die daselbst durch eine Menge verschiedener Pflanzenfamilien vertreten
ist28). Man erkennt auch in dieser Anordnung, wie die
Feuchtigkeit des Erdreichs, welche die Capoes von den übrigen Formationen
der Campos abscheidet, durch die Bäume selbst und ihre
unterirdischen Organe zurückgehalten wird.
In den Pantanals an den westlichen Strömen dehnen diese
feuchten Waldinseln sich zu einer zusammenhängenden Uferwaldung
aus, weil durch das tiefe Niveau des Flussthals die Bewegung des
Wassers gemässigt wird. Dadurch unterscheiden sich diese Wälder
von den weniger geschlossenen und in der trockenen Jahrszeit ausgedörrten
Catingas, welche die Stromufer des Hochlands begleiten,
wo das stärkere Gefälle zu dessen nördlicher und östlicher Abdachung
die Entwässerung beschleunigt. Die Aehnlichkeit der Pantanals mit
den Urwäldern der Hylaea zeigt sich in der zunehmenden Menge der
Palmen, aber diese sind, wie in Ostbrasilien, mit einer reicheren
Mischung anderer Formen verbunden28). In dem Ueberschwem-
mungsgebiete treten neben den Rohrgräsern auch undurchdringliche
Bambusendickichte auf. feuchte Gründe werden von Farnbäumen
beschattet, beides Vegetationsformen, die hier, wie in Venezuela,
aus den nahen Andenthälern in die Tiefebene hinabrücken. Ebenso
ist aber auch noch unmittelbar am Fusse der bolivischen Andenerhebung
der Einfluss der Flora Ostbrasiliens in den Wäldern zu
erkennen, wo die Myrtaceenbäume vorherrschen. Nirgends sah
Weddell auf seinen den grössten Theil des tropischen Südamerikas
umfassenden Reisen die Bromelienform häufiger als hier, indem
deren Laubrosetten sowohl den Boden des Waldes bedeckten, als sie
auch unter den Epiphyten der Baumstämme überall hervortraten.
Noch weniger ändert sich bis zu den äussersten Westgrenzen der
brasilianischen Flora der Charakter der Catingas, wo diese Campos-
Wälder, dem dürren Boden folgend, mit den Pantanals wiederum
abwechseln: auch hier erzeugen sie die Formen des Säulen-Cactus
und eigenthümliche Palmen (die Saro-Palme, Trithrinax brasiliensis),
selbst die oben erwähnte Bombacee mit angeschwollenem Stamm
[Chorisia ventricosa) ist von den nordöstlichen Campos bis hierhei
nachgewiesen.
Diese Catingas sind die häufigsten Waldbildungen in den Campos
und bilden die auffallendste Erscheinung der brasilianischen
Landschaft 3°). Während der trockenen Jahrszeit fast durchaus unbelaubt,
sind die Bäume im Inneren des Hochlands von Bahia meist
nur 20 bis 40 Fuss hoch und stehen weitläuftiger als im Urwalde.
Bleibt, was in manchen Jahren der Fall ist, die Regenzeit aus, so
erblickt man, so lange die Dürre dauert, die Cacteen ausgenommen,
kein grünes Gewächs am Boden. Mit den Wäldern Europas verglichen,
zeigen die Catingas bei mancher physiognomischen Aehnlichkeit doch
eine weit grössere Mannigfaltigkeit der Bäume28) und des Gesträuchs.
Beginnt die Zeit der Entlaubung, so bleiben neben den immergrünen
Succulcnten auch andere durch Textur oder Behaarung der Blätter
besser geschützte Gewächse übrig, wie die Bromeliaceen, die Myrtenform.
Einige Hölzer werden leichter wieder belaubt als die übrigen,
wenn die Feuchtigkeit sich vermehrt. Sodann unterscheiden
sich die Catingas von den Wäldern der gemässigten Zone durch die
Menge der Parasiten und Epiphyten, die an den entlaubten Stämmen
grün bleiben. Wie die ersteren durch die Loranthusform vertreten
sind, so die letzteren durch die Bromeliaceen und Cacteen. In keiner
Formation Brasiliens sind die Cacteen, die verzweigten Säulen der
Cereen und die flachgegliederten Opuntien, so zahlreich und mannigfaltig
wie hier. Auch auf der dünnen, humusarmen Erdkrume dieser
lichten Wälder gedeihen sie vortrefflich. Der Wechsel der
Bestandtheile ist in den Catingas nicht weniger bemerkenswerth als
in den übrigen Formationen der Campos. Martius I3) fand an den
Ufern des Francisko diese Waldungen von denen anderer Gegenden
ganz verschieden zusammengesetzt, wenn auch ihr physiognomischcr
Charakter stets derselbe bleibt. Hier waren die Bäume, wiewohl
dem Flusse genähert, noch weniger hoch, ihre Bestände noch
lichter, und so gingen sie mit dem Abstande vom Flusse allmälig
in einen mit einzelnen Stämmen besetzten Campo über (den sogenannten
Taboleiro coberto).
Einförmige Wälder von geselligen Bäumen gleicher Art besitzt
Brasilien nur in den höheren, südlichen Breiten, im Osten die aus
der Araucarie gebildeten Pinheiros und in der weiten Ebene von
Gross Chaco jenseits des Parana die reinen Bestände der Wachsoder
Caranda-Palme (s. o.). Die Araucarien sowohl als diese Fächerpalme
sind beide auch dem tropischen Hochlande nicht fremd: die
erstere hört freilich schon in höherer Breite auf (180 S. B.j, aber
die Wachspalme begleitet den Francisko bis Pernambuco. Dass
sie aber erst in der gemässigten Zone zu ausgedehnten Wäldern
durch geselliges Wachsthum verbunden sind, hat vielleicht darin
seinen Grund, dass die tropischen Bäume der Catingas, die sie auf