esse des Saxaul (Haloxylon Animodeudron), einer von den Aral-
Gegenden nach Turkestan und bis Persien verbreiteten Chenopodee
die einem grün gefärbten Bündel von Reisern gleicht 9*). Auf der
niedrigen Hochfläche desUstjurt, zwischen dem kaspischen Meere
und dem Aral, wird von Basiner ein grosses und ziemlich dichtes
Saxaul-Gebüsch beschrieben, in welchem Stämme bis zu 8 Zoll Dicke
und von 15— 20 Fuss Höhe vorkamen, der einzige Wald in diesen
Kinoden, aber ein Wald ohne Blätter und ohne Nadeln, wiewohl
grün und blühend, eine Nachahmung der Casuarinenform Australiens.
Die Aufnahme von Nahrungsstoffen aus der Luft ist hier fast ausschliesslich
auf die Rindenschicht cylindrischer Zweige übertragen,
die Blattorgane sind nur zu einem Becher verbundene Schüppchen,
kurzer als eine Linie, und je kleiner die Berührungsfläche mit der
Atmosphäre ist, desto geringer wird die Masse der organischen Verbindungen^
die aus ihr hervorgehen. Aber in demselben Maasse vereinfachen
sich auch in diesem Falle die Aufgaben des Baumlebens
Statt der Blätter werden nur Blüthen und Früchte erzeugt, und auch
das Wachsthum des Holzkörpers ist in engere Schranken eingeschlossen,
als man bei irgend einem anderen dikotyledonischen
Baume kennt. Es bildet sich nämlich kein gleichmässiger Jahresring
rings um den Stamm , sondern nur »wulstförmig herablaufende und
sich bisweilen netzartig verbindende Streifen, die sich durch die
grünliche, ins Braune spielende Farbe von dem an den Zwischenräumen
zu Tage liegenden, älteren Holze unterscheiden.« Diese Holzstreifen
rücken nach oben um so dichter zusammen, je dünner die
Axentheile werden, so dass sie an den jüngsten Zweigen in geschlossene
Cylinder übergehen, ein deutlicher Beweis, dass die Unterdrückung
des Laubes das unvollkommene Wachsthum des Holz-
korpers bedingt. Das Holz selbst aber ist von ausserordentlicher
Harte, das specifische Gewicht übertrifft das des Wassers (1,07):
dabei ist die Sprödigkeit so gross, dass man ziemlich dicke Zweige
mit der Hand abbrechen kann. Wenn dieser Baum ausgebildete
Blätter hätte, bemerkt Basiner, würde jeder Windstoss der Steppenstürme
ihn zerbrechen. Man kann hinzufügen, dass der dürre Boden
keine belaubte Bäume erträgt, weil der Saft durch die Verdunstung
entweichen wurde, dass die Blätter, weil sie rudimentär bleibeip
wenig Holz erzeugen, und dass dieses um so mehr Festigkeit haben
muss, je geringer seine Masse ist.
An den Saxaul reihen sich durch ihre Organisation unmittelbar
die Sträucher der Spartiumform, bei denen die Bildung des Laubes
ebenfalls unterdrückt ist. Statt der spanischen Genisteen, denen
hier jedoch auch eine monotypische Galegeengattung entspricht
[Eremo spar ton), begegnen uns im Steppengebiet einige blattlose Che-
nopodeensträucher (.Anabasis, Brachylepis) und namentlich die unter
den Polygoneen abgesonderte Gruppe der Calligoneen, die ebenso
langsam wie der Saxaul sich entwickeln und daher in den Sandsteppen
am Aral sich grün erhalten, wenn die übrige Vegetation
längst verschwunden ist, besonders eine Art mit schlanken Zweigen,
deren Früchte im Flerbst an fadenförmigen Stielen herabhängen
[Pterococcus aphyllus).
In weit grösserer Mannigfaltigkeit als im Mittelmeergebiet sind
in den Steppen die Dornsträucher vertreten. Die Bildung von Dornen
gehört an den Stauden des Steppengebiets zwar überall zu den
häufigen Erscheinungen, aber sie ist noch allgemeiner in den Hochländern
, auf denen gesellige Sträucher von niedrigem Wuchs vorherrschen,
die mit stechenden Organen bewaffnet sind. In dem Gesträuch
der Sandwüste ist die Blattlosigkeit der Spartiumform, auf
dem salzigen Lehmboden die succulente Beschaffenheit der Blätter,
auf den Hochebenen und ihren Gebirgen die Form der Dornsträucher
überwiegend. Diese letzteren erinnern in dem Hervortreten der
Les-uminosen an die klimatische Verwandtschaft des Orients mit o
Spanien, wo solche Dornsträucher ebenfalls häufiger sind als in
anderen Ländern am Mittelmeer. Dass die alle Jahrszeiten beherrschende
Trockenheit des Plateauklimas zu der Verbreitung der Dornsträucher
beitrüge, ist nicht wahrscheinlich, weil sie in Tibet weniger
mannigfaltig auftreten als in Persien und Afghanistan, wo das
Niveau tiefer liegt und der Frühling feuchter ist. Schon früher
haben wir gesehen, dass die Traganthsträucher, welche die bei
Weitem artenreichste Reihe unter diesen Gebilden ausmachen, am
Mittelmeer vorzugsweise auf alpinen Höhen sporadisch wiederkehren,
und es wurde die Vermuthung ausgesprochen, dass der Winter zu
ihrer Vegetation, in einer besonderen Beziehung stehe. Wenn der
schmelzende Schnee einen geneigten Boden findet, tränkt er die
Oberfläche in grösserem Umfange, als wo das gebildete Wasser nur
nach dem Untergründe Abfluss findet. Auf den Gebirgshöhen und
in den wellenförmig gebauten Hochländern sind dadurch die Bedingungen
zu einer raschen und verhältnissmässig frühzeitigen Entfaltung
der Blätter gegeben, das gefiederte, dicht gedrängte Laub der