Cascadenkette 2s) eine noch tiefere Depression der Baumgrenze erleiden.
Denn hier, wo die Nähe des Meers die Sommerwärme
mässigt und die Sonne durch Küstennebel verschleiert wird, hört
auch an der Binnenseite des Gebirgs das südlicher gelegene Hochland
bereits auf, die Dauer der Vegetationsperiode zu verlängern.
In Kalifornien ist da. wo die hohe Salzwüste an die Sierra Nevada
sich anschliesst. die Gebirgskette weit niedriger und mehrfach von
gangbaren Pässen und Senkungen unterbrochen. Hier hat man die
Beobachtung gemacht, dass in demselben Maasse, als die Seewinde
einen Abhang treffen, auch die Wälder mit ihren hochstämmigen
Bäumen auftreten, wogegen an der Binnenseite, und wo den Thälern
gegen die westlichen Luftströmungen ein Schutz gewährt ist, der
Wald durch die Prairieenvegetation verdrängt wird. Unter solchen
Bedingungen können auch hier die Baumgrenzen nicht so hoch liegen
als an den Rocky Mountains, auf welche die hohen Grundflächen
und Massenerhebungen von allen Seiten einwirken.
Die Wälder der Rocky Mountains sind daher auch viel geschlossener
und zusammenhängender. In den Gebirgsthälern des
Platte und anderer Flüsse kommen freilich auch Bergwiesen vor,
wo, ähnlich wie in den Pyrenäen, jene offenen, mit Gruppen von
Nadelhölzern gezierten Circusbildungen sich ausweiten, die eben zu
der Vergleichung mit Parks den Anlass boten. Aber über ihnen3°)
erheben sich die steilen, mit dichten Beständen von Kiefern (z. B.
P. contorta) und Tannen [P. alba und balsamea) bedeckten Abhänge,
wo auch das beschattete Gesträuch aus Vaccinien und Mahonien an
die Nadelwälder des Oregon erinnert.
Das klimatische Verhältniss, dass in den Gebirgsregionen die
Gewächse höherer Breiten wiederkehren, ist auch hier durch die
herrschenden Waldbäume und ebenso in den alpinen Formationen
ausgedrückt, aber durch eine weit geringere Anzahl von Arten
als in den europäischen Alpen. Durch die gleichmässigere Reliefbildung
werden die Wälder einförmig, und dadurch, dass sie zu
ungewöhnlicher Höhe ansteigen, ist der Raum der alpinen Region zu
beengt, als das irgendwo eine reiche Vegetation hätte entstehen
können. Wie in den höheren Breiten des Waldgebiets 29), ergaben
auch in den südlicher gelegenen Theilen der Rocky Mountains die
Sammlungen eine verhältnissmässig geringe Ausbeute. In der alpinen
Region über dem Middle-Park, wo auch durch eine dem Krummholz
entsprechende Conifere [P. aristata) die Ausbildung der Matten
beschränkt wird, konnte Parry während eines Sommers nur etwa
140 Arten 3°) zusammenbringen, und noch geringer war der Umfang
seiner Sammlungen in der Waldregion. Von den Bestandtheilen der
alpinen Flora gehörte indessen mehr als der dritte Theil (57) zu der
circumpolaren Vegetation der arktischen Zone; die Formationen
waren denen der Alpen ähnlich.
Vegetationscentren. So sehr die physischen Bedingungen
der Vegetation in Asien und Nordamerika übereinstimmen, so sind
doch die Prairieen den Steppen der alten Welt zu entlegen, als
dass ein Austausch der Pflanzen durch Wanderungen hätte stattfinden
können. Wenn daher auch häufig dieselben Familien und
zuweilen ähnliche Arten sich vertreten, so ist die Identität der Organisationen
doch fast nur auf solche Fälle beschränkt, wo unabhängig
von besonderen Einflüssen die Ausbreitung über ganze Zonen der
Erde sich erstreckt. Aber auch in Amerika selbst erhielten sich die
Vegetationscentren der Prairieen in einem hohen Maasse abgesondert,
weil sie fast auf allen Seiten von waldigen Gebieten umschlossen
sind. Nur im Süden gehen diese Hochebenen so allmälig
in die ähnlich gebauten Bildungen des tropischen Mexikos über, dass
wir hier, wenigstens im Innern des Kontinents, die Floren durch
allmälige Uebergänge verbunden fanden. Schroffer ändert sich am
mexikanischen Meerbusen die Vegetation, wo nach den Sammlungen
Ervendberg’s in Tamaulipas 31) jenseits des Wendekreises plötzlich
tropische Pflanzen auftreten, die in Texas fehlen. Am stillen Meere
scheint mit der in südlicher Richtung zunehmenden Dürre die kalifornische
mit der Prairieenflora in eine engere Verbindung zu treten
als da, wo durch die hohe Sierra Nevada die Klimate beider Ge-
birgsseiten so bestimmt geschieden werden. Die kalifornische Halbinsel
ist bis jetzt noch nicht umfassend untersucht worden: nach
den Mittheilungen und Sammlungen des Reisenden Xantos 3») verhält
sie sich ganz ähnlich wie die gegenüberliegende Küste Mexikos und
geht wie dort in der Nähe des Wendekreises (240 N. B .) , wo
südlich von der Magdalenenbai auch die Palmen und am Gestade
die Mangrovewälder zuerst auftreten, in eine dürftige Tropenflora
über.
Wir haben gesehen, wie die Absonderung und selbständige
Stellung der Prairieenflora, gerade wie in den Steppen, eine Folge
ihrer kurzen Vegetationsperiode ist, und wie daher da, wo durch die
natürliche Bewässerung des Bodens, im Gebirge und an den Fluss