kräftig genug, um einen aufsteigenden Luftstrom zu erzeugen, der
den atmosphärischen Druck vermindert und den Südwestmonsun so
weit über den Wendekreis hinaustreibt. Die aspirirenden Wirkungen
verstärken sich mit dem wachsenden Umfange des Festlands. Denn
dieser Linie niedrigsten Luftdrucks entspricht, wenn die Sonne sich
dem nördlichen Wendekreis nähert, im Verhältniss zum indischen
Meere die grösste Axe des asiatischen Kontinents, die von Beludschi-
stan zum nördlichen Japan denselben durchschneidet. In dieser
Richtung sind die Luftmassen, welche der feste Erdboden erwärmt
und in Bewegung setzt, am grössten, vom Einflüsse des Meers am
unabhängigsten. Das hohe Niveau Centralasiens drängt diesen
Aspirationsgürtel nach Süden, aber im östlichen Tief lande bildet er
sich aus.
Wenn nun im Frühlinge der nordöstliche Monsun, der den
Herbst und Winter hindurch vom Oktober bis zum April herrschte,
in den Südwest übergeht, der in den beiden anderen Jahrszeiten mehr
oder weniger regelmässig anhält, treten in China und Japan die
stärksten Niederschläge ein, welche im Mai und Juni dem jungen
Reis, dem Hauptgetraide des östlichen Asiens, zu Gute kommen.
Bis zu diesem Zeitpunkte war der Erdboden durch die nächtliche
Ausstrahlung abgekühlt, nun werden die Tage lang, die Wirkungen
der Sonne überwiegend. Die erhitzte Atmosphäre aspirirt jetzt die
weniger erwärmte Luft des indischen und chinesischen Meers und
verdichtet ihren Wasserdampf, bis allmälig sich das Gleichgewicht
zwischen Heiterkeit und Umwölkung des Himmels herstellt und im
Nachsommer eine grössere Trockenheit eintritt.
Diese regelmässigen Einwirkungen der Niederschläge auf diejenigen
Phasen der Vegetation, wo die grünen Organe, im stärksten
Wachsthum begriffen, der meisten Feuchtigkeit bedürfen, und die
hohen Temperaturen der heiterer werdenden Sommermonate, in denen
die Früchte sich ausbilden, werden längs der asiatischen Ostküste
vom Wendekreise bei Canton an bis zum nördlichen China und ebenso
in Japan beobachtet2). -Aber auch im Inneren des von Mittelgebirgen
und Hügeln durchzogenen, weiten Tieflandes sind dieselben Verhältnisse
nachgewiesen 3), so viel Wasserdampf auch hier dem Südwest-
monsum in den vorliegenden Landschaften Hinterindiens verloren
gehen muss. An dem oberen Yangtsekiang, in der Provinz Szetschuan
(28 3° ° N. B.) folgt dem heissen Frühling und dessen häufigen
Gewittern eine längere Regenperiode.
Während in Europa diesseits der Alpen, je nachdem der Wechsel
der Polar- und Aequatorialströmungen der vegetativen Entwickelung
günstiger ist oder nicht, Jahre der Fruchtbarkeit oder des
Misswachses Vorkommen und die Bewohner zufrieden sind, wenn sie
eine Mittelernte erzielen, kann in China die Bestellung des Ackers
so eingerichtet werden, dass der höchste Bodenertrag unfehlbar eintritt.
Das Wetter lässt sich sicher voraussehen und beschränkt nicht
die Reife der Körner, wenn die richtigen Früchte nach der Jahrszeit
ausgewählt wurden. Nur an seltenen Katastrophen, wie Wasser-
fluthen, können die Ernten zu Grunde gehen, oder wenn einmal, wie
es ausnahmsweise sich ereignen kann, die Niederschläge ausbleiben.
und dann ist in dem dichtbevölkerten Lande eine Hungersnoth die
unausbleibliche Folge. Der gewöhnliche Verlauf der Jahrszeiten ist
ebenso regelmässig geordnet wie unter den Tropen. Die alterthüm-
liche Sitte, dass der Herrscher des Landes an einem bestimmten
Tage selbst den Pflug ergreift und den Acker bestellt, erinnert
daran, dass man frühzeitig erkannte, wie alle Wohlfahrt des Volks
auf die Sorgfalt des Landbaus zurückzuführen ist. Wenn man allgemein
angenommen hat, dass dieBliithe der chinesischen Agrikultur
und die davon abhängige Dichtigkeit der Bevölkerung in den ausgeweiteten
Stromthälern neben der Fruchtbarkeit des Bodens nur die
Folgen sorgsamer, gartenähnlicher Bestellung und sparsamer Benutzung
stickstoffreichen Düngers seien, so treten diese Segnungen
betriebsamer und einsichtsvoller Arbeit doch weit gegen die Vortheile
des Klimas zurück, welche das östliche Asien vor Europa
voraus hat.
Da der Ackerbau nicht, wie bei uns, durch die Verbindung mit
der Viehzucht im Gleichgewichte der Fruchtbarkeit erhalten wird,
konnte der Anbau der Nahrungspflanzen sich erweitern. Die fruchtbaren
Erdkrumen sind in China dem Menschen durchaus dienstbar
gemacht, kein Raum ist den grösseren Hausthieren übrig geblieben.
Keine Wiese, kein Futtergewächs ist hier zu erblicken, nur Feldei
und Terrassenkulturen neben humuslosen Felsöden, die ursprüngliche
Vegetation ward auf die Höhen zurückgedrängt. Weniger als
in Europa ist geleistet worden da, wo die Natur den angemessenen
Boden versagte, die Scholle zu verbessern und auch dem spröderen
Erdreich die Früchte abzugewinnen. Dass, um den durch die Vernachlässigung
der Viehzucht verlorenen Dünger zu ersetzen, die Abfälle
und Fäulnissprodukte aus den Städten sorgfältiger gesammelt
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