bewohnbar zu halten. Man muss sich indessen hüten, hierin zu weit
zu gehen. Ein grosser Theil der östlichen Hälfte Australiens hat in
der That weit günstigere Verhältnisse gezeigt, als man früher erwartete
: allein man darf nicht vergessen, dass es im Südwesten,
weder vom Swan River noch von King George’s Sound aus gelungen
ist erheblich vorzudringen, dass im Nordwesten wasserlose Ebenen
auftreten, die nicht zu überschreiten waren, und dass zwischen Südaustralien
und den Quellgebieten und Oasen im Mittelpunkte des
Kontinents sich die fast unzugänglichen Landschaften des Torrens-
beckens einschalten. Durch solche Betrachtungen wird man zu der
Auffassung geführt, dass die westliche Hälfte des Kontinents abgesehen
von den feuchteren Küstenlandschaften regenärmer und also
wüster ist als die östliche. Die wesentliche Uebereinstimmung aber,
die sich in der Vegetation der tropischen und ektropischen Steppen
bis zur Südküste hin gezeigt hat, deutet in dieser Beziehung auf
übereinstimmende Verhältnisse zu beiden Seiten des Wendekreises.
Es ist einleuchtend, dass die Anordnung der Steppen zum Theil auf
der geognostischen Bildung des Kontinents beruht. Ehemalige Seebecken,
wie in Südaustralien, die den Salzgehalt im Boden zurück-
liessen, rufen die Halophyten ins Dasein. Die Beschaffenheit der
Erdkrumen, welche die verschiedenen Steppen von einander absondert,
ist von den Gesteinen abhängig, aus deren Zersetzung sie entstanden
sind. Allein auch klimatische Einflüsse lassen sich in der
Vertheilung der Steppen nicht verkennen. Diese sind es, wodurch
die Westhälfte des Kontinents gegen den Osten zurücksteht, nicht
bloss weil sie gebirgslos ist und aus tiefen Ebenen oder doch nur
niedrigen Hochflächen zu bestehen scheint, sondern auch wegen
ihrer Lage gegen den Passat, den sie als trockenen Landwind
empfängt, nachdem er den Wasserdampf des stillen Meers längst
verloren hat. In der Richtung dieser herrschenden Luftströmungen
also, wo von Südosten nach Nordwesten der Kontinent die grösste
Ausdehnung hat, sind unter übrigens gleichen Verhältnissen die
wenigsten Niederschläge , die grössten Steppen und Wüsten zu erwarten.
Dieser klimatische Zusammenhang lässt sich schon jetzt
ziemlich deutlich erkennen. Noch ehe der Passat eine dauernde
Luftströmung wird, treffen wir hier schon im äussersten Südosten
die Steppen des Murray und Darling, denen durch die vorliegenden
australischen Alpen die pacifische Feuchtigkeit entzogen ist. Weiterhin
folgen in nordwestlicher Richtung die wasserlosen Gegenden am
Eyre, und damit beginnt die Zone des anhaltenden Südostpassats,
welche nach Stuart’s Aufzeichnungen in diesen Meridianen den ganzen
Raum vom 29. bis 19.0 S. B. einnimmt20). Endlich, nach einer
weiten Lücke unbekannter Landstriche, trifft man in derselben Richtung
auf die wasserlose Wüste (18 72° S. B.) , welche Gregory verhinderte,
vom Victoria River südostwärts weiter in das Innere vorzudringen2I).
Hier tritt dann zuletzt der Wendepunkt ein, wo der
tropische Nordwestmonsun im Sommer sich fühlbar macht und eine
fruchtbare Küstenzone ausscheidet. Aus so allgemeinen Gesichtspunkten
lässt sich nun zwar ein Theil der Ursachen entnehmen,
weshalb die dem stillen Meere zugewendete Seite Australiens klimatisch
bevorzugt ist: aber da andere Verhältnisse mitwirken, wäre es
voreilig, die Anordnung der Steppen hierauf allein begründen zu
wollen. So hat das Aufhören der Winterregen im Inneren von Swan
River eine eigenthümliche Bedeutung. Hier beginnen jenseits der
Darling-Berge öde Landschaften, wo zwar in allen Monaten, aber nur
vereinzelte Gewitterschauer fallen. Diese Wasserarmuth, welche es
bis jetzt nicht erlaubt hat, weiter als etwa 100 g. M. nach Osten
von jener Kolonie aus vorzudringen22), möchte vielleicht darauf beruhen
, dass in diesen flachen Gegenden der trockene Passat sich
noch jenseits des 30. Breitegrads bis nahe zur Südküste zu einer
dauernden Luftströmung entwickelt.
Die Formationen des Sumpfbodens und die Mangrovewaldungen
der Küste unterscheiden sich nicht von den entsprechenden Bildungen
anderer Vegetationsgebiete. Wenn die gemischten Baumgruppen
in den Creekthälern da entstehen, wo Wasser sich sammelt, so bildet
sich eine Rasendecke von Cyperaceen und anderen Sumpfpflanzen,
wo nur die Erdkrume die Feuchtigkeit zurückhält. In der nassen
Periode überschwemmt, vollenden sie ihr Wachsthum erst spät in
der trockenen Jahrszeit, und die Marschen bewahren daher ihr Grün,
wenn der Rasen der Waldsavane verdorrt ist. Wie wenig auch die
Natur in Australien für die Ernährung des Menschen geleistet hat,
wie sehr es dem Eingebornen an essbaren Früchten und anderen
Nahrungsmitteln fehlt, so ist doch für die weidenden Säugethiere
kein ähnlicher Mangel zu spüren. Wenn gegen das Ende der
trockenen Jahrszeit die Nahrung in den Waldsavanen spärlicher
wird, stehen die Marschniederungen noch in frischem Wachs-
thume, und ebenso erhalten sich in der Salzsteppe die fleischigen
Blätter der Halophyten, die den Heerden ein werthvolles