steht die einheimische Vegetation hier noch immer übermächtig der
Kultur gegenüber.
Unter den monokotyledonischen Bäumen sind die Palmen, die
auf dem Gipfel ihres einfachen Stamms statt einer Krone von Zweigen
unmittelbar das weithin ausgebreitete, fächer- oder fiederförmig
getheilte Laub zu einer Rosette verbunden tragen, die bedeutendste
Erscheinung in der Physiognomie der Tropenlandschaft. Aus dem
Monsungebiete kennt man beinahe 300 Arten, die zu der Familie
der Palmen gehören, ungefähr ebenso viel wie aus dem tropischen
Amerika ; die Zahl derjenigen, die auf den übrigen Kontinenten und
Inseln wachsen, ist geringfügig. Scheidet man indessen von den
hochstämmigen die kleineren Arten, die durch den niedrigen Wuchs
ihres Stamms in die Form der Zwergpalmen übergehen , und die
Palmlianen aus, deren Vegetationsorgane in noch weit höherem
Grade abweichen , so steht Asien gegen Amerika in der mannigfaltigen
Bildungsweise dieser Bäume entschieden zurück. Denn die
Palmlianen, die fast sämmtlich auf das Monsungebiet beschränkt
und ausserdem nur noch in Australien und Afrika schwach vertreten
sind, bilden allein die grössere Hälfte aller indischen Arten. Auch
in der Höhe des Stamms werden die asiatischen Palmen von einigen
amerikanischen Arten übertroffen. Zu den grössten gehört die
Corypha [C. umbraculifera), eine Fächerpalme, die in Malabar und
Ceylon 70 Fuss hoch wird, und die nach MiqueDfl von derGebang-
Palme der Sunda-Inseln nicht verschieden sein soll. Kaum erreicht
sie indessen die Höhe der Cocospalme [Cocos nucifera), deren Stamm
80 bis 100 Fuss misst, die aber, wie alle Arten ihres Geschlechts,
aus Amerika ursprünglich abstammt und, in entgegengesetzter Richtung
wie die indischen Gewächse, auf die Koralleninseln der Südsee
und nach Asien verpflanzt wurde.
Aus der geographischen Verbreitung der Palmen im Monsungebiete
selbst geht hervor, dass mit der zunehmenden Gleichmässig-
keit der Temperatur und mit der Stärke und Dauer der Niederschläge
die Mannigfaltigkeit der Arten grösser wird. Als immergrüne Bäume
bedürfen sie eines stetigen Wasserzuflusses aus den Wurzeln und
ertragen schwer einen Stillstand ihres Wachsthums. Es giebt nur
einige Palmen, die dürre Klimate aufsuchen, wie die Palmyra-Palme
\Borassus flabelliformis), die daher ebensowohl das Tafelland von
Mysore wie die Insel Timor bewohnt, aber am oberen Ganges zu
Mirut bei Delhi15) schon nicht mehr fortkommt. Solch eine Verbreitung
bis in die Nähe der Steppenklimate ist eine Ausnahme von
dem Typus der Familie und mit dem Auftreten der Dattelpalme in
den Oasen der Wüste zu vergleichen. Da in dem grössten Thei e
Vorderindiens die Regenzeiten kurz sind und im Norden die Temperaturunterschiede
der Jahrszeiten wachsen, so sind hier die Bi -
dungsformen der Palmen viel einförmiger als in dem feuchtwarmen
Klima der Halbinsel Malakka und auf den Sunda-Inseln. An er
revenarmen Küste des Carnatic in Hindostan werden nur «er hochstämmige
Palmen angetroffen«) und von diesen drei nur als Kulturbäume.
Die obere Gangesebene besitzt in den Gegenden, wo ie
Palmyra-Palme noch gepflegt werden kann, ebenfalls nur eine einzige
Palme, die wirklich einheimisch ist [Phoenix sylvestris). Selbs
ifden feuchten Küstenwaldungen von Orissa, die an Bengalen grell
zen, kommen nur wenige Palmen vor. Ich finde überhaupt, dass in
einem Katalog von 123 hochstämmigen und Zwergpalmen Ind,
nur 19 die vorderindische Halbinsel bewohnen, 42 das P estland von
Assam bis Malakka, 62 den indischen Archipel von Sumatra is
Neuirland. Die Zunahme der Palmen wird zuerst höchst bemerklic ,
wenn man von Bengalen in die Stromgebiete des Brahmaputra ui,
Irawaddi eintritt, wo in den Thälern der Khasiagebirge ie egen
güsse so gewaltig werdet), und sie erreicht ihren Höhepunkt m
dem gleichmässig warmen Klima von Malakka bis Java. So se
demnach die einzelnen Palmen von der klimatischen Gliederung des
Gebiets abhängig sind, so ist doch die Betelnusspalme CaUchu)
ein Beispiel, dass dieselbe Art grosse Unterschiede des Was
Zuflusses erträgt. Dies beweist ihr allgemeiner Anbau, eine Folge
der merkantilischen Bedeutung ihrer Früchte, die zu einem eben so
seltsamen, als unter den Asiaten verbreiteten Genuss dienen Gleich-
massig findet sich diese Palme durch den ganzen Süden Hmdostans
von der feuchten Küste Malabars über das Tafelland bis zu den
dürren Gegenden des Carnatic, und ebenso wird sie in der Aequa
torialzone überall häufig angetroffen. Auffallender ist es, t a r n
die Cocospalme auf den dürren Ghauts von Mysore reichlich kult v rt
wird «): denn in ihrer amerikanischen Heimath an die Nachbarschaft
des Meers gebunden, bedeckt sie, wie Darwin - ) von dem kcel g
Archipel erwähnt, oft, alswäresie der einzige Waldbaum, diemedngen
Inseln des stillen und indischen Meers, deren Umfang von
Grösse ist, unstreitig weil die dampfreichen Seewin e 1
thum begünstigen. Man hat wohl die Vermuthung ausgesprochen,