er ebenso formenreich wie auf dem Festlande. Die herrschenden
Baumformen mit der Belaubung des Lorbeer oder der Olive treten
in einer besonders mannigfaltigen Mischung der Familien auf; an
Grösse und Wuchs ungleich gehen sie von bedeutender Stammhöhe
zu kleineren Gestalten und zu den immergrünen Gesträuchen des
Unterholzes über. Neben den gewöhnlichen Gruppen der Laurineen
, Sapoteen, Rubiaceen, Urticeen sind unter den Bäumen be-
merkenswerthe Gattungen von Guttiferen [Symphoria) , Myrtaceen,
Melastomaceen, Tiliaceen, Anonaceen, Bixineen, Canelleen (Canella),
Ochnaceen, Ilicineen, Combretaceen, Bignoniaceen , Apocyneen,
Boragineen, Verbenaceen und Coniferen (Podocarpus). Von der selteneren
Clavijaform, deren unverzweigter Stamm mit dem Wuchs der
Palmen das dikotyledonische Laub verbindet, kommen in Jamaika
zwei endemische Gattungen vor, eine Myrtacee (Grias) mit mehreren
Fuss langen, ungetheilten, und eine Rutacee [Spathelid] mit gefiederten
Blättern.
Die Palmen sind nicht ganz so mannigfaltig wie auf dem Festlande,
Fächerpalmen (Thrinax) am häufigsten. Eine Gattung mit
Fiederblättern zeichnet sich durch die Höhe ihres Stammes aus
(Oreodoxa) : dazu gehören die Kohlpalme (0 . oleracea) , welche die
Laubbäume des Urwalds begleitet und überragt, und die berühmte
Königspalme von Havanna (0 . regia) , die ihr an Grösse wenig nachsteht:
der Stamm der ersteren wurde bis 120, der letztere bis
110 Fuss hoch gemessen13). Farnbäume beginnen erst in einer
gewissen Meereshöhe, verbinden sich in den Bergwäldern zuweilen
zu einer selbständigen Formation und steigen höher aufwärts als
auf dem Festlande (300 — 5600 Fuss). An den tiefer gelegenen
Standorten wachsen sie zerstreut im Waldschatten, begleitet von
kleineren Palmen, vom amerikanischen Pisang (.Heliconia) und von
Bambusen. Die ächten Bambusen (.Bambusa) sind ostindischen Ursprungs
, aber durch die Kultur weit verbreitet worden : die verwandten
westindischen Gattungen (z. B. Arthrostylidium) weichen im
Bau der Blüthen ab , aber nicht in ihrem Wüchse. Eine derselben
(A . excelsum), die in Dominica einheimisch ist, wird 80 Fuss hoch,
eine andere in Jamaika [Chusquea abietifolia) klettert als Liane in die
Baumkronen.
Viele Bäume, welche an der Leeseite des Passatwindes und auf
den flachen Inseln wachsen, verlieren in der trockenen Jahrszeit ihre
Belaubung. Die Formen mit gefiederten Blättern sind häufiger als
im Urwalde, Meliaceen, Sapindaceen, Terebinthaceen und Leguminosen
: auch hier fehlen die Palmen nicht (Acrocomia, Thrinax). Aus
diesen weniger feuchten Gegenden gewinnt man von einheimischen
Erzeugnissen das Guajakharz (von Guajacum), das Carannaharz (von
Bursera) , sodann das Mahagoniholz und ein nach Art Brüsseler
Spitzen durchbrochenes Bastgewebe (der Thymelaeen Lagetta und
Linodendron). Für die südliche Küstenlandschaft von Jamaika sind
die Mimoseen charakteristisch, darunter einige hochstämmige Arten
(.Enterolobium, Calliandra Saman) , aber sie sollen sämmtlich vom
Festlande eingeführt sein.
Zur Bombaceenform gehört der ansehnlichste aller westindischen
Bäume (Eriodendron anfractuosmn) , der wegen seiner in Wolle gehüllten
Samen der Baumwollenbaum genannt wird, in Jamaika beide
Seiten der Insel bewohnt und nur dem Urwa'lde fremd bleibt. Derselbe
erreicht eine Höhe von 150 Fuss und ist ausgezeichnet durch
die beträchtliche und bis zur Krone gleichmässige Dicke des Stamms
(bis zu 12 Fuss Durchmesser), sowie durch breite, vom Boden bis
zur Höhe von 15 Fuss vorspringende Holztafeln14). Dass einige
Gewächse, wie dieser Baum, an beiden Abhängen von Jamaika allgemein
verbreitet sind und also für sie der Unterschied des Klimas
seine Bedeutung zu verlieren scheint, ist wohl daraus zu erklären,
dass die tertiären Kalkgesteine, welche den grössten Theil der Insel
einnehmen, auch an der feuchten Nordseite die Feuchtigkeit im
Boden nicht zurückhalten. Für dieses poröse Substrat an der dem
Passat zugewendeten AbdachungX1) ist auch der aromatische Myr-
taceenbaum charakteristisch, dessen Früchte alsNelkenpfeffer in den
Handel kommen [Pimenta vulgaris], während verwandte Arten (z. B.
P. acris) allgemein auf dürrem Boden verbreitet sind.
Nadelhölzer (z. B. Pinns cubensis) , von denen schon angeführt
wurde, dass sie in Westindien bis in die heisse Küstenregion herabsteigen,
sind auf Cuba, die nach ihnen benannte Nachbarinsel Pinos,
auf Haiti und die Bahamas beschränkt. Hiedurch steht, da sie schon
in Jamaika durchaus fehlen, ihre Verbreitung in geographischer Beziehung
zu ihren grösseren Centren in Mexiko und Florida. Aehn-
lich, aber doch verschieden verhält sich die durch zwei Wachholderbäume
vertretene Cypressenform. Die eine, aus Cuba eingesandte
Art ist nämlich die nordamerikanische Ceder [Juniperus virginiana) ;
die andere, welche die Karaiben und Bahamas bewohnt [J. barbaden
sis) , soll mit der der Bermudas identisch sein IS) . In dem erstem