Bombay war noch im letzten Drittel des Junius dürr und verbrannt
wie Steppenboden, die Erdkrume ohne Spur von Feuchtigkeit, gleichsam
glühend in den Sonnenstrahlen. Und doch grünte schon am
i. Julius die ganze Ebene, auch die nackten Felsblöcke hatten sich
mit Rasen in wunderbarer Schnelligkeit bedeckt. Hier dauerte damals
die Regenzeit bis Anfang September, der Niederschlag war
nicht bedeutend gewesen. Im Gegensatz zu dieser Dürre erschien
dem Reisenden die bengalische Küste als eine Ausnahme von dem
allgemeinen Charakier Hindostans. Als er in der ersten Woche des
Mai zu Calcutta landete, war der Rasen fast ebenso grün wie zur
Zeit der stärksten Niederschläge im August. In Bengalen bleibe der
Erdboden das ganze Jahr grün, weil die Feuchtigkeit von diesen
Ebenen so langsam abfliesse, dass das Grundwasser während der
trockenen Jahrszeit sich nahe an der Oberfläche hält, und weil auch
im Winter dichte Nebel, in den heisstrockenen Frühlingsmonaten
vorübergehende Gewitterschauer eintreten.
Nachdem wir nun in der Richtung vom östlichen Himalaja
bis zum Tafellande von Dekkan die Vertheilung der Wald- und
Gebüschjungles und der den ersteren untergeordneten Savanen als
eine klimatische erkannt haben, sind die übrigen Landschaften des
Monsungebiets nur als Wiederholungen aufzufassen, deren Bedeutung
leicht verstanden wird. Der geneigte Boden der Abhänge des
Tafellandes und der Gebirge fördert überall die Niederschläge und
Wolkenbildungen, wenn er den herrschenden Seewinden zugewendet
ist, wie an den Ghauts, oder wenn er doch wenigstens unter ihrem
mittelbaren Einflüsse steht, wie an der Abdachung gegen die nördliche
Tiefebene. An der Westküste Hindostans verlängert sich die
Regenzeit mit abnehmender Polhöhe bis zur Insel Ceylon. hier erreichen
daher, je weiter man südwärts fortschreitet, die Junglewälder
eme ähnliche Ausbildung wie auf dem östlichen Archipel. Gerade
entgegengesetzt verhält sich die östliche Küste von Koromandel. wo
in den südlicheren Breiten die Regenperiode schwach ist und vom
Wintermonsun abhängt, von hier aus aber nordwärts die Bewaldung
zunimmt, weil Orissa schon von der bengalischen Aspiration berührt
und von den hiedurch abgelenkten Seewinden stärker getroffen
wiid. Die Vegetation im Innern der malayischen Halbinsel ist
noch wenig erforscht: doch finden wir auch hier die Junglegebüsche
in dem trockenen, von Gebirgsketten eingeschlossenen
Ava, in Siam und Cochinchina scheinen die Wälder überall vorzuherrschen3)
, wenn sie auch nicht das üppige Wachsthum des A rch inels
erreichen. .
Die Veränderungen, welche die Kultur des Bodens in dei P ysioo
nomie der indischen L an d schaft hervorgebracht hat, sind weniger
o-ross als in den Waldgebieten der gemässigten Zone, wo der A c k e r bau
das K lim a in höherem Grade beeinflusst. D a unter den T ropen
die Palmen, d e r P i s a n g , der Brodbaum eme Masse von Nahrungsstoffen
liefern, die fast ohne menschliche Anstrengun g zu Gebote
stehen kommt den Baumkulturen eine überwiegende Bedeutung zu,
die an die S te lle des Waldes treten, nicht aber in den offenen L an d
schäften Hindostans, deren Bewohner auf den Fe ldbau angewiesen
sind Nicht einmal die Fruchtbäume gedeihen h ie r , der Mango
[Mangifera indica) ist, w ieH o o k e r * ) bemerkt, vielleicht die einzige
Frucht, die zur vollendeten Veredlung sich ausbildet. D e r heisse
Frühling, der der R e ife der Baumfrüchte zu Gute käme, ist nicht die
Jahrszeit der Entwickelung von H o lzg ew ä ch sen , die in der R e g e n periode
blühen. Im östlichen Himalaja sind die Nebel des Winters
nachtheilig in den westlichen T h ä le rn , wo häufiger Sonnenschein
■ die Niederschläge des Sommers unterbricht, wird zwar europäisches
Obst von einiger Güte e rzeugt, aber erst jenseits der klimatischen
Grenze des Monsunregens b egegn en wir dem Weinbau im S a tle jth a
von Kunawur.
In ran z Indien ist der R e is die wichtigste Nahrungspflanze.
Die durch den wechselnden Wasserstand beförderten Irrigationen
„ad die Benutzung der R eg en pe riod e für die früheren V eg e ta tion sphasen
dieses Gewächses sind die natürlichen Grundlagen seines allgemeinen
Anbaus. A u f die Herbsternte folgt in den meisten G e g en den
Hindostans die K u ltu r von Winterfrüchten, die imi Früh lin g vor
der grössten Hitze geschnitten werden. Im Punjab und ostwar s iS
über Benares hinaus ist der Weizenbau b ed eu ten d , auf dem T a fe llande
und an der Westküste von Gujerat breiten sich che B aum wollenfelder
aus, der untere Gan g e s bespült das Gebiet des Mohns
In den feuchteren K lima ten bestimmen neben den Keisfelderi
die Baumkulturen die Physiognomie der belaubten Landschaften.
Die Erzeugung des K a ffe e s auf J a v a , des Zimmt (Cmmmomumzey-
lanicum) in C e y lo n , der Muskatnuss maschata; de.
Gewürznelken (Caryophyllus armmticm) auf dem Molukk en , de.
Brodbaum und die Cocospalme auf den Südseeinseln treten an c ic