leicht wird, um zu energischer Thätigkeit anzuspornen. Das Klima
lässt es zu, dass nicht bloss die Agrumen, sondern auch noch andere
Kulturgewächse aus der heissen Zone am Mittelmeer gebaut werden.
DieBaumwollenpflanze (Gossypium) gedeiht in Unteritalien nicht bloss
in einjährigen, sondern auch in Strauchformen. Aber erst in Andalusien
gelingt der Anbau des Zuckerrohrs, desPisangs, der Batate; dieses
wärmste Tiefland nähert sich am meisten den Kulturbedingungen der
tropischen Zone. Auch in Sicilien reift der Pisang seine Früchte, in
den Gärten am Fusse des Aetna erhöht diese monokotyledonische
Baumform zuweilen den Eindruck eines schon den Tropen verwandten
Landschaftsbildes.
Regionen. Die Vertheilung der Pflanzen nach Höhengrenzen
bietet im Mittelmeergebiet einige allgemeinere Erscheinungen dar,
die zueist zu erläutern sind, ehe wir die Regionen in den einzelnen
Gebirgszügen vergleichen. Von den Alpen bis zum Atlas, ja über die
Gienzen des Gebiets hinaus bis zum Pik von Teneriffa reichen die
Wälder selten über das Niveau von 6000 Fuss hinaus, ohne dass,
wie es von Lappland bis zu den Alpen der Fall war, die nach Süden
zunehmende Wärme auf die Baumgrenze einen Einfluss ausübt. Sodann
sind diese Höhengrenzen, die also von Norden nach Süden sich
nicht wesentlich ändern oder, wo dies der Fall ist, durch örtliche
Ursachen herabgedrückt erscheinen, in westöstlicher Richtung einem
regelmässigeren Wechsel unterworfen, so dass hieraus auf die Einwirkung
des Klimas zu schliessen ist.
In einer früheren Untersuchung 9+] habe ich nachgewiesen, dass
die Unterschiede zwischen der klimatischen Baumgrenze der nördlichen
und südlichen Alpenkette 2000 Fuss betragen können, und
dass, wenn man die Gebirge des ganzen Mittelmeergebiets vergleicht,
dieser Werth hier so geringen Schwankungen unterliegt, dass man
ihn als von der Wärme unabhängig betrachten kann. Seitdem sind
die Messungen sehr erheblich vermehrt worden, aber sie haben jenen
Schluss durchaus bestätigt. In vielen Gebirgen erreichen zwar die
heutigen Wälder die klimatische Grenze des Baumlebens bei Weitem
nicht, aber die geographische Lage hat, wie aus folgenden Messungen
erhellt, auf die höchsten Werthe, die erreicht werden, keinen Einfluss.
Ostpyrenäen am Canigou 95} . . . . . . . .
Südabhang des Kaukasus in Abchasien 96) . .
Sierra Nevada 97) . . ............................................
Aetna 98) .. . . . . . . . . , .
7430' [ P in u s A b i e s ).
6 6 0 0 ' [B e t u la ) .
6500' [ P in u s s y lv e s t r is ) .
6200' [ P . L a r i c io ) .
Gilicischer Taurus : Südabhang 99) ..................6000' [ P . C e d ru s und L a r i c i o ) .
Nordabhang 110) . . . . 7° ° ° ' [ P . L a r i c io ) .
Ly eien I0°) ............................................................ 8oo° ' [ J u n i p e r u s fo e t id i s s im a ) .
Nördliche Alpenkette im Allgäu IQI) ................. 5 4 ° ° ' [P in u s A b ie s ) .
Südliche Alpenkette im Martellthale am Orteier 94) 7390' [P . A b ie s und L a r i x ) .
Ferner habe ich schon damals darauf aufmerksam gemacht, dass
diese Unabhängigkeit von der Wärme des Klimas der Baumvegetation
als solcher, nicht aber den einzelnen Baumarten zukommt, von denen
eine jede der ihr eigenen Temperatursphäre gemäss in den Waldregionen
sich vertheilt. Denn mit der zunehmenden Wärme des
Klimas ändern sich regelmässig die Baumarten, welche die Baumgrenze
bilden. Die Fichte, die in den Alpen und Pyrenäen am höchsten
ansteigt, wächst in südlichen Hochgebirgen nicht. Die Edeltanne
und die Buche, die in den nördlichen Alpen etwa 1000 Fuss
unter der Fichtengrenze Zurückbleiben, bilden auf dem Apennin, am
Pindus und in Macédonien die Baumgrenze selbst. Die Lariciokiefer,
die am Athos 700 Fuss unter den obersten Edeltannen aufhört, ist
derselbe Baum, der amAetna und amTaurus zu den grössten Höhen
sich erhebt. Fände also die Fichte im Süden ihre übrigen Lebensbedingungen,
so würde sie die Baumgrenze des südlichen Tauius
noch bedeutender hinaufrücken als dies schon in Lycien durch das
Auftreten des asiatischen Wachholderbaums geschieht. Es muss daher
eine zum Bestehen des Baumlebens erforderliche Bedingung in
den höheren Regionen der südeuropäischen Gebirge nicht erfüllt sein,
und, da es die Wärme und die von dieser abhängige Vegetationszeit
nicht ist, so entsteht die Frage, ob diese Ursache der Erscheinung
nicht in dem Mangel an Feuchtigkeit bestehe, deren die Bäume in
weit grösserem Maasse als kleinere Gewächse bedürfen. Dass die
Berge als kältere Körper, die in die Atmosphäre empordringen und
stärkeren Temperaturschwankungen als diese unterworfen sind, den
vom Tieflande oder vom Meere aufsteigenden Wasserdampf nieder-
schlagen, ist die Quelle ihrer grösseren Feuchtigkeit. Aber weniger
leicht verständlich ist es, dass die Nebel und Wolken, welche sie
erzeugen, in den höheren Regionen abnehmen. Da der Wasserdampf
aus der Tiefe stetig aufsteigt und durch die Verdichtungen,
welche Folge seiner Abkühlung sind, immer nur ein Theil desselben
aus der Luft entfernt wird, so muss es eine physische Ursache geben,
welche dem Abfliessen nach oben eine Grenze setzt. Diese Ursache
scheint darin zu liegen, dass nach den Versuchen Meissner s , von