KALAHARI.
K l im a , V on den Grenzen des K ap lan d es am Gariep (290 S . B.)
bis zum S e e Ngami (20°) und von der Wüste Kalahari bis zur atlantischen
K ü ste Südafrikas erstrecken sich wasserlose Landschaften,
die man mit der S ah a ra zu vergleichen p flegt. W ie im Norden des
E rd the ils sind es auch hier die W en d e k re isg e g en d en , welche des
fliessenden Wassers entb eh ren ; wie dort die Mediterranflora durch
die grosse Wüste von Su d an abgesondert ist, so hier die Kapflora,
die sich nur im Osten, in K a ffra rien , mit tropischen Pflanzenformen
b e rü h it, übrigens aber um so abgeschlossener dasteht, je entschiedener
ihr das K lim a der K a lah ari entgegentritt. Nur die centralen
T h e ile des Gebiets führen den Namen Ka lahari-Wüste, aber ich fasse
hier unter der Bezeichnung K a lah ari auch die westlich gelegenen
L an d sch a ften , also G ro s s -N am aq u a und Damara zusammen, die
ebenso wasserlos sind, und deren V eg e ta tion sich vielfach mit der
der Wüste zu vermischen scheint.
Diese L än d e r sind erst seit den letzten zwanzig Jah ren einiger-
maassen bekannt g ew ord en , und zwar durch die Th ätigk e it von
Missionaren und Ja g d lieb h a b e rn : botanisch untersucht sind sie bis
jetz t noch nicht oder doch nur an wenigen Punkten. E r s t im J . 1849
g e lan g es L iv ing stone, die Schwierigkeiten zu überwinden, welche die
Wüste K a lah a ri den Kapre isenden bei ihren V e rsu ch en , nach Norden
in den Kontinent vorzudringen, bis dahin entgegengesetzt hatte.
Wiewohl nun diese Hindernisse hauptsächlich au f dem Mangel an
Wa sser beruhten, so muss man doch jetz t die F r a g e aufwerfen, ob
man wirklich mit R ech t von einer südafrikanischen Wüste reden
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kann. Denn wenn auch die Flussbetten trocken sind oder nur periodisch
Wasser führen, wie die Wadis der S ahara, und ebenso Quellen
und Brunnen nur in weiten Entfernungen angetroffen w e rd en , so
besitzt doch das K a lah a r i-G e b ie t eine ziemlich regelmässig wiederkehrende
R eg en ze it, wenn auch oft in Jah ren der Dürre die Niederschläge
ganz ausbleiben. D a s Wasser v e rs ieg t eben und hat auch
hier ohne Zweifel einen unterirdischen L a u f , ab er da die Niederschläge
häufiger und stärker sind als in der S a h a r a , und da die B e feuchtung
des Bod ens durch Grundwasser nachhaltiger wirkt als dort,
so ist auch die Veg e ta tion der K a lahari bei Weitem dichter und
mannigfaltiger, die grossen Säugethiere der tropischen Savanen
sammeln sich h ie r, wenn auch nicht in jed e r Jah rsz e it, in grösseren
Schaaren als irgendwo sonst. Kn üp ft man indessen den B e g r iff der
Wüste nicht an R e g en lo s ig k e it , sondern an das F eh len dauernder
Wasserspiegel, so ist das K a la h a r i-G e b ie t allerdings wüst und
grossentheils unbewohnbar zu nennen. E s bildet eben ein eigen-
thiimliches Mittelglied zwischen W ü s ten , Savanen und Gesträuchsteppen
, es besitzt keine Oasen mit sesshafter B e vö lke ru ng wie die
Sahara, sondern wird von herumschweifenden Nomaden b ewoh n t1)
und durch ihre Viehzucht belebt, wie die asiatische S t e p p e , und es
unterscheidet sich von den S a v an en Sudans durch eine Dürre des
Bodens, die den A ck e rb au fast ganz ausschliesst. A u ch fehlen, wiewohl
die K a lahari keine baumlose Stepp e, sondern in gewissen Gegenden
so g a r von Wäldern bedeck t ist, die Palmen der S a h a ia doch
durchaus und die Südgrenze dieser Pflanzenform2) bildet zugleich
die L in ie , wo die nomadischen Stämme der Hottentotten und B e t -
schuanas3) mit den Negern und ihrem A ck e rb au Zusammentreffen.
Das K lim a der K a lah ari steht in engstem Zusammenhang mit
dem R e lie f des Bod en s, und in dieser Beziehung sowohl in den He bungslinien,
welche die K ü ste begleiten, als in den durch diese eingeschlossenen
Hochflächen stimmt das südliche A frik a mit den angrenzenden
Theilen Su d ans überein. Nur lieg t das centrale Tafelland
im Allgemeinen höher und geht am Gariep unvermerkt in die Hochebenen
des Kap lan d e s ü b e r , so dass es von den am Aussenrande
liegenden Gebirgshöhen oft kaum überragt wird und daher mehr
einer w7eiten B e rg te rrasse als einer eingeschlossenen E b en e gleicht.
E s kann daher das K lim a des Tafellandes und seiner R an d g eb irg e
zusammengefasst und muss von dem V orland e der Westküste abgesondert
betrachtet werden.
Gr i sebach, Vegetation der Erde. II. 2. Aufl. IO