einigen südlichen Flussufern und an der Küste der Nord- und Ostsee
ausserdem eine Elaeagnee [Hippophae rhamnoidcs) anieiht. Denken
wir uns die Wälder als die ursprünglich allgemeine Bekleidung des
Landes, so lassen sich die übrigen Formationen, welche den Zusammenhang
derselben bald in einzelnen Linien, bald auf grösseien,
abgesonderten Räumen unterbrechen, fast ohne Ausnahme auf die
Circulation des fliessenden Wassers oder auf dessen gehemmten Abfluss
zurückführen. Denn wo der Boden zu feucht wird , gedeihen
die meisten Bäume nicht, und die wenigen, bei denen dies dei hall
ist, werden leicht durch andere Pflanzenformen verdrängt. Sieht
man auch jetzt noch zuweilen in den Morästen der baltischen Ebene
vereinzelte Bestände von Kiefern oder Fichten foitbestehen, so sind
es doch nur die Ueberreste aus einer Zeit, die dei Sumpfbildung
vorausging, oder die oberflächlichen Schichten des Torfs, in welchen
diese Bäume wurzeln, werden durch günstiges Gefälle voi übermässiger
Feuchtigkeit bewahrt, und selten verjüngt sich der Wald
unter solchen Verhältnissen, wo er einmal zu Grunde ging. Die
Weidensträucher treten am allgemeinsten an dem Ufer der Flüsse
auf, wo der Boden durch deren Grundwasser am stärksten gelockert
ist, und wo sie die Aufgabe erfüllen, das Erdreich zu binden und vor
dem Einsturz zu bewahren. Wie aber die Weidengattung aus zahlreichen
Arten besteht, deren Lebensbedingungen ungleich sind, und
von denen einzelne die verschiedensten Gegenden der Erde bewohnen,
so fehlt es auch nicht an solchen, die bald statt des fliessenden
Wassers den Sumpfboden aufsuchen, bald in die Wälder als Unterholz
eintreten oder auch im trockensten Dünensande ihr Gedeihen
finden. Manche unter diesen gehören nach ihrer Blattform nicht zu
der Weidenform im engeren Sinne, und doch scheint allgemeinei
als dem Laube die schmale Gestalt, ihrem Wurzelgeflecht die bähig-
keit zuzukommen , den lockeren Boden zu befestigen, zu welchem
Zwecke sie selbst auf dürrem Sande technisch benutzt werden. Die
Dünen entstehen dadurch, dass das Wasser seine Ufer duich Strömungen
und Wellen untergräbt, nun aber das eingestürzte Erdreich
eine Seitenfläche bietet, die dem Winde keinen hinreichenden Widerstand
leistet, so dass hiedurch aufgewehte, bewegliche Sandhügel
entstehen, deren oberflächliche Humusschicht verloren ging. Diesen
zerstörenden Kräften können ausgedehnte Wurzelgeflechte ein Ziel
setzen und so sind in Deutschland und Plolland die Dünen an dei
Nordsee vorzüglich durch Weidengesträuch, an der Bai von Biscaya
durch die Seestrandskiefer befestigt worden. Die Uferweiden unterscheiden
sich von denen der arktischen und alpinen Flora durch ansehnlichere
Grösse, die des Sumpfbodens sind zum Theil ebenso
klein wie diese. Die ersteren haben meist eine sehr ausgedehnte
Verbreitung, z.B. die Korbweide [S. viminalis), sodann die wenigen,
baumförmigen Arten (z.B. N. alba und fra g ilis): einige Uferweiden
stehen jedoch unter eingeschränkteren klimatischen Bedingungen
(z. B. S. amygdalina im Buchenklima; S. acutifolia in der Eichenzone
Russlands , bis Schlesien verbreitet). Im Südwesten des Gebiets
bis zur Donau und zum nördlichen Fuss der Karpaten wächst
eine fremdartige Strauchform als Begleiter der Uferweiden, die der
Tamarisken, die durch ihre noch mehr verkürzten, oft saftreichen
Blattnadeln und durch abweichende Lebensbedingungen von den
ähnlichen Eriken geschieden ist. Nur durch einen einzigen, ruthenförmig
wachsenden, geselligen Strauch (.Myricaria germanica) ist
sie daselbst vertreten, dessen Eigenthümlichkeit darin besteht, dass
die Tamariskenform übrigens an den Salzgehalt des Steppen- und
Küstenbodens gebunden ist, die deutsche Myricaria aber ohne solche
Nahrungsbedürfnisse den Uferweiden sich gleich verhält.
Oberhalb der Baumgrenze der Gebirge treten Strauchformen
auf, welche den Typus der arktischen Flora wiederholen oder dieser
und den alpinen Regionen gemeinsam sind. Da von diesen schon
in dem Abschnitt über das arktische Gebiet die Rede war, so bleiben
nur noch diejenigen Vegetationsformen zu betrachten übrig, welche
keinen Holzkörper entwickeln, die Gräser, die Cyperaceen, die Stauden
und die Farnkräuter.
Unter den Gramineen sind die rasenbildenden Gräser die bedeutendste
Erscheinung; auf ihrem Wachsthum beruht der Charakter
der Wiesenformation, die in keinem der Nachbargebiete auf gleiche
Weise ausgebildet ist. Ueber dem zusammenhängenden, dicht gedrängten
Wurzelgeflecht formt sich der Grasrasen aus einer Masse
von verkürzten Zweigen, deren Knoten zahlreich, deren Gliedei
unterdrückt sind ; die schmalen, kieselreichen und doch biegsamen
Blätter vermehren sich, eins an das andere gereiht, unaufhörlich, so
weit Raum und Beleuchtung es irgend gestatten; erst zur Zeit der
Bliithe entstehen gestreckte Halme, an denen dieselben aus einander
rücken. Die Höhe und Dichtigkeit des Rasens ist zwar von den
Grasarten abhängig, die ihn zusammensetzen, aber sie wächst auch
in geradem Verhältniss zu den im Boden zugeführten Nahrungs