[Elytropappus rhinocerotis). Auf dem ockerhaltigen Erdreich bemerkt
man kaum das mattgefärbte Gestrüpp und unterscheidet schon aus
der Ferne die Furchen der periodisch versiegenden Flussbetten an
dem dunkleren Grün des Mimoseengebüschess) } welches sie umsäumt.
Unbewohnt belebt sich die Karrooebene nur im August,
wenn die Heerden hingetrieben werden, sie abzuweiden: dann ist
sie selbst in einen Teppich üppigen Grüns gekleidet und zahllose
Blumen entfalten sich (Synanthereen, Liliaceen, Mesembryanthemum .
Aber nach wenigen Wochen ist jedes Zeichen des Lebens wieder
verschwunden, und selbst bei den Saftgewächsen erhält die Oberhaut
der Blätter einen grauen Ueberzug, der den in den innern Geweben
bewahrten Farbstoff verhüllt.
Noch unwirthbarer ist die obere Terrasse des Roggefelds und
ohne allen Graswuchs. Ebenfalls bekleidet mit kleinem, nur fuss-
hohem Gestrüpp von Synanthereenf l , geht sie zuweilen, wasserlos
wie sie ist, in eine völlig kahle, von Gerollen erfüllte Steinwüste
über, die kaum die dürftigsten Saftgewächse ernährts). Von ihren
südlichen Randgebirgen bis zum Gariep fehlen auch die Acacien,
erst an diesem Strome erblickt man wieder die erste Uferwaldung.
An der Algoa-Bai sind die Gesträuche höher und dichter als
in der Nähe der Kapstadt f l . Die Mündung des Gamtos-Flusses ist
an der Südküste die Naturgrenze von den beiden Hauptgebieten des
Westens und Ostens, in denen die Entwickelungsperiode der Vegetation
in entgegengesetzte Jahrszeiten fällt. Die Proteaceen und
Eriken werden selten oder verschwinden ganz; die Restiaceen sieht
man durch Gramineen ersetzt, und allgemein treten die baumartig
wachsenden Succulenten hervor6), die nackten Euphorbien in ihrem
steifen Wuchs, die Aloe mit ihren rothen Bliithentrauben und das
bleiche Grün des Speckbaums (.Portulacaria afra): alles Formen,
wodurch neben dem Boer-Strauch, einer Leguminose mit gefiederten
Blättern (,Schotia speciosa), die fremdartige Physiognomie der östlichen
Küstenlandschaft bedingt wird.
Den grossen Fischfluss entlang6) erstrecken sich ins Innere die
wildesten Gesträuchdickichte, mit so viel Succulenten gemischt, dass
sie selbst bei trockenem Wetter durch Feuer nicht zu zerstören sind.
Hier lässt das gedrängte Wachsthum keine Zwischenräume übrig;
durch Dornen und durch die Festigkeit der Holzzweige ist das Gebüsch
unzugänglicher selbst als tropischer Urwald; es ist nur der
Wohnsitz grosser Pachydermen, auf deren Pfaden der räuberische
Kaffer sich geschmeidig einschleicht, »ohne dass der weisse Mann
ihm folgen kann«. Das Grundwasser des Stroms erhöht die Energie
des Wachsthums; das üppige Scitamineenblatt kann sich entfalten,
aber der trockenen Luft entsprechen die übrigen Vegetationsformen,
die harten Sträucher, die Cycadeen und die Saftstämme der Euphorbien.
Das Verhältniss zu dem tropischen Klima von Natal bedarf noch
weiterer Untersuchungen in dem unabhängigen Kafferlande. Dass
manche tropische Familien auch innerhalb der Kolonie bis zur Algoa-
bai vertretenl8) sind, hat etwas Befremdendes, da das Klima hier so
trocken ist und die herrschenden Vegetationsformen dies auch so
sehr ausdrücken. Regen ist in Albany selten und ungewiss8), aber
freilich wird die Bewässerung des Bodens durch zahlreiche Küstenflüsse
bereichert, welche von den Höhen aus gespeist werden, an
denen der Sommerpassat seine Feuchtigkeit verdichtet. Die Einwanderung
tropischer Pflanzen scheint davon abzuhängen, dass entweder
ihre Standorte dem Seewinde frei gegenüber liegen oder
durch fliessendes Wasser gegen die Trockenheit der Luft geschützt
werden.
An den Gräsern äussert sich in den östlichen Provinzen ebenfalls
der klimatische Einfluss der Exposition gegen die Seewinde.
Bei Grahamstown in Albany sieht man bereits das Buschland auf
weiten Strecken mit Grasfluren abwechseln6), aber an Werth als
Weide sind diese doch nur einer dürren Steppe gleich zu achten.
Erst in freieren und höheren Lagen erhalten sie die Bedeutung tropischer
Savanen. Als ZeyherI4) den Fischfluss aufwärts zog, fand
er in dessen Quellgebiet (320 S. B.), aber auf der dem indischen
Meere zugewendeten Ostseite der Schneeberge jenen einförmig hohen
Graswuchs, der von hier aus unverändert über die Hochebenen am
oberen Gariep (im Niveau von 4000 bis 6000 Fuss) in das tropische
Afrika übergeht. Hier unterbricht, regelmässiger als in den tiefer
gelegenen Landschaften, die trockenen Jahrszeiten der Sommerregen,
und auf dieser östlichen Karroo-Terrasse reicht daher dei
tropische Graswuchs noch weiter nach Süden als an der Küste
von Natal.
Wälder erscheinen in der Kapkolonie fast nur an dei Südküste
zwischen dem Kap und der Algoabai, wo sie in östlicher Richtung
an den dem feuchten Seewinde ausgesetzten Abhängen der Gebirge
und in den Durchbruchsthälern der Karroo-Flüsse an Bedeutung und