von den Wurzeln erreicht werden k an n , was bei den übrigen nicht
der F a ll ist, denen daher nur in langen Zwischenräumen die Feuchtigkeit
erneuert wird. Gewöhnlich erkennt man die Fähigkeit der
Pflanzen, den S a ft zurückzuhalten, an der Beschaffenheit der Oberhaut.
A b e r nothwendig ist dieses nicht, da auch die Bewegungen
von Flüssigke iten im Innern der Gewächse oft an bestimmte und
zarte Gewebe gebunden sind, ohne in die benachbarten überzugehen.
S o ist auch das Ausströmen des Wasserdampfes aus den Blättern
nicht bloss als ein physische r P roce ss, wie die Verdunstung freier
Wasserflächen, aufzufassen, sondern auch hier da rf man die Mitwirkung
der Membranen nicht bezweifeln. Die Verschiedenheiten der
Membranen .sind nicht immer sinnlich wahrnehmbar, oder die Zurückhaltung
des Safts mag auch in solchen F ä llen von der Mischung des
S a fts selbst abhängig sein. Haben wir doch ein ähnliches Beispiel an
den Halophyten, wo der S a lzgeh alt die Verdunstung des Safts beschränkt.
Aehnliche Wirkungen wird das Gummi der A cac ien haben,
ohne dass darum, w ie dort, das Gewebe succulent zu werden brauchte.
B e i den wenigen übrigen Baumformen der K a lah ari findet sich
dagegen meist die verdickte Oberhaut des immergrünen L au b e s wieder,
die in trockenen Klimaten so gewöhnlich ist. Durch einzelne
A rten, aber in weiter V erb re itun g , wird hier vom K ap lan d e aus die
Oliven- und die L orbeerform f l vertreten. E ig e n tüm lic h e r aber ist
der M o p an e -B aum , eine B au h in ie e , deren dunkelgrünes Zwillingsblatt
die R än der nach aufwärts g eg en die Sonne w en d e t f l , wodurch
sie an die schattenlosen Wälder Australiens erinnert. Diese so einfache
und im Wachsthum so leicht zu bewirkende Wendung der
g eg en die Hitze empfindlichsten Organe ist augenscheinlich das ausreichende
M itte l, die Sonnengluth von dem Baume abzuhalten und
dadurch die Verdunstung zu m ä s s ig en , indem den versengenden
Strahlen eine möglichst kleine Oberfläche dargeboten wird. Und
g erade ein solcher W a ld , so licht und heiss er sein mochte, wurde
von A n d e r s so n f l als ein unverhoffter Ort der Erfrischung unter den
Mühsalen des W e g s mit Entzücken begrüsst, weil er hier zum ersten
Male in diesem traurigen L an d e schön belaubte Baumkronen und
schlanke Stämme ohne Dornen erblickte. S e lb st der gleichgültige
Gesichtsausdruck seiner eingebornen Beg leiter schien hier den gewohnten
Stumpfsinn zu verlieren und F reu d e an der Natur zu ver-
rathen. D ie D o rn en , die das D am a ra -L an d verunzieren und dem
Reisenden die grösste Beschwerde verursachen, sind eben ein Zeichen
gehemmter Blattbildung, und das schön geformte Bauhinienlaub b e darf
dieses Schutzmittels g egen die Sonnenstrahlen n ich t, weil ihm
ein anderes, nicht minder wirksames zu T h e il ward.
In der offenen Wüste verschwinden die H o lzg ew ä ch se , aber,
wiewohl hier das Grundwasser nur an weit entlegenen Punkten zu
erreichen is t , fehlt es doch an Fu tte r für weidende T h ie re keineswegs.
Die Menge von G r a s , sagt L iv in g s to n e 27), ist übei raschend,
und indem es nach der We ise der S tepp en grä ser in einzelnen Büscheln
wächst, bleiben die Zwischenräume doch nicht immer nackt, sondern
werden von rankenden Cucurbitaceen überwuchert, deren saftreiche
Früchte und Kn ollen den Thieren die Feuch tigk e it sp en d en , die
ihnen der E rd b od en verweigert. In nassen Jahrszeiten sind »unabsehbare
Landstrecken« mit der südafrikanischen Wassermelone \Ci-
trullus caffer] f l auf das dichteste überkleidet, und, von diesen V o r -
räthen zu zehren, sammeln sich dann alle Thierformen in der Wüste
und die Betschuanas folgen ihnen mit ihren Heerden. A b e r auch m
der langen Ze it, in welcher der Boden vö llig dürr und wüst erscheint,
verbirgt er noch Nahrungsstoffe und organisches L eb en . D ie K a la hari
besitzt »mehrere A sc lep iad e en mit grossen essbaren Knollen« 29),
die wegen ihres saftreichen Gewebes den Ein geb orn en dienen, ihren
Durst zu stillen. S e lb st essbare Beeren 3°) bringt die Wüste hervor.
Fragt man nun, woher das W asser kommt, welches sich in den Organen
solcher Gewächse ansammelt, so sucht L iv in g s to n e 3*) den
verhältnissmässig so reichen Pflanzenwuchs der Wüste aus der muldenförmigen
Gestalt der inneren Hochflächen zu e rk lä ren , welche
den unterirdischen L a u f der von der östlichen Te rra sse stammenden
Quellen der Oberfläche hier mehr als anderswo annähere. A b e r
Grundwasser, welches die Ein gebornen nicht erreichen und benutzen
können, ist auch den Wurzeln kleiner Gewächse unzugänglich. Die
Thaubildungen sind daher wohl die einzige Feu ch tigk e itsqu e lle , die
den Pflanzen in der Ze it der Dürre zu Theil wird, und die sie, gleichwie
die Mollusken den geringfügigen K a lk g eh a lt des Meers in ihren
Schalen ansammeln, stetig durch ihre Wurzeln in das Gewebe ein-
saugen und nun als eine Gabe der Natur darbieten.
Die übrigen Pflanzenformen sind entweder d ie se lb en , die man
auch in anderen Stepp en und Wüsten wiederfindet, oder sie weisen
auf die enge klimatische Verwandtschaft hin, die zwischen der K a lahari
und Sudan besteht. In die erste K la s se gehören die S u c cu -
lenten [Eupkorbia f l , Mesembryanthemwn] 33), die Zwiebelgewächse,