die ganze Mediterranflora verbreitet, grossentheils nur solche Gegenden
des Steppengebiets, die gegen die Winterkälte mehr geschützt
sind (50), oder sie gehen umgekehrt von den Steppen aus und sind
in diesem Falle auf die östlichen Halbinseln des Mittelmeers beschränkt,
wo die Vegetationszeit sich verkürzt (64). Von dieser
letzteren Reihe sind endlich noch diejenigen Arten abzusondern, die,
nur Anatolien oder Syrien und der griechischen Halbinsel gemeinsam,
die östliche oder westliche Richtung ihrer Einwanderung aus
der Gestalt ihres Wohngebiets nicht erkennen lassen (50). Die
beigefügten Ziffern beziehen sich auf Verzeichnisse dieser Pflanzen,
deren Verbreitung im angegebenen Sinne sich aus Dokumenten
meiner Sammlung nachweisen liess: von diesen habe ich
einige charakteristische Beispiele in den Noten mitgetheiltI28). Das
eigenthiimliche Verhältniss Spaniens zu der Steppenflora wurde
schon im Abschnitt über das Mittelmeergebiet besprochen.
Die Verbindung der asiatischen Steppenflora mit der Sahara I29)
ist in den meisten Fällen auf die Grenzländer von Syrien, Mesopotamien,
Persien und Beludschistan eingeschränkt, wo der klimatische
Uebergang ebenso allmälig eintritt wie der zur Mediterranflora
an den östlichen Küsten des Mittelmeers. Eine unmittelbare
und ausgedehnte Berührung beider Floren findet indessen fast nur
in Arabien statt, durch die geographische Absonderung werden die
Wanderungen erschwert. Dennoch würde die Vermischung der
Arten unter so ähnlichen Lebensbedingungen gewiss einen noch
höheren Grad erreichen, wenn nicht die Sahara überhaupt so arm
an Pflanzen wäre und jene mässige Anzahl von gemeinsamen Erzeugnissen
doch schon einen beträchtlichen Theil ihrer Vegetation
ausmachte (etwa 10 Procent).
Da die Flora der Sahara über Arabien hinaus bis in die wüsten
Landschaften der Niederung am Indus sich ausdehnt, so berührt sie
sich hier noch einmal mit den Steppen. Hiedurch wird die Vermischung
der afghanischen Flora mit den tropischen Formen Indiens
gehemmt, in höherem Maasse als am Südabhang des Himalaja, an
dessen Fuss eine solche in beschränkter Weise stattgefunden hat I3°).
Wie endlich die Steppenflora sich an ihrer östlichen Abdachung
zu China verhält, ist noch ganz unbekannt. Die Forschungen zu
Peking sind die einzigen, die man darüber besitzt, und diese geben
wenig Aufschluss, weil daselbst die Charakterzüge der chinesischen
Flora noch wenig entwickelt sind.
V.
CHINESISCH-JAPANISCHES GEBIET.
Klima. Das chinesische Tiefland hat mit Einschluss des japanischen
Archipels vor Europa einen grossen Vorzug: eine regel-
mässigere Vertheilung der atmosphärischen Niederschläge. Dies ist
die Folge der hier zu der höchsten Breite (in China bis 40°, in Japan
bis 450 N. B.) reichenden Monsune, von denen die Bewölkung des
Himmels bedingt ist. So weit die hohen Bodenanschwellungen und
Tafelländer sich ausdehnen, finden wir sie nicht, weil ungeachtet
des auf ihren Höhen verminderten Luftdrucks die Erwärmung der
Atmosphäre zu gering ist, um aufsteigencl aspirirende Strömungen
zu erzeugen. Der Südwestwind der Sommermonate ist an das tiefe
Niveau geknüpft, welches China mit der malayischen Halbinsel verbindet.
Der Aspirationsgürtel liegt da, wo bei gleichem Niveau der
atmosphärische Druck am geringsten ist. Die Ursache dieser Auflockerung
der Luft ist indessen nicht leicht einzusehen, da in der
Richtung, aus welcher der Monsun weht, die Sommerwärme grösser
wird als in China1). Als eine Folge der Solstitialbewegung kann
doch nur die höhere Wärme der Atmosphäre wirken, welche aufsteigende
Luftströmungen veranlasst. Im Tieflande Chinas sollte
man während des Sommers eine stärkere Erhitzung der Atmosphäre
annehmen als auf der vom indischen Meere umspülten malayischen
Halbinsel. Aber die meteorologischen Messungen an der Erdoberfläche
widersprechen dieser Folgerung. Es scheint, dass die grössere
Masse der durch die Sonne bewegten Luft über dem Kontinent von
bedeutenderem Einflüsse auf die Richtungen der Aspiration ist als die
Höhe ihrer Temperatur. Die Insolation ist noch inPeking (40°N.B.)
G r i s e b a c h , Vegetation der Erde. I. 2. Aufl. 3°