oder eine ungleiche Beschaffenheit des Bodens, wie sie Drummond
im Auge zu haben scheint, indem er sagt, dass eine morastige Fläche
ihm die grosse Ausbeute endemischer Arten am King George’s Sound
geliefert habe.
Es kann also als ausgemacht gelten, dass nirgends in Australien
in gleichem Grade wie im südwestlichsten Winkel dieses Kontinents
die Vegetationscentren ihren ursprünglichen Zustand bewahrt
haben. Sie blieben hier gesondert wie die Inseln eines Archipels
und von dem Festlande abgeschlossen, als lägen sie mitten
in einem grossen Ocean. Fliedurch erhalten diese Landschaften ein
besonderes Interesse für die Begründung unserer Vorstellungen über
den Ursprung der organischen Natur, indem sie aufs Neue zeigen,
dass dieselben Gesetze, welche in Bezug auf die geographische Sonderung
der Arten vonden endemischen Archipelen abgeleitet wurden,
auch für die kontinentalen Vegetationscentren gültig sind.
Liier ist nun zuerst näher auf den Reichthum der südwestlichen
Flora einzugehen, der mit der Kleinheit der Wohnbezirke der einzelnen
Arten in so naher Beziehung steht. Die Küstenlandschaft
von Swan River und King George’s Sound hat dem Hooker’schen
Gesammtkatalog der australischen Flora 3600 Arten geliefert?), der
Südosten 3000, das tropische Gebiet 2200: hiezu kommen noch die
in Südaustralien beobachteten Pflanzen, welche so gering an Zahl und
so wenig eigenthümlich sind, dass sie als von anderen Vegetationscentren
eingewandert gelten können. Von den 8000 Phanerogamen,
die Hooker damals bekannt geworden waren, gehören weniger als
1000 Arten zwei oder mehreren Abschnitten des Kontinents zugleich
an, über 7000 sind in einem der drei Hauptgebiete endemisch
geblieben. Betrachtet man jedes derselben als eine Gruppe von
Vegetationscentren, so ist die ungleiche Vertheilung höchst auffallend.
Der Raum, wo die Sammlungen aus den südwestlichen Kolo-
nieen zusammengebracht wurden, kann nicht wohl grösser als zu
1000 g. Quadratmeilen geschätzt werden 2S). Zwanzigfach so gross
ist der Umfang des südöstlichen Gebiets, indem der grösste Theil
von Neusüdwales, Victoria und Tasmanien botanisch untersucht
worden ist. Und das tropische Australien ist mit Einschluss der
wasserlosen und unbekannten Theile des Kontinents beinahe sechsmal
grösser als der Südosten. Nach der Ergiebigkeit ihrer Vegetationscentren
würden sich die drei Gebiete wie 18: 15 : 1 x, nach ihrer
Grösse wie 1 : 20 : 119 verhalten. Wenn man den Ort, wo das erste
Individuum einer bestimmten Pflanze entstanden gedacht wird, als
ihr Centrum bezeichnet, so könnte man die Anordnung dieser Punkte
mit der Vertheilung der Sterne vergleichen, die in gewissen Regionen
des Firmaments dicht gedrängt erscheinen, in anderen weite, dunkle
Räume übrig lassen. An sich hat diese räthselhafte Ungleichheit
indessen nichts den Erfahrungen aus anderen Ländern Widersprechendes:
denn wie wir endemische und nicht endemische Inseln
unterscheiden müssen, so ist auch auf den Kontinenten eine nicht
minder regellose Anordnung der Vegetationscentren zu erwarten.
Allein je weniger sich hiebei klimatische oder andere physische Bedingungen
erkennen lassen, die noch heutzutage wirksam sind, so
findet man sich in jedem solchen Falle um so stärker aufgefordert,
nach geologischen Ursachen zu forschen.
Australien besteht aus einem centralen, nach Süden am Spen-
cer’s Golf geöffneten Tief lande und aus einem breiten Wall älterer
Gesteine, welcher dieses mittlere Gebiet von den übrigen Seiten halbkreisförmig
einschliesst. In dem centralen Depressionsgebiete Südaustraliens
werden allgemein die Ueberreste lebender oceanischer
Mollusken angetroffen?). Dieser Theil des Kontinents ist also erst
in der jetzigen Erdperiode gehoben, und ebenso sind auch hier keine
Vegetationscentren nachgewiesen, sondern die Pflanzen erscheinen
als von auswärts eingewandert. Aus dem Charakter der Vegetation
darf man schliessen, dass sich hier aus den Nachbarländern nur einzelne
Gewächse ansiedelten und zwar solche, die sich am leichtesten
verbreiten und nun auf dem neu entstandenen Boden ihr Gedeihen
fanden. In der Sammlung, welche von der ersten Stuart’schen Expedition
aus dem Innern von Südaustralien herrührt, bemerkte
F. Müller26) kaum irgend eine Art, die den dichten Scrubformationen
eigen ist. Epacrideen fehlten ganz, Proteaceen waren spärlich,
ebenso die Myrtaceen: allein so klein auch die Artenzahl aus dieser
letzteren Familie sich zeigte, so bestand doch der grösste Theil der
Bäume auch hier aus Eukalypten. Dieses centrale Gebiet muss also
ein mächtiges Hinderniss für die Vermischung der östlichen und westlichen
Vegetationscentren in den gemässigten Breiten Australiens
bilden, während an der tropischen Nordküste ein solches nicht besteht.
Und wenn auch Klima und Boden einen bedeutenden Antheil
an der abgesonderten Stellung des centralen Depressionsgebiets
haben, so ist doch die späte Trockenlegung desselben ebenfalls nicht
gering anzuschlagen.