schönsten aller Bambusen, die zarte, nach oben gerückte Belaubung
vergleicht er mit der Fahne einer Feder. Mehrere andere chinesische
Arten haben einen ähnlichen Bau, und ihre jungen Triebe sind
essbar. Im südlichen China fand jener Reisende die Bambusen denen
Indiens ähnlicher, die dichtere Gebüsche von bogenförmig aufsteigendem
Wuchs bilden und von unten auf Blätter tragen. Durch
Verkürzung des Stamms unterscheiden sich endlich die am weitesten
nach Norden gehenden Arundinarien [A. Kurilensis), die sich also
ähnlich zu den eigentlichen Bambusen verhalten wie die Zwergpalmen
zu den Palmen.
Von den übrigen Pflanzenformen,, die zu weiteren Ausführungen
über das Klima keinen Anlass geben, ist nur im Allgemeinen anzuführen,
dass auch bei ihnen die Mischung aus Gattungen tropischer
und höherer Breiten sich durchgehends erkennen lässt, im Verhält-
niss zu Europa in der grösseren Anzahl holziger Schlinggewächse
und in der mannigfaltigeren Vertretung indischer Familien, zu den
Tropen in dem wachsenden Reichthum an Sträuchern mit periodischer
Laubentwickelung. Als eine eigenthtimliche Gestaltung erwähne
ich hier nur noch einer Form von Halbsträuchern, die, weder
Staude noch eigentliches Holzgewächs, an gewisse baumartige Ara-
liaceen Indiens sich anschliesst, welche auf dem Gipfel ihres Stamms
eine Rosette von langgestielten, fächerförmig getheilten Blättern tragen.
Dieser Bildung entspricht eine Gattung derselben Familie (Fatsia),
deren ungeteilter, aber nur etwa 6 Fuss hoher, verholzender Stamm
in einer einzigen Vegetationsperiode [binnen i o Monaten]32) auswächst
und durch ein ungewöhnlich stark entwickeltes Mark ausgezeichnet
ist, aus welchem das eigenthtimliche Produkt der Insel
Formosa, das Reispapier, geschnitten wird [F. papyrifcrci). Zu der
selben Pflanzengruppe gehört auch die von den Chinesen als kostbarstes
Arzneimittel hochgeschätzte Ginseng-Staude, die im tiefen
Waldschatten der Mandschurei wächst und auch in Japan Vorkommen
soll [Panax Ginseng).
Vegetationsforrnationen. Durch die Kultur des Bodens ist
der landschaftliche Charakter Chinas und Japans in einer ähnlichen
Weise verändert worden wie in Europa. Indessen giebt es doch
ungeachtet der gleichmässigen Bewässerung des Tieflands vermöge
des ungleichen geognostischen Substrats und nach der verwickelten
Anordnung zahlreicher Höhenzüge weite Strecken, die unbebaut geblieben
oder auch bewaldet sind. Die einzelnen Provinzen und Inseln
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unterscheiden sich in ihren Erzeugnissen und in ihrer Fruchtbarkeit.
Die bergigen Küsten des südlichen Chinas haben ein unwirthbares
Ansehen, das nackte Gestein ist oft weithin anstehend. Entgegengesetzt
verhält sich das Innere der japanischen Insel Jeso, welches
durchaus von Wäldern bedeckt und ganz unbewohnt sein soll2«).
In dem grössten Theile Chinas und namentlich in den Östlichen Provinzen
sind die Wälder durch die Kultur oder den Holzverbrauch
zurückgedrängt, in Japan haben sie auf den Flöhen sich viel allgemeiner
behauptet, hier steht ein altes Gesetz in Kraft, dass, wer
einen Baum fällt, gehalten ist, einen neuen Baum zu pflanzen. Die
Schönheit der japanischen Landschaft auf Nipon und Kiusiu wird
von allen Reisenden wegen ihres Wechsels hoch gepriesen, indem
die Bergrücken und Abhänge mit Wald oder hohen Gesträuchen bekränzt,
die Thäler von reichen und wohlbewässerten Ackerfeldern
und Pflanzungen erfüllt sind. Aehnlich lauten die Schilderungen
vom östlichen Vorlande des tibetanischen Himalaja, aus Szetschuan,
einer der fruchtbarsten Provinzen Chinas, wo der Bodenertrag eines
Jahrs zehnfach zur Ernährung der dichten Bevölkerung ausreichen
soll33), und von wo der Binnenhandel auf dem Yangtsekiang die
weniger ergiebigen Gegenden versorgt. Hier sind auch die Wälder
noch bedeutend, wenn auch nicht in gleichem Grade wie in der
Mandschurei.
Die Zerstörung der Wälder hat in China nicht dieselben Nachtheile
wie in anderen Ländern, weil die Minderung so intensiver
Niederschläge das Wachsthum der Pflanzen noch nicht beeinträchtigt
und ein genügendes Maass von Feuchtigkeit durch den Wechsel
von Flöhen und Thälern gesichert ist. Eben darin besteht ein hoher
Vorzug des östlichen Asiens vor den westlichen Mittelmeerländern,
dass dort diese Niederschläge in die wärmere Jahreszeit fallen, hier
die Sommerdürre um so frühzeitiger eintritt, je weniger der Waldreichthum
der Berge sich erhalten hat, der die Verdichtung des
Wasserdampfs befördert. In China fehlen die trockenen Matten, die
zum Weidelande dienen können, und die Maquis, deren niedriges
Gesträuch noch weniger benutzt wird: der Anbau und die natürliche
Bewaldung ist nur durch den etwaigen Mangel an fruchtbaren Erdkrumen
und Humus eingeschränkt. Nur an den Grenzen der Mongolei,
wo die Monsunregen aufhören, ist die Steppe nach Süden vorgerückt,
seitdem die Chinesen anfingen, die dortigen Wälder zu zerstörenIy).
So weit auch die tropischen Bestandtheile der Flora nach Nor-
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