gesetze hinüber, die auf analoge physische Bedingungen hinweisen.
So soll die Glockenhaide [Erica Tetralix), die von Norwegen und
den russischen Ostseeprovinzen aus der westlichen Küstenlinie bis
Portugal folgt, auf den Gebirgen Siebenbürgens wiederkehren, und
zwischen denjenigen Eriken, welche in derGascogne und in Portugal
einheimisch sind, und einigen anderen, die in grösserem Umfange
das Mittelmeergebiet bewohnen, lässt sich schwerlich eine Verschiedenheit
der klimatischen Bedingungen annehmen, wie an einem anderen
Orte näher zu erörtern ist.
Die Edeltanne [Pinus Picea) stimmt darin mit den eigentümlichen
Gewächsen des Binnenlandes überein, dass ihre Polargrenze
nach Nordwesten gerichtet ist. Wären die Pflanzen der westlichen
Zone der Mehrzahl nach durch Nordostgrenzen eingeschlossen, so
würden die Vegetationslinien, wie die der Edeltanne mit der der
Kastanie, sich mit denen des Binnenlandes kreuzen und die Vermischung
der Arten so gross werden, dass eine natürliche Absonderung
der französischen und deutschen Flora nicht durchzuführen
wäre. Nur dadurch, dass die meisten Pflanzen der ersteren Zone in
höheren Breiten eine Südostgrenze erhalten haben, bleiben sie von
der zweitenZone strenger geschieden. Die Nordwestgrenze der Edeltanne
beginnt in den westlichen Pyrenäen [430 N .B .]S2), und, indem
diese Vegetationslinie von der Auvergne aus (45 °) in gleich bleibendem
Abstande von der Küste des Kanals, der Nord- und Ostsee
(etwa 40 geogr. Meilen davon entfernt) Frankreich und Deutschland
durchschneidet, hebt sie sich in der Oberlausitz (51 °) und zuletzt in
Polen (520) am weitesten nach Norden, um von hier aus, wie es
scheint, noch innerhalb des Buchenklimas [Siebenbürgen]S3), in eine
Ostgrenze überzugehen. So finden sich noch schöne Edeltannenbestände
an dem Nordabhang des Thüringer Waldes, wogegen der
Baum am Harze nicht mehr recht gedeihen will, wo die Versuche,
ihn anzupflanzen, nur in einigen südwestlich gelegenen Theilen des
Gebirges Erfolg hatten, die durch höhere Erhebungen gegen die
Polarwinde geschützt sind. Solche Nordwestgrenzen deutscher Gewächse
habe ich früher auf die nach dem Meere zu geminderte
Sommerwärme bezogen 5+), und hiezu berechtigt nicht bloss die ähnliche
Vegetationslinie der Weinkultur, sondern auch die nahe übereinstimmende
Juliwärme von Danzig, Berlin und Erfurt48), drei
Städten, in deren Nähe manche Pflanzen der zweiten Zone in südöstlicher
Richtung plötzlich zuerst auftreten. Allein die Vegetationslinie
der Edeltanne hat eine von der Hauptgrenze der ersten und
zweiten Zone etwas abweichende Lage, sie überschreitet dieselbe in
Frankreich, kreuzt sie in der Nähe von Gotha und bleibt im östlichen
Theile von Norddeutschland und in Polen hinter derselben zurück.
Vergleicht man die Juliwärme verschiedener Orte ss) ? die der Nordwestgrenze
der Edeltanne benachbart liegen, so zeigt sich eine all—
mälige Abnahme der Sommertemperatur von Westen nach Osten.
Freilich sind die Wärmeunterschiede nicht bedeutend (3-—40), aber
es giebt auch andere Verhältnisse, welche zeigen, dass bei diesem
Baume nicht sowohl eine bestimmte Sommertemperatur als die Dauer
der Vegetationszeit die Lage seiner Nordwestgrenze bestimmt. Zuerst
sind die Standorte des Westens und Ostens nicht gleichartig. Von
den Pyrenäen bis zum Thüringer Walde ist die Edeltanne auf den
geneigten Boden der Höhenzüge eingeschränkt, und erst in der
Lausitz, in Schlesien und Polen rückt sie in das Tiefland der baltischen
Ebene. Die meteorologischen Messungen, die sich auf Orte
der Ebene beziehen, sind daher in Frankreich für die Edeltanne nicht
maassgebend. Das, was südwestlich gelegene Gebirge mit nordöstlichen
Ebenen klimatisch in Verbindung setzt, ist eine verkürzte
Vegetationszeit. Sodann finde ich in der übrigens für klimatologische
P'ragen noch sehr ungenügenden, forstwirthschaftlichen Literatur die
Bemerkung, dass der Baum, der überhaupt gegen Temperaturextreme
empfindlich sei, leicht in Folge von Spätfrösten seine Maitriebe verliere.
Beide Thatsachen weisen also darauf hin, dass die Edeltanne,
noch mehr als die Buche, an eine bestimmte Dauer der Entwickelungsperiode
gebunden ist. In den Gebirgen bewohnt sie fast dieselbe
Region wie die Buche, und so fallen auch im Osten ihre
Vegetationslinien nahe zusammen, aber, indem die Edeltanne eine
Verlängerung der Vegetationszeit wegen ihrer Empfindlichkeit gegen
Schwankungen der Frühlingswärme noch weniger ertragen kann als
die Buche, ist sie von den Küstenlandschaften ausgeschlossen. Es
geht daher aus der Vergleichung der Nordwestgrenzen der zweiten
Zone hervor, dass bei verschiedenen Gewächsen bald die Minderung
der Sommerwärme, bald die Verlängerung der Entwickelungsperiode
oder überhaupt die verschiedenen Momente des gesteigerten Seeklimas
hindernd in den Weg treten. Noch ist die Zeit nicht gekommen,
wo man imStande wäre, die in jedem einzelnen Falle wirkende
Ursache unterscheiden und bestimmter nachweisen zu können, wozu
eine genaue Kenntniss der physischen Lebensbedingungen gehört,