Futter bieten können. Aber freilich sind die Marschen von sehr
ungleichem Werth. Am Golf von Carpentaria rühmt Stuart die
tropische Ueppigkeit des Graswuchses der Savane 2s): an den Bächen
und auf dem Humusboden in der Umgebung eines grossen Süsswassersumpfes
»gleiche die Grasdecke einem dichten Felde grünen
Weizens, und an feuchten Stellen reiche es dem Reiter bis an
die Schulter«. Welchen Gegensatz gegen solche Schilderungen
bieten die unzugänglichen Salzsümpfe in Südaustralien und die Rohrformationen,
die in den verschiedensten Theilen des Kontinents Vorkommen,
und, aus derselben Graminee wie in Europa gebildet
(aus Arundo Phragmites), ein ausgezeichnetes Beispiel von der weiten
Verbreitung der an das Wasser gebundenen Gewächse und der
Uebereinstimmung der Sumpfvegetation überhaupt liefern.
Vegetationscentren. Die meisten Pflanzen Australiens gehören
zu endemischen Gattungen, von allen Ländern der Erde ist nur
die Südspitze Afrikas mit einem solchen Endemismus zu vergleichen,
und auch hier sind es nicht Monotypen und Bildungen von unbestimmter
systematischer Stellung, sondern in der Regel grosse Reihen
von ähnlichem Blüthenbau, worin die Eigenthümlichkeit der
Vegetationscentren sich äussert. Der allgemeinste Charakter in der
Organisation der australischen Flora besteht darin, dass in der Reihe
der vorherrschenden Familien2^) die Myrtaceen den zweiten, die
Proteaceen den dritten, die Epacrideen den siebenten und die Goode-
niaceen den achten Platz einnehmen. Alle diese Pflanzengruppen
erreichen die grösste Artenzahl in den südwestlichen Küstenlandschaften
und nehmen in dem tropischen Australien sehr erheblich an
Bedeutung ab. Die Eigenthümlichkeit der Flora ist also da am entschiedensten
ausgeprägt, wo die geographische Entfernung anderer
Vegetationsgebiete die grösste ist und die Vermischung mit ihnen
daher am meisten durch den Ocean erschwert wird. Aber diese
südwestlichen Centren sind auch landeinwärts auf vielfache Weise
abgeschlossen und vor dem Austausch mit fremdartigen Erzeugnissen
bewahrt. Auf engem Raume längs der Küste zusammengedrängt,
grenzen sie ostwärts an wasserlose Ebenen, von denen ihre Vegetation
nicht leicht überschritten werden kann. An der Nordwestküste
wechseln trockenere und feuchtere Landschaften, wo die tropischen
Jahrszeiten mit denen am Swan River nicht mehr übereinstimmen,
und schon ehe man diese Gegenden erreicht, hat in der
trockenen Wendekreiszone der Reichthum der südlicheren Breiten
sich längst verloren. Der Scrub, der die meisten Bestandtheile der
Flora enthält, ist eine Formation, die wegen der Dichtigkeit ihres
Wuchses, wo ein Strauch von dem anderen Schutz, Schatten und
Stütze empfängt, zu abgesonderter Verbreitung des Einzelnen sich
wenig eignet, während die Gewächse der offnen Landschaft wiederum
nicht leicht die Schranke überwinden, welche so ausgedehnte Dickichte
von Holzgewächsen ihrer Wanderung entgegenstellen. Endlich sind
es auch die vom Inneren des Kontinents abweichenden geognostischen
Verhältnisse der Küstenlandschaften, welche den Boden und die
Vegetation des Südwestens beeinflussen und zu dessen abgesonderter
Stellung beitragen.
R. Brown war auch hier der Erste, der die Selbständigkeit der
Vegetationscentren von Swan River und King George’s Sound erkannte7).
Er bemerkt, freilich nach unzureichenden Sammlungen,
dass dieser Theil der Westküste wahrscheinlich nur wenige Arten
mit derselben Parallele der Ostküste gemein habe. Auch war ihm
bereits bekannt, dass an der Südwestküste die grösste Zahl von
Gattungen vorkommt, die das eigenthümliche Gepräge der australischen
Organisation an sich tragen. Noch weiter in der Auffassung
gesonderter Vegetationscentren ist Drummond6) gegangen, der, von
einer Reise nach King George’s Sound zurückkehrend, behauptete,
dass daselbst eine sehr grosse Anzahl von Pflanzen auftrete, die, in
der Entfernung von nur drei Breitengraden, am Swan River nicht
bekannt seien. Alle diese Thatsachen sind von Hoolcer^), der über
das umfassendste Material gebot, vollständig bestätigt und bedeutend
erweitert worden. Nur die Anzahl der dem Südwesten und Südosten
gemeinsamen Arten war von R. Brown zu gering angeschlagen:
sie beläuft sich nach Hoolcer auf zehn Procent der Gesammtzahl,
aber die grossen endemischen Gattungen sind sehr spärlich dabei
vertreten, keine Acacie und kein Eukalyptus wurden von einer Küste
zu andern verbreitet gefunden. Wenn Hooker ferner, die Angaben
Drummond’s bestätigend, anführt, dass die Uebereinstimmung zwischen
Victoria und Tasmanien bei Weitem grösser sei als zwischen
King George’s Sound und Swan River, so muss man freilich die
Vorstellung aufgeben, dass in allen Fällen das Meer die Vegetationscentren
entschiedener trenne als das Festland: ein schmaler
Meeresarm kann auch zu Verbindungen dienen und ist für die Ansiedelung
der Gewächse an seinen Küsten kein solches Hinderniss
wie ein Scrub, dessen Bestandtheile sich nicht von einander lösen,