brochen in die jenseitigen Hochebenen eintreten lassen, so dass derselbe
an günstig gelegenen Orten seinen Wasserdampf entladen kann.
Hier giebt es wirkliche Flüsse, die, vom Gebirge gespeist, sich zum
Gariep und Limpopo vereinigen. Die ergiebigeren Niederschläge
und die fliessenden Gewässer sind die Bedingungen, unter denen die
Hochgräser der Savanen und reicher belaubte Baumformen auftreten.
Für die Palmen liegt das Land vielleicht zu hoch, oder das Gebirge
hemmt ihre Einwanderung. Hat es nun aber den Anschein, als ob
die Savanen allmälig in die dürre Wüstensteppe der Kalahari übergingen,
so liegt dieser Erscheinung doch nichts weiter zu Grunde,
als dass, wie die Formationen zweier Gebiete sich vermischen, so
auch die Klimate je nach der Erhebung des Bodens, nach der Lage
der Bergseiten, nach der Zugänglichkeit für die östlichen Regenwinde,
mannigfaltig in einander greifen. Die allgemeine Ostgrenze
der Kalahari kann daher naturgemäss durch die Drakenberge bezeichnet
werden, obgleich sich in den Uebergangslandschaften die
meisten Formationen Sudans noch einmal örtlich wiederholen, gerade
so wie auf den südlichen Bergländern Europas auch die Physiognomie
des Nordens wiederkehrt.
Die Südgrenze der Kalahari gegen das Kapland bildet der
Stromlauf des Orange-Flusses oder Gariep, und hier hat schon
Burchell 42), als er in gleichem Abstande von der Ost- und Westküste
diesen merkwürdigen Thaleinschnitt überschritt, von dem auffallenden
Gegensätze der zu beiden Seiten ausgebreiteten Landschaften
genaue Nachrichten gegeben. Harvey44) hingegen meint,
dass die Kapflora im Norden keine »sehr bestimmte« Grenze habe,
und dass der Orange-Fluss nicht als solche gelten könne, weil dessen
unterer Stromlauf die Wüstenflora von Namaqua nicht umsäume,
sondern mitten hindurch fliesse. Gegen diese Behauptung ist zunächst
einzuwenden, dass im Westen, wo der Gariep das kleine südliche
von dem grossen nördlichen Namaqualande trennt, allerdings
beide Landschaften klimatisch gesondert sind. Denn nach den Berichten
der rheinischen Missionsgesellschaft 45) fallen in Klein-
Namaqua die Niederschläge, wie in der Kapstadt, im Winter, also
in der entgegengesetzten Jahrszeit wie in der Wüste Kalahari, und
Gross-Namaqua ist fast ganz regenlos. Im Innern dagegen, auf dem
Schauplatz von Burchell’s Beobachtungen, ist in der That keine klimatische
Verschiedenheit an beiden Seiten des Gariep nachzuweisen.
Denn auf der ganzen oberen Karröofläche, zum Beispiel auf dem
Öden Roggefeld, wo nur selten Quellwasser gefunden wird, beschränken
"sich die Niederschläge auf vereinzelte Sommergewitter 46),
gerade wie in der Kalahari. Die Gebirge des Kafferlandes verhalten
sich in klimatischer Beziehung zu der höchsten Terrasse des Kap-
landes ähnlich wie die Drakenberge zur Kalahari. Auch liegen die
Hochebenen zu beiden Seiten des Gariep in demselben Niveau und
werden nur durch die flache Thalmulde des Stroms geschieden, den
ein schmaler Uferwald von Acacien, Weiden und einigen anderen
Bäumen bis zu dessen Mündung 47) begleitet. (Vgl. unten S. 186.)
Burchell42) aber sagt nicht bloss im Allgemeinen, dass der
Gariep »in vielfacher Beziehung« eine botanische Naturgrenze bilde,
sondern es lässt sich aus seinen Darstellungen auch ein bestimmter
Unterschied beider Flussseiten sowohl in den Pflanzenformen als in
deren Anordnung entnehmen. Das Roggefeld ist bis zum Gariep
völlig baumlos 47), es besitzt keine Gruppen von hohen Acacien und
nicht einmal den Graswuchs der Wüste; wiewohl auch hier die spärlichen
Gewässer nur periodisch fliessen, ist doch die ganze Hochebene
mit niedrigem Gestrüpp bewachsen, welches fast ausschliesslich
aus holzigen Synanthereen besteht, deren dürre, oft nadelförmige
Blätter trotz ihrer Kleinheit doch ausreichen, Heerden von grossen
Thieren zu ernähren. Der eisenschüssige Sandstein, der nur eine
geringe, rothgefärbte Erdkrume erzeugt, ist gewiss die vorzüglichste
Ursache, weshalb weder die Baumgruppen der Kalahari noch ihre
Grassteppen und Savanen den Gariep überschreiten, da alle diese
Formationen eines tiefen, wenn auch ebenfalls sandigen Bodens bedürfen.
Aber der Strom selbst, der in diesen Gegenden etwa die
Breite des Rheins hat, und seine Uferwaldungen stehen doch auch der
Vermischung der Vegetationscentren beider Gebiete entgegen. Dass
indessen solche Hindernisse, wie sie ja sonst auch der Anordnung
und Absonderung von Formationen zu Grunde liegen, nicht für alle
Bestandtheile der Flora von gleicher Bedeutung sind, lehrt die Verbreitung
des Haakedorns [Acacia detinens) , der vereinzelt auch auf
dem Roggefeld vorkommt, aber freilich erst jenseits des Gariep
häufig und zuletzt zu einer herrschenden Charakterpflanze der Vegetation
wird.
Hinlängliche Gründe aber scheinen vorhanden zu sein, den
Gariep nicht bloss als Formationsgrenze, sondern mit Burchell als
natürliche Schranke von zwei Florengebieten zu betrachten. Denn
das Roggefeld besitzt in dem Vorwalten der Synanthereen und m