Einschnitte in der unermesslichen Hochfläche, denen die Eingebornen
die letztere als steinige E b en e , als Hammada,' gegenüber stellen,
wie auch D eso r die T h ä le r als Erosionen in der Plateauwüste bezeichnet,
die das Wa sser in ihnen ausgefurcht hat. Zu solchen
Wirkungen sind dem unter der Oberfläche strömenden Wasser durch
die allgemeine Verbreitung von löslichen Bodenbestandtheilen, durch
die G y p s - und Salz lag e r der Wüste reichlich die Bedingungen geboten.
Sowohl die Wadis wie die Oasen finden sich über den ganzen
Umfang der S ah ara zerstreut, aber in wechselnden Abständen und
in ungleicher Grösse. S o giebt es nur bestimmte Wüstenstrassen,
welche die Oasen verbinden und die kürzesten Weg e über die quellenlose
Hammada aufsuchen.
Die F r a g e nun, woher das unterirdische Wasser stammt, die
einzige Quelle dauernder Erh a ltung des organischen L eb en s in der
Wüste, ist nicht überall leicht zu beantworten, aber in gewissen
Gegenden sicherem Verständniss zugänglich. Hier ist der Punkt,
wo der g eologische Bau der S ah ara mit den klimatischen Bedingungen
günstig zusammenwirkt. Wären an der Oberfläche oder in
gering e r T ie fe undurchdringliche E rd - und Felsschichten häufig, die
dem einsinkenden Wa sser der Niederschläge eine Schranke böten,
so würde dasselbe sofort wieder in die trockene Atmosphäre durch
Verdunstung entweichen. A b e r der nackte F e lsb od en der Hammada
ebenso, wie die grossen Sandanhäufungen in weiteren Thalmulden leiten
jed en Zufluss in grössere Tie fen und schützen ihn vor den Strahlen
der Sonne und der Trockenheit der L u ft. Die B e rg ström e des Atlas,
durch die F eu ch tigk e it des atlantischen Meers g e sp e is t , ergiessen
sich in M a ro k k o 20) südwärts in die Wüste, um hier in den Oasen-
thälern zu versiegen. A b e r das V ersieg en der F lü sse in der Wüste
beruht nicht bloss, wie man sich diese Erscheinung oft vorzustellen
pflegt, au f der Verdunstung allein, sondern auch au f dem Einsinken
in den Boden. Und da dieses einströmende Wasser nicht wieder in
die Atmosphäre zurückkehrt oder doch erst vielleicht in weiter Entfernung
als Quelle an die Oberfläche zurückgeleitet wird, der Zufluss
hingegen aus dem Gebirge, so schwach er sein mag, doch unaufhörlich
fortdauert, so müssen unter den tiefsten Depressionen der Wüste
sich unermessliche Vorräthe ansammeln. S o erklären sich die mannigfaltigen
Erscheinungen des Wasserzuflusses in den Wüstenthälern
im Süden des Atlas, wo bald nur ein feuchter Sandstreifen die V eg e tation
des Wadi ernährt, bald in den Oasen ein unterirdisches
/
Ouellenrohr zu Gebote steht, um die Pflanzungen zu bewässern,
oder das Grundwasser in geringer T ie fe steht, so dass die Wurzeln
der in künstlichen Gruben gepflanzten Dattelpalmen dasselbe er"
reichen, dann wiederum Brunnen Vorkommen, aus denen das Wasser
mühsam an die Oberfläche geschafft wird, oder endlich artesische
Bohrungen einen unverhofften S e g en unter den Bewohnern au sg e schüttet
haben. A lle diese Verschiedenheiten, aus denen che B lu e
oder Armuth der K u ltu r entspringt, entsprechen den allgemeinen
Gesetzen des Quellenbaus, der von der Vertheilung und dem
Wechsel undurchdringlicher Schichten der Erd rinde bestimmt wird.
Eine Beobachtung T ristram’s 2I) zu L a g h u a t in A lg e rien zeigt dies
sehr anschaulich, wo ein das Wadi schneidender Ba sa ltg an g das
unterirdische Wasser nöthigt nach aufwärts sich aufzustauen, wodurch
denn die dortige Dattelpflanzung gespeist wird Jed e unterirdische
Strömung setzt eine entsprechende Neigung der Schichten
voraus, und hierin findet der Einfluss der Gebirge auf che B ew äs se rung
der Oasen ihre Grenze.
Man kann sich wohl vorstellen, dass der ganze Westen der
Sahara theils vom A tla s theils vom A h a g g a r aus mit Quellwasser
versorgt wird, und die Anordnung der Wadis und Oasen in ihrem
Bereich spricht für dieses Verhältniss. Jed e s Gewitterschauer in der
Wüste selbst, so selten es auch Vorkommen mag, tragt doch auch
dazu bei, den unterirdischen Wasservorrath zu vermehren. D ie V er-
luste, welche derselbe in den Oasen durch Verdunstung erleidet sind
geringfügig und können nicht das einzige Mittel sein, hier ein Gleich
gewicht herzustellen. In einigen F ällen staut sich das Wasser zu
letzt zu einem S a lz se e , um auf diesem W eg e in die A tm ospha ie
zurückzukehren, in anderen hat man Grund, einen Zusammenhang
des verborgenen Stromlaufs mit dem Meere zu vermuthen. Die
grössere östliche Hälfte der Sahara vom Meridian von Tun is bis zum
rothen Meer ist nun aber ohne R an d g e b irg e : hier erhebt sich der Boden
vom Mittelmeer aus nicht über das Niveau der inneren Landschaften.
Wie können nun hier Oasen entstehen? wie kann der Nordwind hier
die Feuchtigkeit des Meers entladen, wo derselbe che Hochfläche
hinauf in immer mehr erhitzte Gegenden eintritt, wo die Winterregen
auf die K ü ste eingeschränkt sind und in A e g yp ten nur bis K a iro
reichen? In der T h a t scheint die östliche Sahara weniger oasenreich
und weniger bewohnt zu sein. Da s grösste Oasensystem, das
von Fezzan, wird noch von Westen aus bewässert. A b e r die spar