühsam durchklettert, so gelangt man in
lichtere Bestände, die Bäume werden kleiner, und nun ist bald ihre
Höhengrenze erreicht, wo das Buschland wieder anfängt.
In den baumlosen Steppen des Innern, wo nur die Flüsse von
Uferwaldungen umsäumt werden, sind auch diese von unansehnlichem
Wuchs. So ist der Thalweg des Gariep von einem Mischwalde
bekleidet5), der aus Acacien, Weiden und andern Bäumen
besteht, von denen mehrere Dornen tragen und einige ihr Laub
periodisch verlieren . (Vgl. oben S. 167.)
Yegetationscentren. Die Absonderung der Kapflora von
dem übrigen Afrika, die nur in den östlichen Landschaften eine gewisse
Vermischung der Centren gestattet, ist bereits erörtert worden.
Die nicht endemischen Pflanzen bilden nur einen ganz untergeordneten
Bestandtheil und die meisten sind wahrscheinlich erst in Folge
der Kolonisation einheimisch geworden. So hat, wie am Mittelmeer,
die amerikanische Opuntie angefangen, namentlich auf den trockenen
Hügeln am Gariep, sich in weiterem Umfange auszubreiten4). Durch
die grössten Weiten des Oceans ist das Kapland von den ähnlichen
Klimaten anderer Kontinente getrennt, und in einer so abgeschiedenen
Lage mussten die Vegetationscentren sich unvermischt erhalten. Um
so viel merkwürdiger aber ist die ähnliche Erscheinung im Lande
selbst. Bunbury8) erwähnt, dass er in der pflanzenreichen Gegend
von Grahamstown in Albany nur 13 Arten habe auffinden können,
welche auch bei der Kapstadt Vorkommen. Durch die klimatischen
Gegensätze, die eine Folge der verschiedenen Exposition und dei
Terrassenerhebung des Innern sind, wird hier die Erweiterung der
Wohngebiete beinahe ebenso sehr gehindert wie durch das Meer.
In der Nachbarschaft der Kapstadt, wo die Flora hinreichend
genau untersucht worden ist, um ein solches Urtheil zu begründen ),
kennt man eine Anzahl von Pflanzen, die nur auf einem einzigen
Standorte wachsen, als wären sie auf einer oceanischen Insel entstanden.
Schon Lichtenstein5) kannte einige Beispiele dieser Art
unter den Proteaceen. Der Silberbaum (.Leucadendron argenteum)
und einige andere Proteaceen kommen ausschliesslich auf der kleinen
Halbinsel des Tafelbergs und sonst nirgends auf der Erde vor: keine
der auf den nahen Hohentotthollandsbergen wachsenden, behauptet
jener Naturforscher, werde daselbst angetroffen, und die damit unmittelbar
zusammenhängenden Höhen von Stellenbosch und Di akenstein
besässen wieder ihre eigenen Arten. Wo unter gleichen physischen
Bedingungen jeder Berg seine besondere Ausbeute liefert,
kann doch nicht angenommen werden, dass solche Gewächse auf
ihren gegenwärtigen Standort nur zurückgedrängt wären. das
Ueberhandnehmen anderer müsste zu einer gewissen Gleichförmigkeit
der Vegetation führen, die nirgends besteht. Wir können daher
aus solchen Erscheinungen keinen andern Schluss ziehen, als dass
sie an ihrem ursprünglichen Standorte wachsen, der sich nicht erweiterte
, weil sie die nebem demselben bestehende Vegetation zu
verdrängen nicht im Stande waren.
Die Anzahl der bis jetzt bekannt gewordenen Gefässpflanzen
der Kapflora wurde von Harvey, der ein so vorzüglicher Kenner
derselben war, auf 7860 Arten12) geschätzt: eine Berechnung, die
ich auf das leider unvollendete Werk von ihm und Sonder gründe2I),
ergab die Summe von 8000, also ungefähr ebenso viel. Der Umfang
des Kaplandes, der Kolonie und Kaffrariens beträgt gegen
6000 g. Quadratmeilen22), aber dies ist, wie bemerkt, keineswegs
ein Maassstab für die Vegetationscentren der Küstenterrasse und ihrer
Berge, wo sie auf engem Raume so ungleich viel dichter angeordnet
sind als auf den ausgedehnten Karroofeldern. Das Kapland und
Australien sind diejenigen Länder, wo durch die Systematik der
Gattungen das Gesetz der räumlichen Analogieën am besten begründet
wird und dieses in allgemeinerer Geltung steht als irgendwo sonst.
Aus dicht gedrängten Bildungscentren entfalteten sich hier Gattungen