in der Anordnung des Laubes js) erscheint jede Art wie eine besondere
Architektur von eigenthümlicher Schönheit. Aber mit den
Palmen ist der Reiz dieser Wälder auch beinahe erschöpft. Die
Baumstämme, an denen Schlammtheile haften bleiben, bieten einen
unerfreulichen Anblick, da der reiche Schmuck der Epiphyten ihnen
abgeht und die Fülle der Schlinggewächse zurücktritt. Denn hier
können die holzigen Lianen nicht leicht bestehen und werden, wenn
das Wasser gefallen ist, durch die weichen Convolvulusformen ersetzt,
die nun Zeit haben, emporzuranken. Auch das Holz dér Bäume
ist von geringer Festigkeit, wie es auch sonst in Uferwaldungen gewöhnlich
ist, wo die Wassercirculation durch das Gewebe rascher
von statten geht. Farbige Blüthen bemerkt man nur selten, durch
die dichte Belaubung der Baumkronen tritt hier zumal jene Frondo-
sität des Pflanzenwuchses hervor, in welcher Humboldtl6) den eigen-
thümlichen Charakter des tropischen Amerikas erblickte. Ein lebhaftes,
in seinen Abstufungen wechselndes Grün schliesst in diesen
Wäldern andere Farben fast überall aus, weil die Epiphyten, die
atmosphärischen Orchideen so selten sind und weil die grosse Mehrzahl
der Bäume unansehnliche, weissliche oder grünliche Blüthen
trägt8), auch die Entfaltung der Blumen rasch vorübergeht. Es
wird sogar angeführt 9), dass hier die Bienen nicht so sehr den Zucker
in diesen aufsuchen als in den Ausscheidungen der Vegetationsorgane.
Auch das Innere des Waldes entbehrt der reicheren Mischung
von Formen, und oft ist der Boden, nachdem er abgetrocknet,
nur von harten Gräsern oder von einem Lykopodienteppich [Scla-
ginella] bewachsen und übrigens von Pflanzenwuchs fast entblösst.
Die sumpfig bleibenden Waldstrecken sind es allein, wo eine üppige
Vegetation von grossblättrigen Monokotyledonen die Palmen begleitet:
an solchen Standorten gedeihen die Scitamineen und ein
gesellig wachsender Vertreter der Pisangform, dessen 8 Fuss lange
Blätter von einem mannshohen Stamm ausgehen (Urania aniazomca).
Dem Igapo steht ausserhalb des Bereichs der Gewässer der
Ete- oder Guagu-Wald **) gegenüber, in dessen Physiognomie das
feuchtwarme Aequatorialklima seinen Ausdruck findet. Hier herrscht
die Lorbeerform über alle anderen Baumformen, auch die höheren
Kronen gehören ihr an, von denen selbst die grössten Palmen beschattet
werden und die »wie die Kuppeln und Dome das übrige Gemäuer
einer Stadta das gemeinsame Laubdach überragen. Das düstere
Grün dieser Laubmassen erscheint daher gleichmässiger, die
Laubfarbe ist auch hier das durchaus Ueberwiegende, aber der Wald
doch allgemein mit starken Lianen durchwoben und mit Epiphyten
geziert, deren Blüthenfarben gelegentlich hervorleuchten. Die höchsten
Bäume werden auf 180 bis 200 Fuss geschätzt?) und sindbis
zur Mitte unverzweigt. Hier und da erscheinen Stämme von ungewöhnlicher
Dicke J7), die aus ihren Umgebungen die Nahrungsstoffe
des Bodens an sich ziehen und daher andere Gewächse in ihrer
Nachbarschaft nicht aufkommen lassen. Unter den kolossalen Baumgestalten
der Lorbeerform ist für die Ete-Wälder die Myrtacee charakteristisch,
welche die Paranüsse liefert (.Bertholletia excelsa), und
deren Früchte, mit der Schwere von Kanonenkugeln aus einer Höhe
von 100 Fuss herabfallend, zuweilen Unglücksfälle herbeiführen8).
Ein so hoch ausgespanntes Laubgewölbe erreichen die Palmen nicht,
die, wiewohl sie zuweilen in geselligem Wachsthum bedeutend genug
hervortreten, doch im Ete weniger mannigfaltig sind als im Igapo.
Zu den grössten gehört die Urucuri-Palme [Attalea excelsa), die, 40
bis 50 Fuss hoch, dichte, von den Laubkronen beschattete Bestände
bildet?)**
Es ist einleuchtend, dass diese beiden Hauptformationen der
Hylaea nach ihrer Bewässerung ganz verschiedenen physiologischen
Bedingungen unterworfen sind. Im Igapo erfolgt das Eindringen
des Wassers in das Gewebe mit der grössten Intensität, weil die
Stämme so lange Zeit in dasselbe eingetaucht sind: die Circulation
kann mit verhältnissmässiger Geschwindigkeit vor sich gehen, weil
der tägliche Passat oder der aufsteigende Luftstrom den aus den
Blättern verdunstenden Wasserdampf sogleich wieder entfernt. Der
Ete-Wald breitet sich gewöhnlich über einem gesteinlosen Thonboden
aus, wo zwar auch die Aufnahme der von der Erdkrume zurückgehaltenen
Feuchtigkeit befördert wird, wo aber zugleich die
Luft in den schattigen Räumen vermöge der grösseren Masse des
Laubes mit Dampf stets gesättigt bleibt und die Wassercirculation
durch das Gewebe daher nur langsam von statten gehen kann. Das
erstere Verhältniss ist der Vegetation der Palmen am günstigsten,
das letztere den Epiphyten, den E'arnen und den grossen Blättern
der Pisang-, Scitamineen- und Aroideenformen. Verbindet sich mit
diesen Einflüssen eine schärfer gesonderte Periodicität in den Niederschlägen
oder im Wasserstande, so werden unter den Epiphyten die
atmosphärischen Orchideen häufiger, deren Vegetation eine kürzere
Dauer hat, oder am Rande der den Ete-Wald durchschneidenden