Eigestalt des Melonencactus, nach der Ornamentik der Oberfläche
den kantigen Echinocactus von den abgerundeten Mamillarien, nach
der Tragfähigkeit des Stamms die aufrechten, einfachen oder zu
einer Krone verzweigten Formen von denen, die, schlaff auf ihre
Stützen niedergestreckt, aus flachen, laubähnlichen Gliedern oder
schwachen Cylindern kettenförmig zusammengesetzt sind.
In den südlichen Prairieen des Westens, namentlich im Flussgebiet
des Gila, erreicht die korm der Cereen in dem Suwarrow- oder
Monument-Cactus ( fereus giganteus) das höchste Maass des Längswachsthums,
welches in dieser Familie und überhaupt unter den
succulenten Pflanzen beobachtet wird. Es ist eine bemerkenswerthe
Erscheinung, dass, wie die kalifornischen Gebirge die grössten
Bäume Amerikas erzeugt haben, in deren Nachbarschaft dieser
Säulencactus der Prairieen nach seinem Wachsthum ebenfalls den
ersten Rang unter den Saftgewächsen einnimmt. Die höchsten Individuen
des Suwarrow werden nach Emorys) 50 bis 60 Fuss hoch,
aber sie blühen schon, wenn sie erst 10 oder 12 Fuss messen. Einzeln
erheben sie sich in der Einöde, anfangs eines schützenden
Strauchs bedürfend, bald aber frei und aufrecht, wie plumpe, cylin-
drische Säulen, bis zu zwei Fuss Dicke anschwellend, aber sie sind
doch häufig genug, um die Physiognomie der südwestlichen Prairieen
als eine der bizarrsten Pflanzenformen der Erde durchaus zu bestimmen.
Auf einem Landschaftsbilde, womit Engelmann eine seiner
Abhandlungen ausgestattet hat18), erscheinen sie in weiten Abständen
aus dem nackten Boden felsiger Flussthäler senkrecht aufstrebend
und würden den Säulen einer Tempelruine des Alterthums,
gleichen, wenn sie nicht häufig eine gewisse Anzahl bogenförmig
emporgestreckter, einfacher, ebenfalls dicker Aeste, wie die Arme
eines Kandelabers, aus der Seitenfläche des Stamms regellos geordnet
hervoi tri eben, kein Schmuck dieser öden Wildniss, sondern nur ein
Staunen erregender Anblick über ein so mächtiges Bauwerk und
über die geheimen Bildungskräfte, die aus den dürftigsten Zuflüssen
eine solche Masse von Saft und organischen Stoffen, auf das Feinste
gegliedert und anscheinend nur um ihrer selbst willen, anzuhäufen
vermögen. Ueberhaupt finden wir unter den vegetabilischen Formen
der Prairieen die grösste Massenentwickelung organischer Substanz
in dei Familie der Cacteen. Eine aus cylindrischen Gliedern zusammengesetzte
, zu einer grünen Krone von wirtelförmig gestellten
Aesten verzweigte Opuntie (0 . arborescens) ersetzt den Suwarrow in
den östlichen Gegenden von Arkansas bis Mexiko: aufrecht und jm
Norden nur mannshoch, soll sieimSüdeneineHöhevonzobisaoFuss
erreichen. Auch bilden die flachgliedrigen, gewöhnlich schlaffen
Opuntien durch ihre Verästelung oder ihren rasenförmigen Wuchs
ungemein ausgedehnte Gewebmassen. Selbst aus dei Reihe dei
melonenförmigen Echinocacten kommt in Neu-Mexiko eine Art von
unförmlicher Grösse vor [E. Wisliseni), die zuweilen bei einer Dicke
von zwei zu einer Höhe von vier Fuss auswächst10). Die in die
Organisation der Cacteen gelegten Kräfte, den Saft zurückzuhalten
und dadurch ihre Vegetation auf ein beliebiges Zeitmaass auszudehnen,
sind intensiver als bei allen übrigen Succulenten. Nur etwa
ein Drittel der in den Prairieen einheimischen Arten besteht aus
kleineren, bald isolirt, bald gruppenweise wechselnden Melonenformen
(Mamillaria und Echinocactus), von denen zwei Mamillarien
die nördliche Opuntie (0 . viissonriensis) bis zum Missouri begleiten.
Lebhaft roth oder weiss gefärbte Blumen, aus den grünen Stämmen
unvermuthet hervorbrechend und oft von beträchtlicher Giösse sind
allen diesen Cacteen gemeinsam, und, wie die indischen Feigen in
Sicilien, so dienen die saftigen Früchte des Suwarrow f und anderer
Arten den Indianerstämmen unter den übrigens so kärglich dar-
o-ebotenen Gaben der Prairieennatur zu einer Quelle reichlicher
Ernährung.
Unter den übrigen Succulenten ist die Agavenform (Agave) auf
die südlichen Prairieen beschränkt [bis 35 0 N. B.J I4; und vermittelt
nebst den grossen Cacteen und einer Reihe von anderen den Wendekreis
weithin nach Sonora überschreitenden Gattungen20) den Ueber-
gang zu dem Vegetationscharakter des tropischen Mexikos. Die
grossen, saftigen Blattrosetten der Agaven (oder Magueys) wachsen
auf dem dürrsten Felsboden und bedürfen vieler Jahre, bis sie blühen,
um sodann nach der Fruchtreife abzusterben, aber, da sie
durch ihre Ausläufer sich beständig verjüngen, entstehen durch
dieses stetige Fortwachsen des ursprünglichen Individuums in einem
alljährlich sich wiederholenden Kreislauf zur Zeit der Regenperiode
immer wieder aufs Neue die hohen Blumenschäfte, deren zuckerhaltiger
Saft nebst dem Marke des verkürzten Stamms zur Speise
o
und zum Getränk dient.
Durch die Chenopodeenform des salzhaltigen Bodens treten die
succulenten Gewächse der Prairieen mit den Steppen Asiens in nähere
Beziehung. Denn wiewohl die Anzahl der Alten nur geling ist,
o